Ich sitze gerade im Callcenter und checke meine e-mails. Mal wieder findet sich eine vom Provider rot markierte und mit der Meldung “Virus entfernt” versehene e-mail in meinem Postfach. Es handelt sich dabei um die bekannte Viren-mail Variante, die eine Rechnungsmail der Firma 1&1 zu imitieren versucht. Das hat dazu geführt, dass ich mich schon nicht mehr traue, die wahrscheinlich echten Rechnungsmails meines DSL-Providers 1&1 zu öffnen.
1&1 weißt in seinen authentischen mails natürlich auf die falschen Virenschleudern hin und nennt einige Erkennungsmerkmale, wie die echten von den falschen e-mails zu unterscheiden seien.
Das wiederum kopiert nun ganz frech die kontaminierte Mimikry-e-mail, dort heißt es:
“Unbekannte haben Millionen von E-Mails versendet, die sich als Rechnungen der 1&1 Internet AG tarnen.
Diese E-Mails versuchen den Rechner des Empfängers mit einem Virus zu infizieren.
Ausschließlich solchen E-mails wie dieser können Sie vertrauen. Öffnen Sie keinesfalls in gefälschten E-Mails angehängten Dateien!
Sie erkennen die Echtheit Ihrer 1&1 E-Mail-Rechnung an folgenden Merkmalen:
- Sie erhalten echte Rechnungen immer als ZIP Dateien
- Sie finden immer diesen Sicherheitshinweis darin”
Als Psychotante interessiert mich natürlich am meisten die Motivation des Täters. Was bringt einen Menschen dazu, Computerviren durch die digiatlen Weiten zu schicken?
Ist es kindische Schadenfreude? Von den angerichteten Schäden bekommt die Virenquelle ja meistens nichts mit. Oder geilt sich der Virenproduzent heimlich an den Medienmeldungen und Warnhinweisen auf und tanzt wie Rumpestilzchen um seinen PC? Das Erregen von Aufmerksamkeit ist bekanntlich ein sehr mächtiger Motivator, dabei gilt die Regel: negative Aufmerksamkeit ist besser als keine Aufmerksamkeit. Aber wie sieht es mit heimlicher Aufmerksamkeit aus? Es weiß doch keiner, dass Rumpelstilzchen der geniale Programmierer war, der mit seinem neuen Supervirus die Datenleitungen infiziert hat. Und wenn es doch bekannt werden würde, dann müsste sich Rumpelstilzchen vor Wut die Beine ausreißen.
Ich könnte ja verstehen, wenn jemand aus Rache einer bestimmten Person, Firma oder Amt einen Virus schickt, weil er sich für eine erlittenen Unrecht, Schmach, Streit etc. revanchieren will. Aber einfach so wahllos Viren an unbeteiligte Personen senden?
Wozu? Ist das nicht cyber-Terrorismus? Aber ein (in der materiellen Wirklichkeit agierender) Terrorist verfolgt ein politisches und/oder religiöses Ziel und wird getrieben von einer nicht mehr bezähmbaren Wut. Da in meine Seelensümpfe auch vor Wut brodeln, kann ich Wut als Motiv immer nachvollziehen. Sind Viren-Emittierer auch wütende Menschen? Oder setzen meine Überlegungen völlig falsch an, weil ich immer von einem Einzeltäter ausgehe? Werden Viren von Programmierer-Kommunen verschickt, die sich gegenseitig die Güte ihrer Kunst demonstrieren wollen? Oder stecken die Anbieter von Anti-Viren-Software dahinter, die sich durch die Invasion kleiner, böser Programme, einen reißenden Absatz ihrer Produkte erhoffen?
Fragen über Fragen. Wahrscheinlich stehen die Antworten längst irgendwo im Internet, aber bevor ich nach den Antworten suche, muss ich natürlich erstmal die Fragen stellen. Da allerdings das Mysterium der Viren-Produzenten auf meiner Mysterien-Liste nur geringe Priorität genießt, werde ich mir die Internet-Recherche sparen. Vielleicht fällt mir ja eines Tages des Rätsels Lösung auf den Kopf – na besser in den Kopf.
Allerdings ergibt sich als wichtige Konsequenz der wiederholten Viren-Attacken die Notwendigkeit regelmäßiger Daten-Backups auf CD-Rom oder besser DVD, da letztere Datenträger eine höhere Speicherkapazität haben. Den Verlust diverser Zappel-Gifs, Fantasybildchen und so fort könnte ich ja noch verschmerzen, was jedoch fatale Auswirkungen haben würde, wäre die Eliminierung meines Romans. Voller Graußen ist mir aufgefallen, wie leichtsinnig ich mit diesem kostbaren Schatz umgehe und ihn nicht mal von einem Drachen bewachen lasse. Schluck. Ich habe darauf hin schnell eine CD gebrannt, aber es ist viel zu umständlich, jedesmal nach wenigen Zeilen eine CD zu brennen, deshalb werde ich mir heute nach der Arbeit einen USB-Stick kaufen.
Dieser Blogeintrag ist das Produkt einer langweiligen Samstag-Schicht im Callcenter, die wenigstens genug Zeit ließ, um ein wenig nachzudenken und zu schreiben.
Der Beitrag wurde am Samstag 24. März 2007 um 12:28 veröffentlicht und wurde unter Oberwelt-Abenteuer abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. Kommentare sind derzeit geschlossen, aber Du kannst einen Trackback auf deiner Seite einrichten.