Persephone kann sich derzeit leider nicht selbst um ihr Blog kümmern.
Ihr geht es auf Grund ihrer Krebserkrankung sehr schlecht.
Nach einer weiteren schweren Operation im November wegen Komplikationen mit dem Darm und Aufenthalt auf einer Palliativstation über den Jahreswechsel wegen starker Schmerzen ist sie nun wieder zu hause und wird dort von einem ambulanten Pflegedienst betreut.
Leider muss sie inzwischen künstlich per Infusion ernährt werden, da sie nach der Legung des künstlichen Darmausgangs einen erneuten Darmverschluss hat, und auch eine Magensonde wegen ständigen Erbrechens blieb ihr nicht erspart. Dank einer Schmerzmittelpumpe mit Morphium hat sie zumindest keine Schmerzen, ist aber meist sehr müde.
Seit wenigen Wochen macht sie wieder eine Chemotherapie. Wir hoffen, dass diese anschlägt und sich ihr Zustand noch einmal bessert.
- Raven
(im Auftrag von Persephone, wo ich gerade zu Besuch bin)
Wer seine Meinung zu verschiedenen politischen Aussagen mit der Meinung diverser Parteien vergleichen möchte, geht zum Wahl-o-mat.
Dort kann man sein Ergebnis mit sieben oder acht Parteien seine Wahl vergleichen.
Hier ist mein Ergebnis.
Es ist in etwa so ausgefallen, wie ich es erwartet habe. Was mich allerdings wundert, ist das schlechte Abschneiden der Piraten-Partei, denn ich bin ein Fan der Piraten und unterstütze entschieden ihren Kampf gegen den Überwachungsstaat. Über den Haken bei den Piraten wird später noch zu sprechen sein.
Grün wähle ich schon lange nicht mehr. Sie haben ihren früheren innovativen Elan verloren und sind in der Realpolitik versackt.
Bei den Grünen habe ich immer ein schlechtes Gefühl. Wenn die CDU sich vorstellen kann mit den Grünen eine Koalition zu bilden und dies sogar tut (Grüne-CDU Koalition in Hamburg, Koalitionsverhandlungen im Saarland), dann kann mit den Grünen etwas nicht stimmern.
Ok, sie sind für:
Das klingt alles sehr gut. Positiv aufgefallen ist mir auch folgendes Zitat:
“Das Internet ist oft der letzte Hort der Freiheit in den Diktaturen
unserer Zeit und das einzige Tor zur freien Kommunikation.
Wir GRÜNE wollen eine freie Internetkultur. Diese
wird aber immer öfter bedroht. Staatliche Institutionen und
viele Unternehmen wollen das Internet einschränken, ihm
die Freiheit nehmen. Die Filterung des Datenverkehrs sowie
massenhafte und unbegründete Speicherorgien, wie die
Vorratsdatenspeicherung, lehnen wir strikt ab. Den aktuellen
Vorschlägen zur Einführung von Internetsperrlisten und den
Aufbau einer umfassenden Sperrinfrastruktur erteilen wir eine
klare Absage, da sie rechtsstaatlich und technisch unverantwortlich
sind.”
Es gibt allerdings eine Politikerin der Grünen, die ich überhaupt nicht leiden kann: Renate Künast.
Als Verbraucherschutz-Ministerin der rot-grünen Bundesregierung hat sich als Autorin des Buches:
Die Dickmacher: Warum die Deutschen immer dicker werden und was wir dagegen tun müssen
hervorgetan. Das ist eines dieser üblen Dickenhetzbücher. Was wir dagegen tun müssen, heißt es im Titel. Dick darf man also nicht sein bei den Grünen und das ist ein absolutes KO-Kriterium.
Nichtsdestotrotz habe ich im Wahlprogramm folgende Zitate gefunden:
“Wer Grün wählt zeigt jeder Form von Diskriminierung die rote Karte.”
“Aber Schönheit existiert in allen Größen. Wir wollen einen entspannten und selbstbestimmten Umgang mit dem eigenen Körper, dem Aussehen und dem Alter. Wer Grün wählt macht Schluss mit dem körperbezogenen Normierungswahn”
Ach tatsächlich? Hat Renate Künast da gerade nicht aufgepasst? Oder gelten den Grünen ihre eigene Sprüche nichts?
Frau Künast ist unlängst negativ als Fischmörderin aufgefallen, anzusehen auf der Homepage der Albert-Schweitzer-Stiftung. Dort steht auch, dass die Grünen im Stadtrat Hannover für ein neues Tierversuchslabor stimmen werden.
Es gibt eben doch einen großen Unterschied zwischen Wahlprogramm und Praxis.
Das reicht für mich, um die Grünen nicht zu wählen. Aber zumindest kann ich es nachvollziehen, wenn andere Menschen sie wählen und deshalb stehen sie bei den Wählbaren.
Die Piraten sind eine Themenpartei. Das ist ihre Stärke, denn sie wissen wovon sie reden. Und das ist gleichzeitig ihre Schwäche, denn viele Themen tauchen in ihrem Wahlprogramm gar nicht erst auf.
Ich kann das Wahlprogramm von vorne bis hinten unterschreiben. Es geht um besseren Datenschutz, um Freiheit, gegen staatliche Überwachung und Kontrolle und Zensur, keine biometrischen Daten und RFID-Chips in Pässen oder sonst wo, mehr Demokratie und Transparenz, keine Patente auf Lebewesen, Saatgut und Gene, gelockertes Urheberrecht und so fort.
Ich hoffe, dass die Piraten viele Stimmen bekommen und vielleicht eines Tages sogar in den Bundestag einziehen. Deutschland und der Rest der Welt braucht Freiheitskämpfer wie die Piraten. Ich hatte sie mit meiner Unterschrift unterstützt, damit sie in Hessen überhaupt kandidieren dürfen.
Zu den Themen, bei denen mir der Wahl-o-mat eine Nichtübereinstimmung mit den Piraten bescheinigt, machen die Piraten gar keine Aussage. Keine Aussage wurde offenbar als Nichtübereinstimmung gewertet. Das betrifft für mich bedeutsame Themen wie Tierschutz und Sozialpolitik. Auf einem Wahlplakat habe ich gelesen, dass sich die Piraten zum Humanismus bekennen. Klingt auf den ersten Blick gut, nur ist Humanismus eine durch und durch atheistische und unspirituelle Weltanschauung, mit der ich mich nicht identifizieren kann.
Ich werde die Piraten daher nicht wählen, wünsche ihnen aber viele Stimmen.
Die LINKE ist das neue soziale Gewissen Deutschlands. Ich habe sie schon einige male gewählt, weil sie die Lobby der armen und schwachen in der Gesellschaft sind. Sie wollen korrigieren, was die rotgrüne Bundesregierung unter Schröder verbockt hat. Das bedeutet u.a. Hartz IV abschaffen und Leiharbeit deutlich reduzieren und die Frist der Arbeitnehmerleihe von zwei Jahre auf sechs Monate reduzieren.
Die Stärkung der Leiharbeit war von Rot-Grün damals als Meilenstein im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit gefeiert worden. In Wirklichkeit schufen sie damit Arbeitnehmer zweiter Klasse, die für einen Bruchteil des Lohns ihrer fest angestellten Kollegen schuften mussten und dabei auch sonst schlechter behandelt wurden. Schaut man sich die Stellenangebote auf der Homepage der Agentur für Arbeit an, so findet man neben Direktmarketing-Angeboten (würg) fast nur Stellenangebote von Zeitarbeitsfirmen.
Banken sollen stark kontrolliert, Sparkassen auf das Gemeinwohl verpflichtet werden. Alle Bürger sollen Anspruch auf ein kostenloses Girokonto haben, richtig so.
Energiewende, Klima- und Umweltschutz, umweltfreundliche Verkehrs- und Landwirtschaftspolitik, Sozialtickets zum Bahnfahren für einkommensschwache Menschen (JAA, her damit), keine neuen Autobahnprojekte, Nachtflugverbot, Subventionierung von Flughäfen beenden.
Einige vielversprechende Zitate aus dem Wahlprogramm:
“DIE LINKE kritisiert seit
langem, dass Unternehmen bezahlte
Lobbyistinnen und Lobbyisten in
Bundesministerien entsenden.
”
“Petitionsrecht bürgernäher und
transparenter gestalten: Sitzungen des
Petitionsausschusses für Bürgerinnen
und Bürger öffnen; die Bedeutung
von Massen- und Sammelpetitionen
stärken und das erforderliche Quorum
für eine öffentliche Anhörung von
50 000 Unterschriften auf 20 000
herabsetzen;”
“DIE LINKE garantiert: Mit uns wird
es nach der Wahl keinerlei Kürzungen
der Sozialleistungen und keine Belastung
von Sozialversicherten geben.
Wir fordern alle anderen Parteien auf,
mit uns in einem überparteilichen
Pakt eine Sozialstaatsgarantie durchzusetzen.
”
“die elektronische Gesundheitskarte
nicht einführen, das Recht auf
informationelle Selbstbestimmung
schützen: mit einem Verzicht den
Zugriff von Gesundheitsdienstleistern,
Pharmafirmen und vor allem Arbeitgebern
auf eine elektronische Krankenakte
langfristig ausschließen, den
kranken Menschen statt den gläsernen
Patienten in den Mittelpunkt solidarischer
Gesundheitspolitik stellen”
“das Recht auf informationelle
Selbstbestimmung der informierten
Bürgerinnen und Bürger verteidigen:
die Vorratsdatenspeicherung beenden;
auf Online-Durchsuchungen
und Zensurmaßnahmen im Internet
verzichten, verdeckte Ermittlungsmethoden
wie Video-, Späh- und Lauschangriffe
und Rasterfahndung abbauen”
“den derzeitig völlig »freien« Drogenmarkt
durch ein Abgabemodell für
Cannabis regulieren, welches den
Besitz, Erwerb, Anbau und Handel
unter Berücksichtigung des Jugendschutzes
legalisiert.
“
Und vieles Gute mehr. Insgesamt gefällt mir das Programm der LINKEN besser als das der GRÜNEN.
Es mag Leute geben, die das alles nicht für realisierbar halten. Richtig, so lange man es im Kopf nicht für realisierbar hält, kann es sich auch nicht in der Wirklichkeit niederschlagen, aber zum Glück gibt es phantasievollere Denker.
Bei wem schon die LINKE aus dem Ereignishorizont fällt, der wird mit der nächsten Partei noch größere Schwierigkeiten haben, dabei haben die Violetten meine volle mentale Unterstützung.
Im Gegensatz zu den Piraten verstehen sich die Violetten als eine spirituelle Partei. Sie treten aber nur in Bayern, Baden-Württemberg und Berlin zur Wahl an, so dass ich sie gar nicht wählen könnte.
Trotzdem sei hier ein kurzer Blick auf die Violetten gewagt.
Sie wirken noch sehr unbeholfen, es gibt kein richtiges Parteiprogramm, nur ein paar sehr allgemeine, nicht konkrete Aussagen. Die sind allerdings sehr unterstützenswert. Die Violetten wollen eine Abkehr von dem rein materialistischen Weltbild, Spiritualität soll und muss auch in der Politik eine Rolle spielen.
Sie sind unter anderem für:
Meine Anmerkungen dazu:
Selbsterkenntnis führt nach der alten hermetischen Regel zur Welterkenntnis. Eine vollkommene Trennung von Kirche und Staat gibt es in Deutschland leider nicht. Die Kirchen mischen sich überall ein, manchmal zum Gute und manchmal zum Schlechten je nachdem, wie man es sieht – die CDU hat diese Einmischung in ihrem Parteiprogramm verankert. Damit soll Schluss sein und das ist gut so. Statt Religionsunterricht sollte es für alle Ethikunterricht geben. Wer eine religiöse Unterweisung haben möchte, sollte dies von seiner Religionsgemeinschaft selbst erhalten.
Die GRÜNEN haben zwar mit der Kirche nichts am Hut, dafür um so mehr mit dem Islam. In ihrem Programm fordern sie eine bessere Integration von Islam in unsere Kultur, also mehr Moscheen, Islamunterricht an Schulen. Auch wenn es Argumente gibt, die dafür sprechen: Islam besser integriert als schwellender Fundamentalismus im Untergrund, so brauche ich neben der Einmischung der Kirche nicht auch noch den Islam.
Das kirchliche Christentum und der Islam sind absolutistische Religionen mit dem Anspruch jeweils die alleinige Wahrheit zu besitzen. Solche intoleranten Glaubenssysteme sind grundsätzlich abzulehnen.
Die Umsetzung der Vision der Violetten setzt einen Bewusstseinswandel in der Bevölkerung voraus. Viele sind schon auf dem rechten Weg, noch mehr aber stecken tief in der Falle aus Konsumterror und leerer Äußerlichkeiten – hier bleibt zu hoffen, dass wir den hundertsten Affen überzeugen, um das morphogenetische Feld um zu programmieren.
Die Vision der Violetten mag vielen unrealistisch erscheinen. In Wahrheit jedoch ist sie der einzige Weg, der uns retten wird.
Das Böse, profitgierige Firmen, die über Leichen gehen, und Politiker, die sich von ihnen korrumpieren lassen, ist sehr stark. Es ist wirklich ein Kampf Gut gegen Böse mit allen Schattierungen dazwischen.
Ich hoffe, dass die Violetten wachsen und sie auch in Hessen wählbar werden. Ich könnte mir sogar vorstellen Mitglied zu werden.
Und endlich, last but not least:
Die Tierschutzpartei besticht durch ihre Plakate. Anstatt irgendwelche Politikerfratzen mit müden Slogans abzubilden sind süße Tierbilder zu sehen.
Während alle Parteien von CDU bis zu den LINKEN (ausgenommen Die Violetten) die Themen Arbeit und Wirtschaft in den Vordergrund stellen und den Menschen dadurch abhängig von Erwerbsarbeit und Wirtschaft machen, appelliert die Tierschutzpartei an das Mitgefühl für unsere Mitgeschöpfe.
Mitgefühl ist nicht nur im Buddhismus der Schlüssel zu Weisheit und Befreiung. Mitgefühl für alle Wesen ist der Weg zurück zur Liebe Gottes, zur göttlichen Alleinheit oder wie immer man es nennen will.
Wie man sich denken kann, steht die Tierschutzpartei für folgendes ein:
Hm, nun bin ich ja Vegetarierin, lebe aber nicht vegan. Ich finde es auch nicht verwerflich, wenn man Kühe zur Milchgewinnung oder Hühner zum Eierlegen hält, so lange die Tiere respekt- und liebevoll behandelt werden. Auch für Schafe, die mit ihrem Hirten über die Wiesen ziehen, kann ich nichts schlimmes entdecken, so lange die Schafe und Lämmer nicht getötet werden und beim Scheren achtsam mit ihnen umgegangen wird.
Die Schließung von Wildparks und Zoos kann ich zwar nachvollziehen, aber dann hätten Wildtiere noch weniger Lebensraum, in dem sie geschützt sind, außerdem besuche ich gerne Wildparks.
Alles in allem gefallen mir die Violetten besser, weil sie als einzige aller Parteien, mehr Spiritualität in die Welt bringen möchten. Da ich die Violetten in Hessen aber nicht wählen kann, wird meine Zweitstimmer wohl an die Tierschutzpartei gehen. Erststimme wahrscheinlich links.
So, jetzt reicht es mir aber mit Politik. Beim nächsten mal kommen wieder persönlichere Themen dran.
]]>Auch dickspeckige Waldamen wie ich sind am 27.September zur Bundestagswahl aufgerufen, denn noch hat man dicken Menschen das Wahlrecht nicht entzogen, obwohl die Dickenhetze in den Medien vermuten lässt, dass man gewichtigen Menschen das Recht auf Menschenwürde versagt hat. Aber das ist eine andere Geschichte, demnächst in diesem Blog ….
Einmal mehr stehe ich vor der Frage, was soll ich wählen? Macht es überhaupt einen Unterschied, ob ich wähle oder nicht? Politiker, Regierungen tun doch sowieso immer das, was ich keinesfalls will. Trotzdem mache ich immer brav meine Kreuzchen, war sogar bei der wenig besuchten Europawahl und schnitt mein politischen Willen in den rotroten Kreis ein.
Bitte nur ein Kreuz, mahnte der Wahlhelfer, als er mir den Wahlzettel damals in die Hand drückte. Ich hielt es für einen Scherz. Ja, ja, jeder nur ein Kreuz wie bei Monty Phyton entgegnete ich lachend. Erst hinter her dämmerte mir, dass der Wahlhelfer nicht in das Leben des Bryan abgeglitten war. Bei der Europawahl gab es nur eine Stimme, bei Landtags- und Bundestagswahlen gibt es zwei.
Zurück zum Thema.
Zunächst möchte ich mich mit dem politischen Gegner befassen, mit den Schwarzen und den Gelben und der Schreckensvision von einer schwarzgelben Koalition.
Werfen Dir doch mal einen Blick in die Wahlprogramme. Das Problem mit Wahlprogrammen ist, und das gilt für alle Parteien, dass sie stets euphemistisch ausformuliert sind und es schwer ist, die wirklichen Absichten unter den schönen Worten heraus zu lesen. Es ist daher empfehlenswert, auch Sekundärliteratur zu Rate zu ziehen.
Wir haben die Kraft prangt es allerorten von den CDU-Wahlplakaten. Oh ja, die CDU hat die Kraft, daran zweifele ich nicht. Fragt sich nur: wozu hat sie die Kraft?
Ich greife mal ein paar Punkte aus dem 94 Seiten langen Wahlprogramm auf.
Thema Verkehr S.21-23
Die CDU will den Verkehrs-Overkill. Noch mehr Straßen, noch mehr und größere Flughäfen, als sei Deutschland nicht schon von einem engen Netz aus Verkehrswegen durchzogen.
Der Luftverkehr ist Mobilitätsfaktor und Jobmotor für Deutschland. Die “Initiative Luftverkerh” hat sich als wichtiges Instrument im Zusammenspiel von Politik und Wirtschaft bewährt und wird fortgesetzt. Gerade für eine weltweit wettbewerbsfähige Wirtschaft braucht Deutschland ein Netz gut erreichbarer Flughäfen. Wir werden die Kapazitäten der Flughäfen dem zukünftigen Wachstum anpassen.
Was das bedeutet demonstriert Hessenableger Roland Koch mit gewaltiger Deutlichkeit. Gegen den erklärten Bürgerwillen einer gesamten Region wird der Ausbau des Frankfurter Flughafens mit wahnsinniger Kaltschnäuzigkeit voran getrieben. Wie ein Monster-Heuschrecke frisst sich der Flughafen immer weiter durch Wald und Flur und hinterlässt eine Wüste aus totem Beton.
291 Hektar Wald, darunter auch Bannwald, der Anfang der 90er Jahre als Schutz gegen eine erneute Flughafenerweiterung ausgewiesen worden, fiel dem Mordwerkzeug der Holzfäller zum Opfer. Das sind 40% mehr Wald, als für die Startbahn West gefällt wurde.
Und das alles, obwohl es zweifelhaft ist, ob die Fluggast-Zahlen überhaupt in die Höhen wachsen, die von Flughafenbetreibern immer behauptet werden.
Mit Totschlag-Argumenten Wirtschaft und Arbeitsplätze werden alle anderen Bedenken ausgeräumt. Klimaschutz- und Umweltschutz, für die sich Frau Merkel doch angeblich so stark macht, was auch mehrfach im Wahlprogramm betont wird, müssen sich dem Irrglauben an unendliches Wirtschaftswachstum unterordnen.
Thema Mindesteinkommen und Arbeit S.29ff.
Sozial ist, was Arbeit schafft, heißt es im Wahlprogramm. Gleichzeitig spricht sich die CDU gegen Mindestlöhne aus und verkauft Menschen an Dumpinglöhne, die moderne Form der Leibeigenschaft.
Stattdessen spricht die CDU von Mindesteinkommen, will heißen, wer unter Hartz IV-Niveau verdient, kann sich sein Einkommen mit Arbeitslosengeld II aufstocken lassen. Arbeitslosengeld für Arbeitende? Wie abartig ist das denn?
Was ist die Botschaft, die den Menschen vermittelt wird? Deine Arbeitskraft ist es nicht mal Wert, dass wir Dir einen Lohn zahlen, von dem Du gut leben kannst. Stattdessen darfst Du als Bittsteller bei den Behörden vorstellig werden. AlgII beantragen heißt, einen Berg von Formularen abarbeiten, seine Vermögensverhältnisse und Kontoauszüge offen legen, sich immer wieder der Willkür der Sachbearbeiter aussetzen, warten, falsche Berechnungen reklamieren oder fälschlicherweise vorgeladen werden, obwohl man doch schon arbeitet.
Derweil verprassen die Banken lustig weiter ihre staatsgeschenkten Milliarden, für die natürlich der Steuerzahler aufkommen muss. Hauptsache Aktienkurs, Dividende und Abfindung für Missmanagement stimmen.
Das Vermögen ist falsch verteilt und eine zu große Schere zwischen arm und reich ist schlecht für ein Gemeinwesen.
Bürgerkontrolle
Als ich das Plakat sah, als ich mit Frank im Auto durch Hannover fuhr, imitierte ich mit den Armen einen Maschinenpistole und presste Schußlaute aus meiner Kehle.
Da sitzt eine nachdenklicher Bundesinnenminister Schäuble über eine Zeitung gebeugt und in großen Lettern steht neben ihm: SICHERHEIT UND FREIHEIT.
In dem Sci Fi Film “They Live” haben kapitalistisch gesinnte Außerirdische die Erde infiltriet und bombadieren die Menschen allseits mit versteckten Botschaften wie: Kaufe und Gehorche. Diese Botschaften kann man nur durchschauen, wenn man eine spezielle Brille trägt.
Wenn ich meine Brille aufziehe, lese ich hinter dem CDU-Slogan: SICHERHEIT für die Regierung und UNFREIHEIT für die Bevölkerung.
Mit dem Argument eines nicht vorhandenen Terrorismus will die CDU eine immer stärkere Kontrolle der Bürger durchsetzen. Stichworte sind hier Online-Durchsuchung, biometrische Daten in Pass und Personalausweiß, Internetzensur und nicht zu letzt die elektronische Gesundheitskarte, die uns alle zu gläsernen Patienten machen soll. Gerade im Zusammenhang mit Gesundheit als Ersatzreligion ist die elektronische Gesundheitskarte besonders gefährlich.
Hier zur Entspannung das Video: “Du bist Terrorist”
Überhaupt nicht mehr zum Lachen ist die neue Funkerkennungstechnologie RFID, von der ich erstmals im CDU-Wahlprogramm erfahren habe. Ich habe im Internet nach Informationen darüber gesucht, das meiste ist begeistertes Technogebabbel. Doch meine Intuition ließ meinen Magen Karussell fahren. RFID ist eine Technologie des Bösen, alle anderen Formulierungen währen euphemistisch. RFID führt zur totalen Verhaltenskontrolle:
Entdeckt haben die Forscher auch die Furcht vor einem “technologischen Paternalismus”: Das sei wie bei neueren Autos, in denen die Anschnallpflicht mit einem nervenden Pfeifton durchgesetzt würde, erläuterte Spiekermann den Begriff. Künftig werde etwa das in der Bibliothek falsch ins Regal eingeräumte Buch laut piepsen und auch die versehentlich in den Haushaltsmüll entsorgte Batterie Alarm schlagen. Ihrer Ansicht nach sind die Geschäftsmodelle der RFID-Verfechter auf eine solche Sanktionierung durch die Radio Frequency Identification ausgerichtet.
zitiert nach: http://www.heise.de/newsticker/RFID-Furcht-vor-technologischem-Paternalismus–/meldung/51754
RFID-Chips sollen an Waren angebracht sein, so dass die Gefahr besteht, kontrollieren zu können, wer was wann kauft und benutzt.
Im Wahlprogramm der CDU steht zu diesem wichtigen Thema nur ein kleiner Satz:
Bei der Einführung von Funkerkennungsetiketten (RFID) gewährleisten wir den Datenschutz.
Die Wirklichkeit sieht anders aus:
Die zusätzliche Aufforderung an die Bundesregierung, möglichst rasch eine Sachverständigenkommission einzusetzen, die Empfehlungen für den Gesetzgeber erarbeiten soll, trifft sich mit den Vorstellungen des Bundesdatenschutzbeauftragten. Er hatte bereits eine Ergänzung des Datenschutzrechts gefordert. Die bisherige Haltung der Bundesregierung lässt allerdings nicht vermuten, dass sie diesen Forderungen folgen wird: In der Antwort auf eine kleine Anfrage der FDP hat sie gerade verlauten lassen, dass für sie “kein ergänzender datenschutzrechtlicher Regelungsbedarf erkennbar” sei.
zitiert nach: http://www.heise.de/newsticker/Sachverstaendige-warnen-vor-moeglicher-Ueberwachung-durch-Funketiketten–/meldung/48030
siehe auch: http://www.heise.de/newsticker/Bundesregierung-sieht-keinen-Regelungsbedarf-bei-RFIDs–/meldung/47743
Es wird noch weiter gehen. Man muss nicht hellsichtig sein, um zu wissen, was kommen wird:
Jedem Menschen wird ein RFID-Chip unter die Haut gepflanzt werden. Die absolute Kontrolle der Menschen, wie man sie aus düsteren Zukunftsprognosen kennt, ist dann Realität. Es ist zu vermuten, dass die Chips über eine Massenimpfung in den Körper gelangen. Dazu dient das Erfinden angeblich gefährlicher neuer Virenstämme, gegen die unbedingt geimpft werden muss. Das hysterische Getue um die Schweinegrippe kann man als Testlauf ansehen.
Wer CDU wählt, wählt Unfreiheit, Tierquälerei, Lohndumping.
Koalitionswunschpartner der CDU. Intimfeind der CSU, die Angst hat, die FDP könnte ihr Ministerposten wegnehmen.
Thema Freiheit
Freiheit trägt die FDP schon im Namen und tatsächlich unterscheidet sie sich von der CDU in diesem Thema.
Auf Seite 26 des Wahlprogramms steht:
Eine Gesellschaft ist nicht freier, je intensiver ihre Bürger überwacht, kontrolliert und beobachtet werden. [...]
In den letzten elf Jahren haben die Regierungen gegen den Widerstand der FDP immer mehr Freiheitsbeschränkungen durchgesetzt. [...] Seit 1998 hat ein dramatischer Abbau von Bürgerrechten statt gefunden.
Und weiter:
Datenschutz gehört ins Grundgesetz. Das Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung muss im Grundgesetz ausdrücklich verankert werden.
Sehr lobenswert, aber das war dann auch schon alles Gute. Mehr noch als die CDU steht die FDP für einen profitorientierten Kapitalismus.
Leistung, Leistung, Leistung
Zitate aus dem Wahlprogramm:
“Die FDP ist der Anwalt der Mitte der Gesellschaft. Die Mitte steht gegen Extreme, aber sie ist mehr als etwas zwischen links und rechts. Sie ist vor allem eines: eine Grundhaltung. Für sie sind Leistungsbereitschaft, Fleiß und Aufstiegswille keine Fremdwörter. Ihr Denken in Generationen und sozialen Zusammenhängen, ihr Verantwortungsbewusstsein und ihr Fleiß, ihre Eigenverantwortung und der starke Leistungswille sind das Fundament unserer Gesellschaft.” [Fettdruck von mir]
Seite 3
“Leistung muss sich lohnen”[sic:Fettdruck im Original]
Seite 4
“Gemeinsam mit dem leistungsgerechten Bürgergeld folgt dieses Gesamtsteuer- und Transfersystem durchgehend den Prinzipien der Leistungsgerechtigkeit und Leistungsbelohnung und vermeidet Missbrauch zu Lasten der Bürgergemeinschaft.”
[Fettdruck von mir] Seite
“Bequemlichkeit hornorieren wir nicht” Seite 6
Wohl in keinem anderen Wahlprogramm kommt das Wort Leistung in allen erdenklichen Varianten so oft vor wie bei der FDP.
Doch welche Leistung soll hier belohnt werden? Sicher nicht die kreative Schöpfung eines Gemäldes, Kleides oder anderer kleinen Dinge, die das Leben verschönern, auch nicht die Arbeit in einer Suppenküche für Obdachlose, die Betreuung verstoßener Tiere oder der Kampf für mehr Tier- und Menschenrechte.
Auch der Wachmann eines privaten Sicherheitsdienstes, die Friseuse oder Klofrau dürfen nicht auf eine Belohnung ihrer Leistung hoffen, denn Mindestlöhne gibt es mit der FDP nicht.
Wer hier belohnt werden soll, sind die Karrieristen, die sich nach oben boxen, die Wirtschaftselite, die auf den Normalbürger als Minderleister herab sieht.
Der Kapitalismus ist extrem selektiv in den Begabungen, die als Leistung anerkannt und belohnt werden. Verkaufen, verkaufen, verkaufen, ein Produkt, eine Meinung, das öffentliche Bild eines Unternehmens und so fort.
Leistungsdruck, steigende Arbeitszeiten, Schichtarbeit, Hyperflexibilität – der Wert eines Menschen wird bemessen an seinem Leistungswillen und Leistungsfähigkeit in der Erwerbsarbeit. Der Sinn des Lebens ist die Arbeit.
Dafür steht die FDP und ich komme aus dem Würgen nicht mehr heraus. Viele Menschen leiden unter ihrer Arbeit, man braucht nur mal den Gesprächen in einer S-Bahn zu lauschen. Einer erhebliche Zahl davon wird krank: Burn out, Depression, psychosomatische Krankheiten, oder versteigen sich in ihrem Durchhaltewillen zur Einnahme von Psychopharmaka, Ritalin, Prozac, Amphetamine. Neurodoping nennt man das.
Seltsamerweise geht es der FDP gut in der Krise. Dabei waren doch gerade profitgierige, unkontrollierte Finanzjongleure, welche die Krise verursachten und zur Klientel der FDP gehören.
Zu diesem Thema habe ich einen Kommentar bei Welt online gefunden.
Industrielle Landwirtschaft
Die FDP fordert mehr Forschung in der Landwirtschaft und eine zweite grüne Revolution auf dem Acker.
Damit ist Gentechnik und der Einsatz von Produkten eines Konzerns wie Monsanto gemeint, der z.B. Saatgut verkauft, welches so manipuliert ist, dass es sich selbst nicht mehr reproduzieren kann. Zweifellos gehört Monsanto auf die Seite des Bösen. So war Monsanto auch Hersteller von Agent Orange, ein Gift, dass im Vietnamkrieg zur Entlaubung der Wälder verwendet wurde. Ziel von Monsanto ist es, die Landwirtschaft unter seine Kontrolle zu bringen.
Zitat aus dem Wahlprogramm Seite 25:
“Der Klimawandel führt zur Ausbreitung bisher unbekannter Schadorganismen (Blauzungenkrankheit, Maiswurzelbohrer). Die Agrarforschung muss darauf vorbereitet sein und rechtzeitig Bekämpfungsstrategien entwickeln.”
Die Blauzungenkrankheit befällt Kühe. Die schulmedizinische Bekämpfungsstrategie besteht aus einer Massenimpfung aller Kühe. Diese Impfung ist jedoch gefährlich, da in vielen Fällen Impfschäden auftreten. Bauern, die ihre Kühe nicht impfen lassen wollen, werden unter Polizeigewalt dazu gezwungen.
Diese Impfung schadet mehr als das sie nützt und es ist unwahrscheinlich, dass eine natur-vergewaltigende Agrarforschung a la Monsanto eine Bekämpfungsstrategie entwickeln kann, die gut für Tier und Mensch ist.
Noch ein Zitat Seite 25:
“Die FDP tritt für eine effiziente und nachhaltige High-Tech-Landwirtschaft ein.”
[sic: Fettdruck im Original]
Das bedeutet wohl nichts anderes als die Vernichtung der bäuerlichen Landwirtschaft zu Gunsten einer industriellen Landwirtschaft mit Gentechnik, patentierten Lebewesen und noch mehr Tierquälerei durch Massentierhaltung.
Arbeiten bis der Arzt kommt, Tierquälerei, soziale Unsicherheit, Gentechnik in der Nahrung, das alles bekommt man, wenn man FDP wählt.
Von Gerhard Schröders Verrat an der sozialen Sache hat sich die SPD bis heute nicht erholt. Schröder hat seine Wähler, zu denen ich auch gehörte, verarscht. Stichworte: Hartz-Gesetze und Agenda 2010.
Fördern und Fordern heißt es seither bei der Behandlung von Arbeitslosen. Ein Motto, das die CDU auch in ihrem Wahlprogramm verkündet. Dieser Satz jagt meine Magensäure die Speiseröhre hinauf.
HartzIV ist kein Gesetz gegen die Arbeitslosigkeit sondern ein Gesetz gegen Arbeitslose. Es geht nicht darum, gemeinsam mit dem HartzIV-Bezieher die individuelle Zukunft zu planen und zu verwirklichen und einen Arbeitsplatz zu finden, der zu dem Bewerber passt. Es geht nur darum, den Sozialschmarotzer zu beherrschen und so schnell wie möglich in einen dreckigen Job rein zu drücken. Wer aufmuckt bekommt die Bezüge gekürzt. Wer gerade nicht vermittelt werden kann, wird in so genannte Maßnahmen gesteckt, oft gegen den Willen der Betroffenen und meistens ohne Sinn oder Verbesserung der Vermittlungschancen. Wer so eine Maßnahme nicht freiwillig macht, wird sowieso höchstens körperlich anwesend sein und das Geschwafel geistig boykottieren, wenn er sich nicht gleich krankschreiben lässt.
Sicher sind einige SPD-Wähler zu den LINKEN abgewandert.
Als Koalitionspartner der CDU hat die SPD viele Fehlentscheidungen der CDU mit getragen. Ich denke hier an Internetzensur, online-Durchsuchung, elektronische Gesundheitskarte.
Dennoch ist die SPD auf jeden Fall der CDU vorzuziehen. Etliche Punkte aus dem Programm der Sozialdemokraten findet meine Zustimmung:
Das sind erhebliche Unterschiede gegenüber CDU und FDP, aber offenbar gelingt es Frank Walter Steinmeier nicht, sich von der CDU abzusetzen und sein eigenes Profil zu verdeutlichen. Wie ich gehört habe, soll das TV-Duell Merkel versus Steinmeier eher wie eine Koalitionssitzung als wie ein Wahlkampf-Duell abgelaufen sein.
Mit seinem Deutschland-Plan: Vollbeschäftigung 2020 lehnt er sich zu weit aus dem Fenster und wird unglaubwürdig.
Schwammig bleibt die Aussage zum Thema Sicherheit vor Freiheit:
“Unsere Gesetze, die mit Grundrechtseingriffen im Kampf gegen den internationalen Terrorismus verbunden sind, werden wir regelmäßig auf Verhältnismäßigkeit und Erforderlichkeit überprüfen.” Wahlprogramm Seite 71
Internationaler Terrorismus? Ja wo ist er nur? Grundrechtseingriffe? Nein Danke!
Immerhin spricht sich die SPD für ein verbessertes Tierschutzgesetz aus, ebenso für Volksentscheide auf Bundesebene, ein gesetzliches Lobby-Register, Kennzeichnung gentechnisch veränderter Lebensmittel-
Nur ein kleiner Absatz ist der Landwirtschaft gewidmet, zu diesem Thema haben CDU und FDP weit mehr geschrieben, dabei ist es ein wichtiges Thema, da die Landwirtschaft die Basis aller Wirtschaften ist und unsere Lebensgrundlage produziert. So bleiben viele Fragen offen.
Insgesamt hat die SPD mildere Ansätze als CDU und FDP, etwas weniger von allem: weniger Kapitalismus, weniger Gentechnik, weniger Tierquälerei, weniger Lohndumping, weniger Atomkraft, weniger Überwachung.
Aber das alles ist mir zu wenig, es geht mir nicht weit genug.
Wer SPD wählt, wählt ein wenig von allem.
Fortsetzung folgt; Teil 2: Die Wählbaren
]]>Auf der Daila Lama-Veranstaltung im Juli 2009 hatte ich mir Prospekte von buddhistischen Einrichtungen in Frankfurt mitgenommen. Die Webseiten des Tibethauses und der Pagode Phat Hue fand ich beide sehr ansprechend und einladend für einen Besuch.
Die Pagode arbeitet in der Meditation allerdings mit Zen-Buddhismus, der für mich dekadente Europäerin zu hart ist. Ich entschied mich daher, einen Meditationskurs im Tibethaus zu besuchen und meldete mich Anfang August für den eintägigen Kurs am 29.August 2009 an. Da das Tibethaus nicht kommerziell arbeitet, war die Kursgebühr von 30€ auch für meinen kleinen Geldbeutel erschwinglich.
Ich habe mich zwar gegen den Buddhismus als meine Religion entschieden, doch für Geist und Meditation sind Buddhisten Experten und Meditation ist unbestreitbar ein guter Weg, um seine Ego-Identifikation zu überwinden und sich an die geistige Dimension rück zu erinnern.
Zur Zeit der Anmeldung las ich zudem das Buch: “Das tibetische Buch vom Leben und Sterben” von dem tibetischen Meister Sogyal Rinpoche.
Das Buch ist ein Bestseller, soll auch in der westlichen Sterbebegleitung weit verbreitet genutzt werden und hatte 24 begeisterte Bewertungen auf amazon.de bei nur einer Gegenstimme.
In dem Buch wird detailliert der Sterbeprozess und die Zeit im Zwischenreich zwischen Tod und nächster Wiedergeburt beschrieben und was man alles tun kann, um sich auf den Tod vorzubereiten.
Fazit: Wenn man bisher keine Angst vor dem Tod hatte, nach diesem Buch hat man Angst.
Man müsse sich ein Leben lang auf das Sterben vorbreiten, denn der Moment des Todes sei ein kritischer Moment. Ein falscher Gedanke in diesem Moment und schwupp saust man in die Hölle hinan, ein erleuchtetes Bewusstsein und ups landet man im Nirwana.
Alle anderen müssen damit rechnen im Jenseits von den Monstern ihres Unterbewusstseins verfolgt zu werden, ein ganz düsteres Bild wird gezeichnet und vor lauter Jenseitsschrecken wird man in die nächste Wiedergeburt hinab gezogen, ob man nun will oder nicht.
Wer dem Schrecken entgehen wolle, müsse sich durch jahrelange diszipliniertester Meditation auf das Sterben vorbereiten, wobei die meisten Meditationstechniken nur über einen Meister zu erlernen sind.
Schluck, da stehe ich dumm da ohne Meister und als Meditationsmuffel.
Ich hatte mir den Tod immer als friedlich und freundlich vorgestellt, Gevatter Tod nimmt mich liebevoll in seine Arme und bringt mich heim. Sollte doch alles ganz anders sein? Haben die erfahrenen Tibeter Recht? Das Tibetische Totenbuch auf das sich Sogyal Rinpoche bezieht, liegt noch auf meinem Stapel der zu lesenden Bücher.
Das ist der Hintergrund, der mich motivierte, mich bei dem Kurs anzumelden. Bestärkt wurde ich noch, als ich erfuhr, dass sich Jos, die Raven und ich beim Daila Lama getroffen hatten, auch angemeldet hatte.
Das Tibethaus befindet sich in Frankfurt Bockenheim nicht weit von der Leipziger Straße. Ich memorierte den Fußweg von der Haltestellte Kirchplatz (U6/7) aus bei Googlemaps.
Der Tag im Tibethaus
Im Frankfurter Hauptbahnhof holte ich mir auf dem Weg zur U-Bahn einen Kaffee und ließ mir Zeit. Trotzdem war ich schnell am Kirchplatz und stellte zufrieden fest, dass die Straßen tatsächlich so verliefen, wie ich es mir auf Googlemaps gemerkt hatte. Eine Frau blickte sich suchend um und sah so aus, als wolle sie auch zum Tibethaus, aber als sie in die falsche Richtung lief, hatte ich mich wohl geirrt.
Ich kam ca. 09:40 am Tibethaus an, noch 20 Minuten bis zum Beginn, so setzte ich mich auf eine Bank vor dem Haus und schlürfte meinen Kaffee aus. Jos kam und wir begrüßten uns. Schließlich kam auch die Frau von der Haltestelle, also doch, dachte ich. Es kamen immer mehr Teilnehmer, die sich ebenfalls auf die Bänke vor dem Haus niederließen, der typische Herdeneffekt, wenn da welche sitzen, setzte ich mich dazu.
Jos und ich standen gerade auf, um hinein zu gehen, da kam der verzweifelte Organisator heraus, er wundere sich wo alle bleiben, hatte schon befürchtet, sich in der Zeit vertan zu haben, längst warte Kaffee und Tee auf unsere durstigen Kehlen.
Hinter der Eingangstür führt direkt eine Treppe nach oben in den Buchladen des Hauses. Bücher, Bücher laden sofort zum Stöbern und Verweilen ein. Vom Buchladen aus führten einige Stufen hinauf in eine Art Cafeteria mit Tischen und Stühlen sowie einer Theke. Hier konnten wir uns mit Kaffee und Tee bedienen.
Die Einrichtung war hell und freundlich, eine in die Cafeteria integrierte Bibliothek sorgte für Gemütlichkeit. Die Cafeteria ging über in den Saal mit den Altären, in dem bereits Matten und Kissen für den Kurs bereit lagen. Später wurde eine bewegliche Wand zwischen Saal und Cafeteria gezogen.
Bei dem Organisator Thomas Lindau entrichtete ich die 30€ Kursgebühr. Er war ebenso freundlich und hilfsbereit wie die beiden Kursleiter Birgit Justl, eine Psychotherapeutin und Martin Brüger, ein Künstler.
Jos und ich setzten und nebeneinander. Die gefürchtete Mammut-Meditation blieb aus. Die Meditationseinheiten waren bewusst kurz gehalten, weil Anfänger eben nicht länger als maximal 15 Minuten durchhalten. Dazwischen gab es Erläuterungen der verschiedenen Techniken und jede Menge Pausen. Ein sehr gut strukturierter Tag, der auch mich mit wenig Ausdauer nicht überforderte und mir das Genießen des Tages ermöglichte.
Die Mutter aller Meditationen ist das Achten auf den Atmen. Atmung – die Grundtat des Lebens und Austausch zwischen Innenwelt und Außenwelt. Atmung ist nicht nur Gasaustausch sondern, man denke an die weitere Bedeutung des Wortes Inspiration, auch Austausch mit der geistigen Welt. Ach so, diese Anmerkung über die Atmung stammt von mir, nicht aus dem Kurs.
Man könnte meinen, es sei ganz einfach, sich auf den Atem zu konzentrieren, ist es aber nicht. Nicht nur, dass allerlei Gedanken dazwischen fuchteln, die sonst unbewusste Atmung wird bewusst gemacht und schon muss man willentlich Kraft aufbringen, um im Atemrhythmus zu bleiben.
Zur nächsten Übung verteilte Birgit Justl aus einem hübschen Asiabeutel Kieselsteine. Meiner war im Vergleich mittelgroß, hellgrau mit weißen Adern.
Nun sollten wir den Stein mit unseren Sinnen erfassen. Ich betrachtete ihn, betastete, schnupperte und leckte ihn. Wichtig ist, die Achtsamkeit ganz auf den Stein zu richten.
Bei einer Variante der Steinmeditation (jeder andere Gegenstand tut es auch) legt man den Stein vor sich auf den Boden, fixiert ihn und richtet seine ganze Achtsamkeit auf ihn.
Dann gab es noch eine Meditation, bei der man seine Achtsamkeit auf ein vertrautes, erleuchtetes Wesen richtet. Das kann Buddha oder Jesus sein oder speziell für Persephone Wotan.
Bei all diesen Sitzmeditationen hatte ich wie befürchtet Rückenschmerzen, die hielten sich zwar in Grenzen, aber konzentrationsfördernd waren sie bestimmt nicht.
Am besten gefiel mir die Gehmeditation. Hier gilt es mit größter Achtsamkeit jeden Schritt zu tun, genau auf die einzelnen Stationen beim Abrollen des Fußes zu achten. Beim ersten mal gingen wir im Kreis und waren so viele, dass die Bewegung ins Stocken kam. Das war mir zu langsam. Beim zweiten mal durfte jeder in seinem Tempo gehen, immer noch langsam und bedächtig aber einen Tick schneller tapste ich barfuß über den Parkettboden und fühlte mich sehr wohl dabei.
Während der ersten Pause konnte sich jeder in eine Bestellliste für das Mittagessen eintragen. Bestellt wurde natürlich themengerecht bei einem asiatischen Imbiss. Ich wählte Tofugemüse mit Curry aus. Ich liebe Tofu.
Zu Beginn der Mittagspause schnappte ich mir dann die Kursleiter, denn ich hatte da eine Frage.
Klärung einiger Fragen
Da ich mich für alle Fälle absichern will, fragte ich, ob man über das Tibethaus eine Sterbebegleitung bekommen könne. Auf jeden Fall möchte ich eine spirituelle Sterbebegleitung haben. Christliche Priester scheinen mir nicht gut geeignet, da sie nicht an Karma und Reinkarnation glauben. Beim Buddhismus habe ich dafür das Problem mit der fehlenden Seele, aber ich muss wohl einen Kompromiss eingehen, weil eine hinduistische oder neuheidnische Sterbebegleitung kaum zu organisieren sein dürfte.
Eine Sterbebegleitung sei zwar noch nicht als Service des Tibethauses etabliert, aber einzelnde Mitarbeiter würden dies durchaus übernehmen. Birgit schrieb mir die Homepage von Dorothea Mihm www.praxis-adarsha.de auf, sie kümmere sich auch um Sterbebegleitung und habe einen weiten spirituellen Horizont. Vielleicht werde ich die Dame einmal kontaktieren. Sie bietet zwar auf der Webseite kostenpflichtige Seminare an, aber ob sie auch ans Sterbebett kommt, konnte ich von der Internetpräsenz nicht ablesen.
Im Tibethaus gäbe es demnächst eine Ausbildung zum Hospizbegleiter, ich werde das im Auge behalten.
Beim Mittagessen saßen die beiden Kursleiter bei mir am Tisch und ich nutzte die Gelegenheit, die beiden noch weiter zu löchern.
Ich sprach mein Problem mit dem “Tibetischen Buch vom Leben und Sterben an”.
Birgit und Martin gaben Entwarnung. Diese Sterbetradition sei eine Spezialität der tibetischen Karma Kagyü Linie. Das Tibethaus selbst gehöre einer anderen Linie an (der des Daila Lama) und für die gelte das alles nicht. Birgit meinte, sie glaube daran, das die Todeserlebnisse von der persönlichen Vorstellungswelt des Einzelnen abhängen und die Kagyü-Linie sei für westliche Menschen kaum geeignet, da man dieser Tradition aufwachsen müsse, um ihr innig verbunden sein zu können.
Puh, die düsteren Angstwolken zogen aus meiner Seele. Genauso hatte ich es mir auch immer vorgestellt, im Jenseits wird jeder so begrüßt, wie es am besten zu seinen inneren Bildern passt, um eben keine Angst aufkommen zu lassen.
Da bin ich auch schon beim nächsten Stichwort: Seele!
Ich fragte, ob es denn im Buddhismus wirklich keine Seele gäbe.
NEIN, NEIN, NEIN, es gibt keine Seele. Ich habe den Eindruck, den Seelenglauben finden Buddhisten sogar etwas naiv. Es gibt kein überdauerndes Selbst oder Seelenkern, kein atman, wie es die Hindus nennen. Die Erinnerung an das aktuelle Leben werden beim Tod gelöscht, sagte Martin.
Es gibt nichts. Der Buddhismus ist die Lehre vom Nichts. Man kommt aus dem Nichts, es gibt keine Schöpfung, man kehrt ein in einen endlosen Leidenskreislauf, aus dem man sich nur mit übermenschlicher Anstrengung befreien kann, um am Ende wieder ins Nichts einzugehen.
Taumel, grmpf, was soll das alles? Von allen Religionen ist der Buddhismus die am wenigsten sinnstiftende.
Während es Kurses hörte ich wieder Äußerungen wie: Buddhismus ist die Wissenschaft des Geistes oder Buddhismus ist eine Philosophie. Ja das passt und auf dieser Ebene befasse ich mich gerne mit dem Buddhismus. Aber er ist eben keine Religion, und da mir die re-ligio, die Rückbindung an Gott und Götter wichtig ist, muss ich hier einen anderen Pfad folgen.
Was Seele und Wiedergeburt betrifft, so halte ich es so, wie es in dem Büchlein “Der Glaube der Hindus” von Gottfried Hierzenberger beschrieben wird.
Nach der Vorstellung geht die Seele, die nicht als geistig sondern feinstofflich-leiblich (jiva) gedacht wird, beim Tod eines Menschen zu dem besonderen Himmel seines besonderen Gottes als Belohnung für die Verehrung dieser Gottheit ein.
Später kehrt diese Seele, in der ihr eigene Karma aus dem vergangenen Leben gespeichert ist, aber nur in der Meditation bewusst gemacht werden kann, wieder auf die Erde zurück und verbindet sich mit einem anderen Körper. Dies wird in der Art einer Übersiedlung von einer körperlichen Wohnstätte in die andere vorgestellt. Es ist ein unaufhörlicher Prozess und die Seele bleibt an das Rad gebunden (Seelenwanderung).
So gesehen ist die Sache klar: Wotan ich komme!
Ich glaube, dass die Erinnerung an die vergangenen Leben in der unsterblichen Seele gespeichert bleiben, auch wenn man im neuen Leben keinen Zugriff darauf hat, es sei denn man durchbricht durch Meditation, Trance oder Hypnose die Barriere zu den tieferen Schichten des Unbewussten. Die Seele ist wie ein Meer und reicht von der Oberfläche bis hinab in die Tiefsee. Gäbe es diesen Seelenspeicher nicht, könnte es auch keine Archetypen und das kollektive Unbewusste geben. Das gibt es aber ganz bestimmt, da bin ich sicher.
In den Pausen stöberte ich im Buchladen herum. Am Schluss folgte ich meinem Büchersammel-Trieb und kaufte das Buch: “Übung der Nacht – Tibetische Meditation in Schlaf und Traum”.
Hier geht es um lucides Träumen und um ein waches Bewusstsein während des Schlafes. Beides habe ich spontan schon erlebt. Da ich offenbar eine Begabung dafür habe, möchte ich diese Gabe vertiefen.
Birgit empfahl mir einen Workshop zu diesem Thema im Tibethaus. Ich könnte dabei auch ein persönliches Gespräch mit dem Meister bekommen, der das Seminar lehre. Vielleicht hätte er auch eine Heilpraxis für mich. Das ist sehr freundlich und zuvorkommend. Leider kollidiert das Seminar mit der RingCon und kostet darüber hinaus 180€, was ich mir sowieso nicht leisten kann.
Fazit
Die buddhistische Methode der Meditation fällt mir schwer. Besser komme ich zu recht mit esoterischer Meditation, die sich zum Beispiel um die Chakren dreht.
Schamanische Reisen sind auch eher mein Ding, sei die Trance nun durch Trommelbegleitung oder Tanz erreicht.
Was mir an den buddhistischen Methoden am ehesten liegen würde, wäre ein Mantragesang, wurde während des Kurses jedoch nicht angesprochen.
Das Tibethaus und seine Wirkenden ist sehr sympathisch und ich werde sicher nicht das letztemal dort gewesen sein.
]]>Hier ein Bericht über meine Tage bei Frank und seinem Katzenharem in Ottenstein im schönen Weserbergland.
Freitag, 14.August
Immer wenn ich zu Frank fahre, setzte ich mich ab Frankfurt in einen Intercity, der mich direkt in knapp drei Stunden nach Kreiensen bringt.
Ich hatte Glück und hatte einen Zweiersitz für mich alleine. Eng gequetscht neben einer fremden Person sitzen finde ich sehr unangenehm. Trotz Lesematerials war mir langweilig. Zunehmend gehen mir diese Reisezeiten auf die Nerven, der Weg ist eben nicht immer das Ziel. Einmal mehr wünschte ich, ich könnte apparieren und gelänge innerhalb weniger Sekunden an mein Ziel.
Passenderweise spukte mich der Zug um 15:14 direkt an der Stelle aus, an der Frank am Bahnhof auf mich wartete.
Es ist schon eine Tradition, dass wir unmittelbar nach meiner Ankunft mit dem Auto nach Salzhemmendorf in die Ith-Therme fahren.
Das Wetter war frisch genug, um dort im 34°C warmen Wasser keinen Hitzeschlag zu bekommen. Bahnen schwimmen kann man dort nicht, aber sich einfach in der Sole treiben lassen und die Schwerelosigkeit genießen. Es gibt auch ein Außenbecken, in dem man mit dem Kontrast zwischen warmen Wasser und kalter Luft experimentieren kann.
Zweimal nahm ich an der Wassergymnastik teil, die hier im Eintrittspreis enthalten ist. Zum Abschluss suhlten wir uns in einem Whirlpool.
Nach der Entspannung im Mutterelement fuhren wir nach Ottenstein in Franks Hexenhäuschen, ein rustikales Fachwerkhaus mit seinem ganz eigenen Charme und Paradies für, äh wieviel sind es denn jetzt, Katzen. Nach und nach bekam ich alle Damen zu sehen: Luna, Engelchen, Kuschel, Pauline, Phoebe von Tilan-Dru, Vandana, Mohrle. Dazu weilen manchmal noch Schwiegerkater zu besuch und einige Katzenkinder vom Nachbarn. Bei einigen Katzen handelt es sich um Verwandtschaft von meinem Albus Dumbledore.
Kuschel ist seine Oma, Phoebe seine Mama und Vandana seine (Halb)Schwester. Die zierliche Vandana hat ein Fiepsie geboren, das zweite war eine Totgeburt und mehr waren in der kleinen Vandana nicht drin. Das Fiepsies heißt Vanessa und hat weißes, fluffiges Fell mit einem grau getigerten Schweiflein. Immer wenn Vandana kreischt, bettet Frank das Fiepsie zu ihrer Zufriedenheit um.
Nach der Fiepsie-Besichtigung schlug ich mein Lager auf einem Futonbett in einem eigenen Raum auf und nestelte mir eine Oase aus Samt und Satin zusammen.
Mit knurrenden Mägen spazierten wir begleitet von Luna zur Ottensteiner Burg. Viel ist nicht mehr übrig von der Burg, auch keine Ruine, aber ein Haus, das als Restaurant genutzt wird. Wir nahmen im Burghof Platz. Ich bestellte wieder den leckeren Hirtensalat mit Schafskäse dazu geröstetes Fladenbrot und ein paar von Frank stibitzte Pommes. Weniger lecker war die zufühlens sinkende Temperatur. Ich träumte von einer Kuscheldecke und wir gingen schließlich in das Haus hinein. Viel besser.
Ich suchte mir für die obligatorische Bettlektüre ein paar Hefte von Frank (Raum und Zeit, Magazin 2000) und ein Buch über Bruno Gröning zusammen.
Für nächtliche Wanderungen reichte mir Frank eine überdimensionierte Taschenlampe. So vorbereitet konnte ich Hypnos entspannt erwarten.
Samstag, 15.August 2009
Nach einem ausgiebigen Frühstück mit frischen Brötchen, Käse und vegetarischen Brotaufstrichen, alles Bio, machten Frank und ich uns auf den Weg nach Hannover.
Ich hatte uns zu einer Meditation bei meiner früheren Meditationslehrerin angemeldet. Als ich noch in Hannover wohnte, bin ich zwei Jahre lang alle zwei Wochen Mittwochs in die Meditationsgruppe gegangen. Claudia O. gehört zu den Lichtarbeitern, ist medial begabt und channelt. Die heutige Meditation war außerhalb einer festen Gruppe und hatte weibliche Geistheiten nebst drei Maorikrieger zum Thema.
Damals hatte ich die Meditationsgruppe verlassen, es passte für mich nicht mehr, die Zeit war einfach vorbei. Doch in all der Zeit war mir immer klar, dass ich noch einmal zu Claudia gehen muss, um dieses Kapitel meines Lebens abschließen zu können. Ich empfing daher Claudias Newsletter und nun endlich hat es terminlich geklappt.
Erst auf dem Weg nach Hannover merkte ich, dass wir zu spät dran waren. Ich hatte Mitschuld an der Verspätung, denn ich sprang auf dem Weg noch bei KIK herein, um eine Vliesdecke für kühle Abende zu kaufen.
Mon Dieu, eine Katastrophe, wo ich Pünktlichkeit doch so schätze, wie peinlich, wenn wir mitten in die Meditation rein platzen und mit unserem Geklingele stören.
Frank hingegen blieb die Ruhe in Person. Am Ende waren wie ca. 15 Minuten zu spät und tatsächlich hatten die anderen Damen schon angefangen. Ich unterhielt mich kurz mit Claudia und versuchte mich an die neuen Räume zu gewöhnen. Claudia war nämlich mit ihrer Praxis vor zwei Jahren umgezogen, kurz nachdem ich die Gruppe verlassen hatte.
Der Meditationsraum war erheblich kleiner als der frühere und, das schlimmste, alle saßen auf Stühlen. Habe ich schon mal erwähnt, wie ungern ich auf Stühlen sitze? Ich weiß nie wohin mit meinen kurzen Beinen, die unbequem herab reichen. Mit Fußschemel erführe ich eine Linderung, aber wo werden zu Stühlen schon Fußschemel gereicht? Sonst saßen wir immer auf dem Boden und ich legte mich hin.
Eine rechte Gruppenenergie wollte auch nicht aufkommen, oder ich fand mich nicht in die Gruppe ein. Mit Rückenschmerzen und Bauchschmerzen kämpfend hatte ich kaum Konzentration für die Meditation übrig. In der anschließenden Gesprächsrunde, in der man von seinen Erlebnissen während der Versenkung berichten konnte, sagten die meistens nichts, sehr ungewöhnlich. In der Pause nahm ich mein Opium, aber dadurch wurde es nicht besser.
Ich war froh als es um 13:30 zu Ende war. Claudia hatte eine halbe Stunde früher aufgehört, vielleicht hatte sie gemerkt, dass die Gruppe unkonzentriert war. Frank sagte, er habe sich in der Gruppe unwohl gefühlt, weil er als einziger Mann eine Abneigung gegen Männer verspürt habe.
HANNOVER. Juhu, ich war in Hannover, alles war so vertraut als wir durch die Stadt fuhren, da kamen Heimatgefühle auf. Frank fuhr mit mir bei der Loccumer Straße 7b vorbei. Mein altes Sanktuarium ist wieder vermietet, grummel, das gönne ich den neuen Mieter nicht. Baskal oder so ähnlich stand am Klingelschild.
Seufz- und schon musste ich mich wieder verabschieden und wir fuhren zurück ins Weser Bergland. In Bodenwerder besuchten wir direkt an der Weserpromenade ein italienisches Restaurant. Eigentlich wollten wir Eis essen, aber mir war nach etwas Herzhaftem, also verschwanden Salate in unseren Mägen.
Nach einer kurzen Pause in Franks Hexenhaus fuhren gegen 17:00 nach Lichtenhagen, einem Nachbarort von Ottenstein.
Hier hatte Dr. Sawalies, ein Psychologe aus Düsseldorf, ein Fachwerkhaus gekauft, welches restauriert und als Seminarhaus genutzt werden soll. Auf dem dazu gehörigen Gelände hat er unterstützt von seinem Bruder einen Steinkreis im Stil einer germanischen Thingstätte errichten lassen. Als ich mir die Website dazu durch las, hatte ich Schwierigkeiten das Seminarhaus eines Schulpsychologen mit einem Thing in Verbindung zu bringen, however, kann ich an diesem Thema natürlich vorbei gehen und ich freue mich, dass hier der Kultur unserer Vorfahren gedacht wird.
Auf dem Programm der Einweihungsveranstaltung standen für Samstag diverse Vorträge, ein Schamane und, last but not least, ein Buffet.
Das Gelände war hübsch zu recht gemacht mit Wimpeln und Tüchern an den Bäumen, ausgezeichnete Aussicht, der Steinkreis klein aber oho, das Fachwerkhaus noch verfallen und unrenoviert, angereichert mit uralten, im Verfall begriffenen Möbeln, voller energetischem Dreck, gruselig geradezu, der erste Stock nur über eine steile, wackelige Stiege zu erreichen, die ich wie Franks Stiege nur rückwärts herunter gehen kann.
Aber wir saßen ja draußen auf Bänken und Tischen im einem lauen Sommerabend.
Mit Verspätung hielt der Psychologe seine Eröffnungsrede. Er sei von einem Historiker angeschrieben worden, der ihm Vorhaltungen bezüglich der Thingstätte gemacht hätte, sei doch wohl bekannt, dass die Nazis auch Things errichtet hätten und das ganze Reich mit diesen Stätten hatten überziehen wollen. Wer also ein Thing aufbaute, begäbe sich in das Fahrwasser der Nazis. Verwundert stellte der Historiker fest, dass man auf Herrn ……. Homepage sonst gar keine Hinweise auf eine rechtsradikale Gesinnung fände.
ARGH! ICH KANN ES NICHT MEHR HÖREN -NAZIIIIIIIIIS!
Diese Nazi-Neurose wird im Laufe der Zeit immer schlimmer statt besser. Der Nazi-Neurotiker ist überzeugt, dass Nationalsozialismus ansteckend ist. Alles was jemals von Nazis berührt, eingeatmet, ausgesprochen oder gestreift wurde ist ewiglich mit dem Nazi-Virus kontaminiert und muss in die Quarantäne des Vergessens gesteckt werden, so lange es nicht der Aufrechterhaltung des Naziverbrechen-Schuldkomplexes dient.
Weil die Nazis sich eines verzerrten Germanenbildes bedienten, ist jetzt alles Germanische nationalsozialistisch. Die basisdemokratische Einrichtung des Things, das zur Rechtsprechung und Kommunikation innerhalb eines oder mehrere Stämme diente, ist allezeit zu einem Ort des nazistischen Ungeistes geworden, ganz gleich ob es Tausende Jahre vor oder 70 Jahre nach den Nazis errichtet wird.
Der Psychologe nahm es gelassen, schwul und mit einem Schwarzafrikaner verehelicht, fühlt er sich zurecht über jeden Nazi-Verdacht erhaben und lud den Historiker ein, heute einen Vortrag über seine Nazi-Things zu halten. Glücklicherweise blieb uns das erspart, warum auch immer, der Historiker war verhindert.
Da lauschte ich lieber dem ungewohnt spannenden Vortrag einer Dame über die altgermanischen Thingstätten. Sehr interessant und trotz der patriarchalen Struktur hatten auch die Frauen was zu sagen, vielleicht kaufe ich mir das Buch dazu.
Schließlich lud der Schamane die Besucher in den Steinkreis ein, um ein Vorritual zu beginnen.
In seiner Ansprache wies er darauf hin, das Christentum sei mit Gewalt den Germanen aufgezwungen worden, JA, sehr sympathisch. Das Vorritual bestand hauptsächlich aus Räuchern und Singen. Zu meinem Entsetzen wurde ein Lied über den Erzengel Michael gesungen. Hä? Ich fühlte mich im falschen Film, wo waren die Runen, wo waren die Asen und Vanen? Ich fühlte mich verarscht und sang nicht mit.
Dennoch entschied ich mich für eine Teilnahme am Hauptritual Sonntagmorgen um 5:00!
Nach dem leckeren Buffet machten wir uns auf den Heimweg. Ich war müde und sank auf mein Schlaflager.
Sonntag, 16.August 2009
Kurz bevor mein Handywecker um 04:25 flötete, erwachte ich und rollte aus dem Bett. In kühler Finsternis fuhren Frank und Ich nach Lichtenhagen. Der Schamane war schon im Steinkreis zu Gange. Ich setzte mich auf einen der Felsbrocken und mumelte mich in meiner Decke ein. Was der Schamane da werkelte mit Wasser, Feuer und Räucherung war für mich nicht zu ergründen. Im Grunde schauten wir alle zu, bis er Anfing Aufgaben zu verteilen, wobei ich leer ausging, was wahrscheinlich daran lag, das ich meine Hände für das Festzurren der Decke brauchte und so keine Hand frei hatte.
Wir mussten keinen geschlossenen Kreis bilden, es entstand kein spürbares Energiefeld, es war eher Freestyle. Höhepunkt war, als wir den Steinkreis verließen und auf dem Gelände nach unten gingen, wo eine Art Eingang zur Unterwelt errichtet worden war. Frank hatte die Ehre das geweihte Wasser zu tragen. Dazu wurde Kampfer und Weihrauch verräuchert und Honig verschmiert. Das Erzengel-Michael-Lied vom Vortag wurde wieder gesungen. Am Ende kehrten wir zum Steinkreis zurück und jeder durfte sich etwas wünschen, in dem er/sie mit den Fingern eine braune Pampe aus einem Topf kratzte und ins Feuer warf.
Zum Abschluss wurde die Pampe zum essen herum gereicht. Sie entpuppte sich als zimtiger Milchreis, süß und lecker.
Als wir den Steinkreis verließen war längst die Sonne aufgegangen, es war sieben Uhr.
Die Einweihung einer germanischen Thingstätte habe ich mir sehr anders vorgestellt. Nun denn, abgelegt unter der Rubrik: interessante Erfahrung.
Ich legte mich wieder ins Bett und war erst gegen 10:00 wieder ansprechbar. Wir fuhren zum Sonnengarten, ein Bioladen mit Cafe, in dem es ein leckeres Frühstücksbuffet gab. Die Sonne funkelte wieder so heiß vom Himmel, dass wir nach einer Weile in den Schatten gehen mussten.
Eigentlich hatte ich mir für Sonntag einen Ausflug nach Goslar mit Besuch der Kaiserpfalz und eines Bergwerkes ausgesucht. Aber als ich nach dem Frühstück immer noch müde war und die Temperatur immer höher kletterte, legte ich mich lieber nochmal hin und kam erst nachmittags wieder hoch.
Wir entschlossen uns für einen Schwimmbadbesuch in einem Naturschwimmbad, will heißen, das Becken war wie ein künstlicher See angelegt und kam ohne Chlor aus. Das Wasser war ziemlich kalt, deshalb war der Einstieg nicht so einfach, aber einmal drin war es herrlich erfrischend. Anschließend legten wir uns zum Trocken auf unser Deckenlager und stöberten in den mitgebrachten Zeitschriften. Frank holte uns Kaffee und Eis.
Das Abendessen nahmen wir in Bodenwerder bei einem Griechen an der Weserpromenade ein. Ich futterte Salat und Riesenbohnen in Tomatensoße. Zum Abschluss des Tages machten wir noch einen Spaziergang an der Weser entlang und setzten uns in Franks wilden Garten.
Montagmittag brachte mich Frank nach Kreiensen und ich tuckerte zurück in heimatliche Gefilde.
Es waren schöne, ereignisreiche Tage mit Frank und ich bin froh und stolz, ihn als Freund zu haben!
]]>Mit einiger Verspätung hier nun meine Erlebnisse während meines Urlaubs in Düsseldorf bei Raven.
Nach meiner Ankunft am Dienstag-Nachmittag gondelten wir mit der Rheinbahn zu Ravens Refugium in Düsseldorf-Wersten. Auf ihrem ur-gemütlichen roten Sofa schlug ich mein Lager auf. Es gab viel zu erzählen und viel Salat zum Essen.
Mittwoch machten wir einen Ausflug in die Innenstadt. Zwei füllige Damen in schwarzen Kleidern mit ebenso schwarzem Hut, das war schon zu viel für einige Zeitgenossen, die uns hinter her stierten. Der Hut macht´s. Hutträger sind leider selten geworden und so wird der nicht-biologische Kopfschmuck zum eyecatcher. Ich trug meinen neuen schwarzen, eleganten Strohhut, den ich bei einem Schloss-Fest erworben habe. Der eigentlich schwarz-weiße Hut wurde von der Modistin während des Festes für mich auf rein schwarz umgetrimmt. Zeisberger weiß, was Gothic-Damen wünschen.
Bei Saturn stöberte ich nach CDs während Raven nach einer neuen Maus Ausschau hielt, nein kein Futter für Minx – PC-Maus.
Ein Besuch in der Stoffabteilung Karstadts wurde uns zum Verhängnis. Die Stoffe waren einfach zu schön. Während Raven einen dunkelblauen Taft erstand, blätterte ich Bargeld und Ec-Karte für einen dunkel-bordeauxroten Taft mit kreisförmigen Muster aus Goldsprengeln und einem ebenso gefärbten, aber anders gemusterten Samt hin. Raven näht sich daraus ein Hexenkleid und ich ein Elfenkleid, beides für die RingCon Anfang Oktober.
Nach dem Abschied von unserem Geld, waren weitere Läden wie Jokers Buchshop und Lush gestrichen. In der Eisdiele neben dem Ufa-Kino betrieben wir dann Figurpflege und kehrten nach Hause zurück.
Als kranke, vom Leben erschöpfte Menschen brauchen wir beide viele Ruhepausen. Nach einem so anstrengenden Ausflug in das Zentrum der Konsumlust, war stille Klausur angesagt. Ich kuschelte mich auf mein Sofa-Nest und lustwandelte während meines Aufenthaltes zwischen den Zeilen diverser, aus Ravens Regal gezupfter Bücher zu Themen wie Astrologie, Buddhismus und Psychologie.
Dabei zeigte ich auf der einen Seite Begeisterung für das Buch:
Die Grundgedanken des Buddhismus von Verena Reichle
und auf der anderen Seite partielle Ablehnung für das Buch:
Freundschaft mit dem eigenen Körper schließen
Über den Umgang mit psychosomatischen Schmerzen von Hanne Seemann
Da hier wieder die alte Mär vertreten wird, eine Schmerzerkrankung überdecke irgendein anderes Problem, so bald das Problem gelöst sei, könne auch der Schmerz vergehen. Der Krankheitsgewinn durch den Schmerz müsse überwunden werden. Rentenbegehren werden deshalb von der Autorin nicht unterstützt.
Kein Wort von dem Schmerzgedächtnis, das eine völlige Genesung unmöglich macht. Migränepatienten litten an einer Reizverarbeitungsstörung und müssten sich anpassen. STÖRUNG? – pah! Migräniker sind häufig Hochsensitive Menschen, das ist keine Störung sondern eine Gabe.
Schon seit Jahren erlebe ich Ravens Leidensweg als Schmerzgeplagte und bin immer wieder entsetzt über die Halbwahrheiten und den Machbarkeitswahn in den Psychologenköpfen. Aber was will man auch von einer …Logie erwarten, in der der Begriff Seele nicht vorkommt.
Freitag fuhren wir abermals in die City, um das kleine Jugendstil-Hallenbad zu besuchen. Zuvor besorgte Raven noch einen Pürierstab für die geplante Champigoncreme-Suppe bei Saturn. Weil es so heiß war und ich mich erschöpft fühlte, wartete ich auf sie an einer Straßenbahnhaltestelle und beobachtete den Abbau eines Marktstandes. Nach einer Weile fühlte sich eine hellbraune Schönheit dazu berufen, mich anzusprechen: Jesus liebt sie!
Oh nein, auch das noch. Da ich keine Lust hatte, missioniert zu werden, gab ich der Lady zu verstehen sie möge mich in Ruhe lassen. Sogleich wandte sie sich der nächstbesten Person zu, eine ältere Dame, welche die Missionarin mit der Frage der Theodizee konfrontierte. Tatsächlich habe ich in den Büchern von Armin Risi darauf eine einleuchtende Antwort gefunden, aber das würde diesen Eintrag sprengen.
Zum Glück kam Raven wieder und wir planschten eine Weile in den Münster-Thermen. Abends gab es dann die Champigoncreme-Suppe mit Salat und Kräuterbutter-Baguette, ach das ist ars vivendi. Essen gehört zu den Glückseligkeiten der fleischlichen Existenz.
Kreativ waren wir auch. Raven hatte aus dem web füllige Figurinen ausgedruckt, auf die sich Kleiderentwürfe aufzeichnen ließen. So grübelten wir über das Design unserer Kleider für die nächste Fed-Con. Da nächstes Jahr auch die Jedi-Con ansteht, möchten wir als Königinnen von Naboo gehen. Ganz bewusst möchten wir nicht Amidala-Kleider nachnähen. Nachnähen ist schwierig, dabei langweiliger, unkreativer und unbefriedigender als einen eigenen Entwurf zu nähen. An das Original reicht man sowieso nicht heran und das Endbild steht schon vor Augen. Viel spannender ist es, sich auf einen eigenen Entwurf einzulassen und zu sehen, wie das eigene Werk unter den geschickten Händen wechst.
Eine Idee für die Szene beim Kostümwettbewerb haben wir bereits. Königin Adamanthia (ich) überreicht das Zepter an ihre Nachfolgerin Königin Aurelia (Raven).
Zwei Events fielen in meinen Düsseldorf-Aufenthalt:
And here we go:
Harry Potter und der Halbblut-Prinz, 16.Juli 2009
Die Kritiken, die ich im Vorfeld gelesen hatte, ließen schlimmes erwarten. Normalerweise gebe ich nichts auf Kritiken, denn die schönsten Filme werden meistens von selbst ernannten Nörglern zerrissen. Doch diesmal konnte ich die Argumentation nachvollziehen. Zu viel pubertäres Liebesgeseiere und zu wenig Voldemort.
Wir hatten uns gegen die Vorpremiere am Mittwoch und für den Donnerstag, 16.Juli, entschieden, damit Liane mitkommen konnte. Leider war kein Kino mit Rahmenprogramm zu finden gewesen, keine besondere Harry Potter Deko, Kostümwettbewerb, oder überhaupt nur den Aufruf, in passender Gewandung im Kino zu erscheinen. Bei früheren HP-Filmen hatte es das in Düsseldorf und Umgebung gegeben. War der HP-Hype nicht mehr exzessiv genug?
Das Wetter war zu heiß, um mein schwarzes Samtkleid anzuziehen, deshalb entschied ich mich für mein schwarzes Kleid aus luftigen Rayon, zu beziehen bei Moppelmode. Auf meinen Hexentut wollte ich nicht verzichten. Raven trug ein ähnliches Kleid allerdings mit kurzen Ärmeln und keinen Hut.
Gegen 19:00 kamen Liane und Peter, den ich von der FedCon kenne, bei Raven vorbei, beide trugen Muggle-Klamotten. Gemeinsam fuhren wir mit Bus und Bahn ins Ufa-Kino neben dem Hbf in die 21:00 Vorstellung.
Der Pöbel von Düsseldorf heftete sich an unsere Fersen, kicherte, sang irgendwas von Bibby Bloxberg und rief uns Beleidigungen hinter her. Das ganze auf eine seltene penetrante und aggressive Weise. Boah, voll peinlich, kostümiert ins Kino.
FALSCH. Voll peinlich war das Verhalten dieser Gruppe junger Leute. Wenn schon ein schlichtes, schwarzes Kleid und ein spitzer Hut diese Herrschaften aus der Fassung bringt, was tun sie, wenn sie mit echten Problemen oder gar der Wahrheit über sich selbst konfrontiert werden würden? Es ist ein großes Ärgernis wegen seines Aussehens auf der Straße belästigt zu werden. Ich kann verstehen, wenn Leute glotzen, wenn sie etwas sehen, was für sie außergewöhnlich ist, aber diese Pöbelei ist eine Unverschämtheit. Meist kommt so etwas von jungen Leuten, die dem Konformitätsdruck ihrer Peer-Group erliegen, aber jeder hat die freie Wahl, sich an einer solchen Bosheit zu beteiligen oder nicht.
Da wir keine Heilige sind, kam in Raven und mir ebenfalls Bosheit auf. CRUCIO. Wie sagte doch Bellatrix Lestrange: Man muss es wollen, sonst funktioniert der Folterspruch nicht. In diesem Moment hätte ich es gewollt.
Das dumme ist ja, dass ich nicht schlagfertig bin und mir in solchen Momenten keine Erwiderung einfällt. Dabei wäre es ja ganz einfach gewesen zu sagen: Eure Pöbelei ist peinlich. Aber so was fällt mir erst hinterher ein.
Die Krönung des Ganzen war, dass wir diese Lästerköppe im Kinosaal wieder trafen. Wenn sie alles Hexische so lächerlich finden, warum schauen sie sich dann Harry Potter an? Überhaupt bestand der Großteil des Publikums aus Prolls. Hinter mir saß ein Typ, der ständig gegen meine Lehne dotzte, im ganzen Saal war der brodelnde Mob zu hören, Leute, die man eigentlich in einer Großraum-Disko vermutet hätte.
Als Raven während der Pause ins Foyer ging, musste sie sich wieder anpöbeln lassen, dabei trug sie nicht mal einen Hexenhut. Wir ärgerten uns, warum wir nicht gleich in die original version gegangen waren, hier wäre der Mob uns nicht gefolgt.
Tja der Film selbst.
Den Auftakt fand ich gleich unmöglich. Harry hockt in einem schäbigen Cafe in der Londoner U-Bahn und macht die Bedingung, eine wesentlich ältere Farbige an, die sogleich darauf anspringt. Ist sie pädophil oder was?
Was bitte schön hat Harry alleine in einem Muggle-Cafe zu suchen während Voldemort draußen in der Welt herum schleicht und seine Death Eater Angst und Schrecken bis hinein in die Muggle-Welt tragen? Er hat gefälligst bei den Dursleys zu sitzen, weil er dort unter dem Zauberschutz seiner Mutter steht. Und der in Liebesdingen schüchterne Harry wird sicher nicht mal eben so eine Bedienung aufreißen. Dumbledore holt ihn dort ab und appariert mit ihm zu Slughorn.
Offenbar wollte oder konnte man die Dursleys nicht auftreten lassen, was schade ist, denn die Szene mit einem ironischen Dumbledore im Wohnzimmer der Dursleys ist im Buch köstlich. Dumbeldore hätte Harry doch einfach vor der Haustür abholen können, alles andere macht keinen Sinn.
Spektakulär war die Zerstörung der Metallbrücke durch Death Eater, auch die Entführung Ollivanders durch Voldemorts Schergen inklusive Fenrir Greyback wurde gezeigt.
Ich konnte mich an einigen schönen Snape- und Dumbledore-Szenen erfreuen. Besonders die Szene in der Horcrux-Höhle war ergreifend.
Wie üblich gab es Abweichungen gegenüber dem Buch, die nicht hätten sein müssen. Zum Beispiel wird Harry stupefied im Hogwartsexpress von Luna Lovegood gefunden, im Buch ist es Tonks. Prof.Slughorn wird im Buch mit Glatze, Schnauzbart und sehr fett beschrieben, das alles hat der Film-Slughorn nicht, aber er macht sich dennoch gut.
Keinen Sinn machte es, dass Bellatrix und Greyback das Haus der Weaslys angriffen, das kommt erst im siebten Band vor.
Das wirklich schlimme ist jedoch, dass das pubertäre Hormonkarussell maßlos übertrieben wurde. Ron unter dem Einfluss eines Lovepotion war ja noch ganz lustig, aber kindische Verhalten von Lavender Brown nervte einfach nur. Zu Gunsten der Liebe-wechsel-dich Geschichten wurden die Rückblicke auf Tom Riddles Leben vernachlässigt. Zu sehen waren nur zwei Szenen: Albus besucht Tom im Kinderheim und Tom fragt Slughorn nach dem Horcrux. Die Gaunts, seine white-trash-Herkunftsfamilie, abgestiegene Nachfahren von Salazar Slytherin, kam ebenso wenig vor wie sein verhasster Mugglevater Tom Riddle. Auch die Szene, in der Voldemort-in-status-nescendi das Vertrauen einer alten Hexe erschleicht, um sie hinter zu ermorden und den Pokal der Helga Hufflepuff zu stehlen, fehlte ebenso wie die Szene, in der Voldemort Dumbledore halbherzig und erfolglos um einen Lehrerjob bittet.
All das hätte Auskunft über Voldemorts Motivation gegeben. Wie wurde aus dem kleinen Waisenjungen der gefürchteste Schwarzmagier aller Zeiten? All das hat man verschenkt, um die Handlung passgerecht auf eine kindliche Zielgruppe zu recht zu stutzen.
Ich hätte gerne Rufus Scrimgeour den neuen Zauberei-Minister und seinen Besuch beim Muggle-Premiere-Minister gesehen.
Auch die Lektionen im Apparieren wurden weg gelassen, dabei hätte man hier lustige Szenen drehen können.
Dumbledores Tod! Ein Avada Kedavra ist schnell gesprochen und Severus verzog keine Miene. Auftrag erledigt Chef! Gern hat er es nicht gemacht, aber er hat sich Dumbledore gefügt, for the greater good. Welche tragische Verbindung meine beiden Lieblingscharaktere doch haben! Es gab zwar keine Beerdigung, aber die Salutschüße per Zauberstab der ganzen Hogwartsgemeinde war sehr rührend, heul, heul, Tränen wisch.
Wieso hat man eigentlich den Kampf Auroren versus Deatheater in Hogwarts weg gelassen?
Ein konstantes Ärgernis ist das Versagen der Kostümdesigner. Seit dem dritten Film laufen Schüler wie Erwachsene größtenteils in Muggle-Kleidung umher, dazu noch ausgesprochen hässliche Varianten derselben.
Und selbst bei den wenigen Hexen und Zauberern, die dem Stil ihrer Welt treu geblieben sind, fragt man sich, ob sie so schlecht bezahlt werden, dass sie sich nicht mehr als ein Gewand leisten können. Dumbledore und Snape tragen immer das selbe, McGonagall war auch schon besser gekleidet und die Transmutation Flitwicks vom weißhaarigen Bilderbuchzauberer in einen verhinderten Steuerberater im Nadelstreifenanzug seit dem dritten Teil scheint unumkehrbar.
Tonks, Lupin, Molly und Arthur Weasly haben ihre Stofffetzen bei der Muggle Altkleidersammlung gemopst.
Als Kostümschneiderin und Liebhaberin schöner Kleider ärgert es mich ungemein, dass hier so viel Potential verschenkt wurde. Kleider machen Leute, mit Kleidung kann man seine Persönlichkeit nach außen unterstreichen. Schon allein durch die Kleidung könnte sich die Hexenwelt von der Mugglewelt abgrenzen. In den ersten beiden Teilen wurde das auch getan und das war für mich ein wichtiger Beitrag zur Faszination des Potter-Universums. Seit einem Personalwechsel im Produktionsteam wird uns diese Häßlichkeit zugemutet.
Selbst stolze Poorblood-Familien wie die Malfoys bedienen sich bei der Mugglemode. Einzig Bellatrix steht zu ihrem Gruftie-Outfit, Narcissa trägt einen lumpigen Tweedmantel vom Dachboden und Draco sieht aus wie ein Beerdigungsunternehmer. Mon dieu! (Trotzdem: Tom Felton hat seine Rolle als Draco hervorragend gespielt)
Dabei wird in den Büchern immer wieder betont, welche Schwierigkeiten Zauberer haben, wenn sie sich wie Muggles kleiden sollen, weil sie Muggle-Gebiet passieren müssen.
Nach dem Kino genehmigten wir uns einen Cocktail im Buttershaker. Dort saßen auch Jugendliche, die auch gerade aus dem Film kamen. Dumbledore hat voll die Scheiße getrunken, war der qualifizierte Kommentar.
Zu fortgeschrittener Stunde begaben wir uns in den Untergrund zur U-Bahn-Haltestelle, bis wir feststellen, dass gar keine Bahn mehr fährt und wir mit dem Taxi nach Hause mussten.
Während wir uns von Peter verabschiedeten, blieb Liane über Nacht und schlug ihr Lager auf dem Fußboden ins Ravens Schlafzimmer auf.
Nach einem gemeinsamen Frühstück am Freitagmorgen reiste Liane weiter zu anderen Freunden.
Ich und Raven in der U-Bahn Haltestelle nach dem Kino
Und nochmal Harry Potter, 19.Juli 2009
Durch Zufall fand Raven in einem dieser kostenlosen Wochenblättchen einen Artikel über Harry Potter. In einem Cinestar im Stadtteil Oberkassel sollte am Sonntag ein Kostümwettbewerb stattfinden, bei dem man eine Londonreise gewinnen konnte. Grmpf, so etwas hatten wir gesucht. Gerne wären wir hier zu viert aufgelaufen und fragten uns, ob wir dort hingehen sollten, denn eigentlich hatten wir Sonntag etwas anderes vor.
Pläne geändert, in Schale geworfen und auf ins Kino. Diesmal war es frisch genug für mein Samtkleid, Hut und Deatheater-Maske. Als Voldemort hätte Raven bestimmt gewonnen, aber sie zog die bequemere Deatheater-Kutte vor.
Na ja, ein tolles Event war das Ganze nicht. Das Kino wirkte verschlafen. Es gab einen kleinen Stand einer Buchhandlung, die dazu gehörigen Damen waren von meinem Kleid begeistert, der Rest der Welt offensichtlich nicht. Statt auf eine brodelnde Fangemeinde stießen wir nur auf einen Amateurfotografen. Jeder, der am Kostümwettbewerb teilnehmen wollte, musste sich von ihm fotografieren lassen. Die Fotos wurden dann auf der Website www.kinofans.com zur allgemeinen Abstimmung frei gegeben. Wer die meisten Stimmen bekam, gewann die Londonreise.
Mit meinem ersten Photo war ich nicht zufrieden, mit dem zweiten ging ich dann ins Rennen.
Es war von Anfang an klar, dass ein kleiner Junge mit Brille und gekauftem Umhang und Schal gewinnen würde. Die Menschen sind so vorhersehbar. Gegen diesen Kinderbonus hatten wir keine Chance. Zu gerne wäre ich mit Raven nach London gereist.
Wir schauten uns den Film nochmal in der englischen Fassung an. Nun da wir die Katastrophe schon kannten, konnten wir den Film weit entspannter und pöbelfrei genießen als am Donnerstag.
Dennoch zogen wie auf Hin- und Rückfahrt Blicke auf uns, im Guten wie im Bösen. Ein paar nette Frauen an der U-Bahn-Haltestelle und einige böse Autofahrer, denen man nur einen Totalschaden wünschen kann.
Schade, schade, wenn ich an die Buchpremiere von Order of the Phoenix in Hannover denke, das war ein Event! Mittlerweile hat sich die Welt wieder anderen Dingen zugewendet.
Eigene Aufnahme, das Foto für den Wettbewerb sah etwas anders aus
Amphi-Festival 18.Juli 2009
Wenigstens ein Gothic-Event wollte ich dieses Jahr erleben. Weil es mit dem Wave-Gothic-Treffen erst nächstes Jahr klappt, fiel meine Wahl auf das Amphi-Festival in Köln, welches von Düsseldorf aus gut zu erreichen ist. Es sollten einige Bands spielen, welche meinen Ohren behagen: Saltatio mortis, Unheilig, Qntal, Laibach, Omnia.
So fuhren Raven und ich gegen Samstagmittag mit der Regionalbahn bis Köln-Deutz und suchten den Weg zu dem Tanzbrunnen genannten Gelände auf dem Messe-Areal. Als wir aus dem Zug ausstiegen, trafen wir schon auf die ersten Schwarzen und wir begrüßten uns freundlich. Nachdem wir einmal im Kreis gegangen waren und unser Ziel nicht gefunden hatten, liefen wir dem schwarzen Pulk hinterher bis an den Rhein und endlich zum Eingang. Nach einem kurzen Taschencheck wurden wir eingelassen und da standen wir nun, so weit das Auge reichte, lauter schwarz gewandete Menschen unterschiedlicher Stilrichtungen. Leider findet das schlichte Hose-T-Shirt-Outfit immer mehr Anhänger während es nur noch eine kleine Gruppe nostalgischer Schwarzromantiker gibt, die in historisierender Kleidung umher wandeln. Wer trägt eigentlich all die schönen Spitzenkleider, die es bei den Gothic-Mailordern zu kaufen gibt?
Des weiteren gab Cybergoths, knappe Lackoutfits, Uniformen und ein Wesen im rosa Plüschfummel.
Als wir ankamen spielte gerade Eisbrecher und wir liefen zunächst die ganzen Verkaufsstände ab. Recht hatten wir getan, unsere Regenschirme mit zu nehmen, die sich bei den temporären Regenschauern als unentbehrlich erwiesen. Allerlei Kleider, Hüte, Accessoires, Gehstöcke mit Drachenköpfen, Haarschmuck und vieles mehr wurde feil geboten. Ich kaufte nichts. Besonders originell war ein Stand, an dem es Hörner als Kopfschmuck zu kaufen gab. Raven erstand ein Paar violetter, hübsch geschwungener Hörnchen. Für die RingCon werde ich mir auch welche bestellen.
Zwischendurch verzagten unsere Regenschirme vor der Regengewalt und wir schlüpften in den Standhäuschen unter.
Es gab zwei Bühnen. Die Hauptbühne im Freien und eine weitere in einer Halle. Ich sagte Raven, ich wolle in die Halle gehen, sie trottete mir hinter her und wunderte sich, wieso ich die Halle sofort wieder verließ. Es war darin unerträglich laut, Lichterblitze und viele zuckende Leiber taten ihr übriges – Überreizung! Da drin hielt ich es keine fünf Minuten aus, doch ausgerechnet hier sollte mein Favorit Unheilig spielen.
Die schon überstandenen, anstrengenden Tage forderten ihren Tribut. Schmerzende Rücken verlangten nach einer Sitzgelegenheit. Zeitgleich schien die Besuchermenge exponentiell zu wachsen. Kam man eben noch einigermaßen voran, steckten wir nun in einer zusammen geklebten Menschentraube fest. Wir kämpften uns bis zu einem Rhein-Strandcafe durch, welches an das Tanzbrunnen-Gelände angeschlossen war. Hier ruhten wir kurz auf Hockern aus und entschlossen, dass wir zu erschöpft zum weiteren Verweilen waren.
Nach nur zwei Stunden Aufenthalt und ohne eine einzige Band gesehen zu haben, machten wir uns auf den Rückweg nach Düsseldorf.
Schade drum, denn inmitten der anderen Goths hatten wir uns sehr wohl gefühlt. Mal nicht Außenseiter sein und doof angeglotzt werden, sondern sich ganz selbstverständlich unter seines gleichen bewegen.
Raven mit den niedlichen Hörnern
Samstagabend entschieden wir uns, Sonntag nicht mehr auf das Amphi zu gehen sondern wie oben beschrieben zu Harry Potter ins Kino.
Montagmittag machte ich mich auf die Heimreise.
Es waren schöne und ereignisreiche Tage mit Raven, ich habe mich bei ihr sehr wohl gefühlt und freue mich schon auf das nächste mal.
Während man im Christentum das Leben toll zu finden hat, weil es von Gott geschenkt wurde, ist es Ziel des Buddhismus den Menschen aus dem Leben zu befreien. Hiermit ging ich sogleich in Resonanz, ebenso mit dem Glauben an Wiedergeburt und Karma. Auch beeindruckte mich das Mitgefühl für alle Wesen, was Tiere und Pflanzen einschließt, während das christliche Mensch-Krone-der-Schöpfung- und Mache-dir-Erde-Untertan-Denken eine der Wurzeln allen Übels ist. Nächstenliebe gilt nur für Menschen, Mitleid für Tiere ist ein Luxus und nicht weiter wichtig. Die Tierliebe eines Franz von Assisi ist die Ausnahme, die die Regel bestätigt.
Bei Raven las ich ein Einführungsbuch in den Buddhismus, welches sich speziell an den westlichen Leser wendet und den Kern dieser Religion, geschält von jeglicher asiatischer Kultur, präsentiert:
“Die Grundgedanken des Buddhismus” von Verena Reichle
Hier kann ich allen Grundsätzen zustimmen. Es ist klar, dass jedes buddhistische Land in Asien, die Religion mit eigener Folklore und eigenen Göttern vermischt hat, die mir als Europäerin fremd sind und mit denen ich nicht Resonanz gehe, doch der Kern der Lehre ist universal und unabhängig von der Herkunft für jeden annehmbar, der es denn will.
Die vier edlen Wahrheiten und der achtfache Pfad
Wie es auch der Dalai Lama im Waldstadion gesagt hat: Die Grundlage des Buddhismus ist die gegenseitige Bedingtheit allen Seins. Alles steht miteinander in Beziehung, eine Tat hier kann Auswirkungen an ganz anderer Stelle haben. Jede Tat fällt auf den Handelnden zurück, das ist Karma.
Darüber hinaus sind die Basis des Buddhismus, die vier edlen Wahrheiten über das Dasein und der achtfache Pfad, wie man dem Rad der Wiedergeburt entkommen kann.
Die vier edlen Wahrheiten:
Soweit stimme ich dem Buddhismus zu, wenn ich das Nirvana auch anders formulieren würde, Absolute Einheit oder ganz einfach Gott. Wobei hier schon das erste Problem auftritt, denn es gibt im Buddhismus nicht wirklich einen Gott, nur viele Götter, die den Ursprungskulturen der buddhistischen Länder entspringen und integriert wurden.
Der edle achtfache Pfad
Ein wahrhaft edler Pfad, schwierig zu beschreiten, aber voller Einsicht. Am besten gefällt mir der Punkt zum rechten Lebenserwerb. Würde dieser Punkt mehr Beachtung finden, könnten wir das Leid von Tieren und Menschen um ein Vielfaches reduzieren.
Hier habe ich tiefen Respekt vor dem Buddhismus. Ich kenne keine andere Religion, die alle Lebewesen in ihren Schutz mit einbezieht. Sonst sind Religionen immer nur für Menschen gemacht.
Karma
Vor zwanzig Jahren glaubte ich noch nicht an die Wiedergeburt. Wenn man sich eh nicht an frühere Leben erinnern kann, was hat man dann davon, dachte ich ganz naiv. Trotzdem ertappte ich mich dabei, wie manchmal dachte: hm, das wird dieses Leben nichts mehr, dann eben beim nächsten mal. Äh, welches nächste mal?
Erst durch die Begegnung mit Raven Mitte der Neunziger Jahre, die an Reinkarnation glaubte, keimte auch in mir die Überzeugung auf, dass es unüberbrückbaren Unterschiede zwischen den Menschen gibt, die sich mit der üblichen Gene-Umwelt-Kombi als Entstehungsbedingungen der Persönlichkeit, nicht erklären lassen. Nur in Karma und Wiedergeburt fand ich eine schlüssige Erklärung, warum z.B. einige Menschen ins buddhistische Kloster gehen, während andere mich mit ihrer materialistischen Oberflächlichkeit zum Erstaunen brachten.
Karma ist das Prinzip von Ursache und Wirkung. Durch die gegenseitige Bedingtheit allen Daseins hat jede noch so kleine Handlung Auswirkungen im Netz der Existenz, vor allem aber muss ich die Konsequenzen meiner Taten tragen. Irgendwann, sei es im aktuellen oder in einem der nächsten Leben werden meine Taten auf mich zurück fallen, im Guten wie im Schlechten. Wichtig dabei ist auch, in welcher Geisteshaltung eine Tat vollbracht wurde, mit guter oder schlechter Absicht. Wenn ich jemanden ermorde, werde ich im nächsten Leben vielleicht selbst ermordet. Wenn ich ein Leben voller Mitgefühl lebe, werde ich unter glücklichen Umständen wieder geboren.
Jeder muss Verantwortung für sein Tun übernehmen, aber es geht nicht darum, jemanden zu verhöhnen, wenn ihm Schlechtes widerfährt: Hö, hö selber schuld.
Jeder Mensch hat sein Karmapäckchen zu tragen und jeder Mensch verdient unser Mitgefühl.
Die Karmalehre sagt, es gibt keine Zufälle. Wenn jemand bei einem Busunglück als einziger stirbt oder überlebt, dann haben wir es mit Karma zu tun.
Das Karmageflecht ist so fein und kompliziert miteinander verwoben, dass wir nie hinter die Gesetzmäßigkeiten kommen werden.
Das Buch Karma, Herausgegeben von Alfred Weil ist eine Sammlung buddhistischer Aufsätze über Karma. Auch wenn mein Karmaglaube aus der westlichen Esoterik kommt, so stimme ich mit dem buddhistischen Ansatz überein. Einen Unterschied gibt es jedoch. Im Westen wird mehr Gewicht gelegt auf eine persönliche Lebensaufgabe, individuelle Aufgaben, die es zu lernen und zu lehren gilt.
Wiedergeburt und (nicht)Seele
Das Karma macht natürlich keinen Sinn ohne die Wiedergeburt. Und da kommen wir zum großen Kasus knaxus.
Ich glaube, dass sich die Seele als Wesenskern und Erinnerungsspeicher (auch wenn kam keinen Zugang zu den Erinnerungen hat) reinkarniert.
Im Buddhismus heißt es jedoch, es gebe gar keine Seele. Die Wiedergeburt ist mehr eine Folge der Anhaftung an das leibliche Dasein, welche den Geist wieder in einen Körper zieht. Je mehr ich versuche, das zu verstehen und je mehr Quellen ich zu Rate ziehe, desto verwirrter werde ich.
Verena Reichle schreibt in ihren Grundgedanken zum Buddhismus, die Seelenlosigkeit sei ein Missverständnis und es gebe doch eine Seele im Buddhismus. Auch Dr.Lautwein erklärt in seinem Blog, der Buddhismus kenne doch eine Seele, nur gibt es kein unwandelbares Ich.
Auf satinanda.de heißt es:
“Die Upanisaden (altindische Schrift) behaupten eine ewige Seele (atman), die die Kette der Wiedergeburt durchwandert. Der Buddha hingegen bestreitet die Existenz einer solchen Seele und stellt als Gegenthese eine Nichtseelen-Lehre (anatman) auf. Die Wiedergeburt vollzieht sich ohne Seelenwanderung als Bedingtes Entstehen.”
Das ist entscheidend. Ich glaube an atman, und wenn der Buddhismus eine anatman-Lehre ist, dann kann ich mich nie zu Buddha bekennen.
Mehr noch glaube ich an die Allbeseeltheit aller Dinge und an eine Welt- oder Überseele, in der das Göttliche wirkt.
Hier folge ich der Lehre Giordano Brunos und den Erkenntnissen aus den vedischen (altindischen) Schriften, wie sie Armin Risi in seinem Buch Gott und Götter beschreibt. Nie zuvor habe ich eine solch überzeugende Kosmologie kennen gelernt wie in diesem Buch. Diese hier darzulegen würde allerdings den Rahmen dieses Blogeintrages sprengen.
Es gibt noch ein weiteres Problem mit der buddhistischen Wiedergeburtslehre. Danach ist es ein Glücksfall, wenn man als Mensch wiedergeboren wird. Insgesamt gibt es sechs Bereiche, in denen eine Wiederverkörperung möglich ist:
Eine Hölle war das letzte, was ich im Buddhismus erwartet hätte. Über den Höllenglauben der Christenheit habe ich immer gelächelt und nun kommt der Buddhismus auch damit an. Kann den ein Leben als Mensch nicht Hölle genug sein? Eine Frau in Afghanistan, ein Kindersoldat in Afrika, ein Leben in der Hungerzone oder Bürgerkrieg, ist das nicht genug Leid, um schlechtem Karma Genüge zu tun?
Hier finde ich den Buddhismus unerbitterlich, unbarmherzig und grausam. Es heißt sogar, nur selten habe man das Privileg als Mensch wiedergeboren zu werden und am Ausstieg aus dem Samsara arbeiten zu können. Angesichts der wachsenden Weltbevölkerung kann das heute kaum mehr stimmen.
Sicher, nur weil mir etwas nicht gefällt, heißt es nicht, dass es so nicht sein kann. Aber da wir hier im Bereich des Glaubens sind, ich kann das alles nicht glauben.
Und das bin ich auch schon beim nächsten Problem:
Einer fehlt: Gott
Ich bin ein entschiedener Gegner der monotheistischen Religionen mit ihrem absolutistischen Anspruch auf die alleinige Wahrheit, und es ist eine sehr sympathischer Zug des Buddhismus eben dies nicht für sich zu beanspruchen. Buddhisten sind immer offen für den Dialog mit anderen Religionen und Nicht-Buddhisten sind ihren Pagoden, bei ihren Festen und in ihrem Meditationskursen immer herzlich willkommen. In Hannover hatte ich ja schon die herzliche Gastfreundschaft in der dortigen Pagode genossen.
Man orientiert sich eher an den Gemeinsamkeiten mit dem Christentum als an den Unterschieden.
Ich komme aus dem Heidentum, bin polytheistisch und pantheistisch orientiert. Gerade deshalb sind für mich Götter keine Wesen, die sich stolz in ihrem Glückszustand suhlen und am Ende wieder von Samsara eingeholt werden.
Außerdem glaube ich, dass sich hinter dem Götterpantheon noch das Absolute Eine, die Alleinheit oder schlichtweg Gott verbirgt, ein für unseren Verstand unerfaßbarer Schöpfergott. Hier komme ich wieder auf Armin Risis Gott und Götter zurück. In der von ihm beschriebenen Kosmologie haben alle Platz, meine germanischen Götter, Ravens ägyptische Götter, Giordano Brunos Absolutes Eine und auch der Buddhismus.
Viele sehen es als Vorteil, dass man im Buddhismus nicht blind glauben muss. Buddha selbst empfiehlt seinen Schülern, nicht einfach alles hinzunehmen, was er sagt sondern stets zu prüfen, ob man etwas selbst als wahr erachten kann. Ein sehr sympathischer Zug Buddhas.
Durch Meditation und spirituelle Praxis kann man selbst Erkenntnis über die Welt erlangen und man kann es aus eigener Kraft schaffen, sich aus dem Samsara zu befreien. Man ist nicht auf die Gnade eines Gottes angewiesen.
Das Fehlen göttlicher Gnade kann aber auch als Nachteil gesehen werden, denn man ist ganz auf sich allein gestellt. Es gibt zwar Meister, Heilige und Bodhisattvas, die einen unterstützen, aber schaffen muss man es von selbst.
In Gott und Götter gibt es beides. Jeder kann selbst daran arbeiten, sein Ego abzulegen und die Maya zu durchschauen, entscheidend ist jedoch die Liebe Gottes und die Liebe zu allen Wesen im Herzen zu fühlen und aus zu strahlen.
Liebe und Mitgefühl zu allen Wesen, das will auch der Buddhismus und das will auch Jesus. Es gibt so viele verschiedene Weg, aber das Ziel ist immer das selbe. Hier schließt sich der Kreis.
Frauen
Man kann es drehen und wenden wie man will, man kann versuchen, es schön zu reden, aber der Fakt bleibt, der ursprüngliche Buddhismus ist eine Männerreligion. Schlechteres Karma führt zur Wiedergeburt als Frau und wenn man sich aus dem Samsara befreien will, ist man besser ein Mann.
Als seine Tante Buddha anflehte, auch Frauen die Ordination als Nonne zu erlauben, lehnte er mehrmals ab und gab erst nach, als sein Lieblingsschüler sich für seine Tante verwendete. Danach seufzte Buddha, ohne Nonnen würde seine Lehre Tausend Jahre überdauern, aber mit Frauen seien es nur noch 500 Jahre. In Wirklichkeit sind es 2500 Jahre, ob es wohl an den Frauen liegt?
Nonnen müssen sich mehr Regeln als Mönche unterwerfen und vor allem müssen sie selbst dem jüngsten Mönch gegenüber Respekt bezeugen, umgekehrt natürlich nicht.
Hier ist Buddha ganz Kind seiner patriarchalischen Zeit und ich frage mich, wie erleuchtet kann er wirklich gewesen sein, wenn er sich so frauenfeindlich verhält? Hier wird Buddha für mich unglaubwürdig und hier verliere ich allen Respekt vor Buddha.
Wenn Frauen heute im westlichen Buddhismus eine guten Stand haben, dann liegt es an der westlichen Emanzipation. Nonnen und weibliche Laien in Asien kämpfen immer noch um Gleichberechtigung. Seit Buddhas Zeiten hat sich natürlich viel verändert.
Tiere
Ganz anders sieht es mit Tieren aus.
Wo die christliche Nächstenliebe nur für Menschen gilt, gilt das buddhistische Mitgefühl für alle Lebewesen.
Schlechte Behandlung und Töten von Tieren führt zu schlechtem Karma, Schlachterei gilt als unrechter Lebenserwerb. Wer kennt nicht die rührenden Berichte über buddhistische Mönche, die ihr Trinkwasser filtern, um die Kleinstlebewesen darin vor dem Tod im heißen Menschenschlund zu retten?
Im tibetischen Totenbuch heißt es, das Erleben des Bardo (Übergangsphase zwischen Tod und Wiedergeburt) hänge von der vergangenen Lebensweise ab.
So schreibt Sogyal Rinpoche in Das Tibetische Buch vom Leben und Sterben:
“So sagt man zum Beispiel in Tibet, dass Metzger, Jäger und Fischer von monströsen Exemplaren ihrer früheren Opfer gejagt werden.”
Man könnte denken, alle Buddhisten seien Vegetarier. Schön wäre es.
In der FAQ der Frankfurter Pagode Phathue heißt es auf die Frage: Muss jeder Buddhist Vegetarier werden?
“Ein Buddhist muss nicht unbedingt auch Vegetarier sein. Man sollte auf keinen Fall selbst Tiere töten, darf aber Fleisch essen. “
Wie verbogen ist das denn? In dem ich Fleisch esse, schaffe ich doch erst die Bedingung, dass Tiere zum Verzehr getötet werden! In dem ich Fleisch esse, trage ich eine Mitschuld am qualvollen Leben in der Massentierhaltung und dem grausamen Ende.
Immerhin heißt es weiter:
“Wenn unsere Barmherzigkeit größer wird und wir stärkeres Mitgefühl für andere Lebewesen empfinden, werden wir uns entscheiden, kein Fleisch mehr zu essen. Denn wir erkennen, dass für die Befriedigung unserer sinnlichen Begierde, Lebewesen sterben müssen.”
Dennoch, mir ist der Buddhismus in dieser Frage nicht konsequent genug.
Fazit
Ich hätte gerne endlich eine religiöse Heimat gefunden und in Gemeinschaft mit Gleichgläubigen gelebt. Der Buddhismus schien mir ein vielversprechender Kandidat zu sein, aber letztlich gibt es doch zu viele Unterschiede zwischen der Lehre Buddhas und meiner innersten Überzeugung. Erschwerend kommt hinzu, dass ich mit dem asiatischen Drumherum nicht so viel anfangen kann, ich bin und bleibe ein verwurzelte Europäerin. Nach dieser Jumboportion Buddhismus schwirrt mir der Kopf.
Dennoch bleibe ich eine Sympathisantin des Buddhismus. Die Deutsche Buddhistische Union strebt die Anerkennung als Religionsgemeinschaft an. Dieses Ansinnen unterstütze ich, in dem ich assoziiertes, will heißen kostenfreies, Mitglied geworden bin. Je mehr Mitglieder die Union hat, desto besser kann sie die Anerkennung erwerben.
Wahrscheinlich werde ich auch mal ein Fest in der Frankfurter Pagode besuchen oder einen Meditationskurs im Tibethaus. Es ist das Verdienst des Buddhismus, dass ich angefangen habe zu meditieren. Ich muss etwas für mein Seelenheil tun.
Also, trotz allem Genörgel, Buddhismus ist eine gute Sache!
]]>30.Juli 2009, Donnerstag
Müde krochen wir um 07:00 morgens aus unseren Betten. Ich würgte ein Brötchen hinunter und nahm ein zweites Brötchen als Proviant sowie eine kleine Wasserflasche mit.
Die S-Bahn um 08:15 brachte uns in wenigen Minuten zur Haltestelle Stadion. Auch andere Personen, darunter viele Holländer, die aussahen, als wollten sie zum Daila Lama, stiegen ein. Von der Haltestelle Stadion aus mussten wir noch ein ganzes Stück gehen, bis wir zum Eingang des Geländes gelangten. Dort war eine Taschenkontrolle angesagt, die einerseits nicht sehr gründlich war, so wurde über meinen Rucksack meine Handtasche vergessen, andererseits aber sehr penibel war, wenn es um Essen und Getränke ging. Alle Flaschen mussten in die bereit gestellten Mülleimer geworfen werden (man denke an die Verluste durch Pfand). Thermoskannen wurden in einem winzigen Häuschen verschlossen.
Grund dieser unseligen Aktion ist natürlich die Profitgier. Die Besucher sollen genötigt werden, überteuerte Getränke im Stadion zu kaufen, an diesem heißen Sommertag eine sichere Einnahmequelle. Dieses Profitstreben passt natürlich nicht zum Buddhismus, aber die Veranstalter können nichts dafür, das sind Vorgaben des Veranstaltungsortes. Dennoch überschattete dieses Gebahren die ganze Veranstaltung.
Ich weigerte mich, meine Flasche weg zu werfen, zückte meinen Schwerbehindertenausweis und erklärte, ich brauche mein Wasser zur Medikamenteneinnahme, was auch den Tatsachen entsprach. Zähneknirschend ließ man mich mit Wasserflasche passieren.
Auf dem Gelände tummelten sich Menschenmengen. Raven entdeckte eine weitere Besonderheit: Getränke und Essen konnte man nicht bar bezahlen. Vielmehr musste man bei Trägern eines grünen T-Shirts eine Chipkarte erwerben und diese gegen Zahlung eines beliebigen Betrages aufladen. Erst dachte ich: Noch so eine Unannehmlichkeit, aber nein, denn so geht das Bezahlen viel schneller als mit Bargeld und die Wartezeit wird verkürzt.
Irgendwie bekamen wir mit, dass unser print@home Ticket nicht ausreichte, um in das Stadion zu gelangen, nein, wir mussten uns an eine lange Schlange anstellen, um ein gelbes Ticket mit der Aufschrift: Zugangsberechtigung zum Stadion – Nur gültig in Verbindung mit Ihrem print@home Ticket zu erhalten. Weshalb, wieso, warum? Ein Sinn des ganzen war nicht erkennbar.
Die Flaschen-Vernichtungsaktion am Eingang zeigte derweil Erfolg. Raven kaufte sich einen 0,5 Liter Becher Apfelschorle für 3,70€, kleinere Getränke gab es nicht.
Am Eingang zum Stadiongebäude mussten wir nochmal eine Kontrolle passieren. Wieder musste ich mein Sprüchlein aufsagen und mit meinem Behindertenausweis schwenken. Diesmal wurde sogar mein Brötchen entdeckt und ich musste es wegwerfen! Nahrung wegwerfen, was für eine Schande! Was für ein Zeichen dieses dunklen Zeitalters!
Noch schlimmer traf es jedoch Raven, denn sie durfte ihr eben gekauftes Getränk nicht mit ins Stadion nehmen, entweder schnell in sich reinwürgen oder wegschütten. ??? Was sollte denn dieser Schwachsinn? Im Stadion selbst gab es einen Verkaufsstand für Getränke. Grund kann also nur sein, dass die Verkäufer auf dem Gelände in Konkurrenz stehen zu Verkäufern im Stadion und dass die Stadionverkäufer das Monopol auf Getränke im Stadion haben. Was für ein Schwachsinn, Ausgeburt des Kapitalismus, ein denkbar unbuddhistischer Auftakt zu einer buddhistischen Veranstaltung.
Wir hatten Plätze auf der Osttribüne gebucht. Die Bühne mit dem Thron des Daila Lamas lag auf der anderen Seite vor der Westtribüne, so weit von uns entfernt, dass die Menschen dort klein wie Playmobil-Männchen wirkten. Nur über große Bildschirme konnte man das Treiben auf der Bühne erkennen.
Die Osttribüne war ziemlich voll, während auf Haupt- und Gegentribüne nur vereinzelt jemand saß. Viele saßen auf den Stuhlreihen auf dem Fußballrasen, aber insgesamt wirkte das Stadion leer und überdimensioniert. Gar nicht auszudenken wie übervölkert das Gelände bei einem ausverkauften Stadion gewesen wäre. Hatten die Veranstalter mit mehr Besuchern gerechnet? 55.000 Personen passen in das Stadion. Nach dem Event wurden die Besucherzahlen über alle vier Tage mit ca. 50.000 angegeben.
Die kleine Sitze mit der nur angedeuteten Rückenlehne waren eng und ungemütlich, machten Rückenschmerzen und ließen ein Gefühl von Hühner-KZ aufkommen.
Mit einer viertel Stunde Verspätung ging es um 09:45 los. Diverse Begrüßungsreden, darunter eine Rede von Petra Roth, der CDU-Oberbürgermeisterin von Frankfurt. Ich dachte mir nur, was hat eine Politikerin, auch noch von der CDU, hier zu suchen? Aber das ist nicht das einzige, was mich am Dalai Lama zweifeln lässt.
Er sprach seine Eröffnungsrede auf englisch, das Teaching auf tibetisch, was dann von einem Übersetzer ins Deutsche übertragen wurde. Manchmal übertönten die grollenden Flugzeuge des nahen Flughafens die Lautsprecher im Stadion.
Gleich zu Beginn machte sich der Daila Lama bei mir unbeliebt. Er halte es für besser, wenn die Menschen in der Religion bleiben, in der sie hinein geboren werden, an statt zum Buddhismus zu wechseln. Er räumt zwar ein, dass die Wahl der Religion eine individuelle Entscheidung ist, die niemanden vorgeschrieben werden darf und dass der Buddhismus für einzelne westliche Menschen der richtige Weg sei, doch dürfe man nie den Respekt vor der Religion seiner Kultur verlieren.
Mit der Religion unserer Kultur meint er natürlich das Christentum, obwohl selbiges mit Gewalt und Krieg nach Germanien gebracht wurde und eben nicht unsere ursprüngliche Religion ist. Im Gegensatz zum Buddhismus haben die Monotheisten den Anspruch, die absolute Wahrheit zu besitzen und sagen, alle die sich nicht zu ihrem Gott bekennen, fallen der ewigen Verdammnis anheim. Monotheisten wollen anderen ihren Glauben aufzwingen, führen darum Kriege und verbrennen Abweichler auf Scheiterhaufen. Wer die Geschichte der Kirche betrachtet wird sie als eine Geschichte des Bösen erkennen. Und davor soll ich Respekt haben? Zu dieser Religion soll ich mich bekennen, weil ich zufällig, nein nicht zufällig, weil mein Karma mich in ein Land geführt hat, in dem diese Religion herrscht? Ich besitze aber den freien Willen und kann mich für eine andere Religion entscheiden, die ethisch höher stehender ist!
Die Kirchen haben die Lehre Jesu pervertiert. Natürlich findet sich noch ein Echo von Jesus Lehre in der Kirche und so gibt es einzelne Persönlichkeiten oder einzelne Organisationen innerhalb der Kirchen, die Gutes bewirken, aber im Großen und Ganzen sind die Kirchen Teufelswerk.
So sagt es Persephone, eine bekennende Heidin.
Nun zumindest war das kein guter Auftakt und entfernte mich ein Stück vom Daila Lama. Selig lächelnd saß er die ganze Zeit im Schneidersitz auf dem Thron und erzählte mit herzlicher Selbstironie über sich selbst. Es ist immer ein Zeichen von Weisheit, wenn man sich selbst nicht ganz ernst nimmt. Er habe immer noch den selben Körper wie bei seinem letzten Besuch, nur ein kleines Stück fehle ihm, seine Gallenblase. Er hoffe, sein Gehirn funktioniere noch gut. Wer ihn von früher kennt solle auf sein Verhalten achten und ihm bescheid sagen, wenn er anfinge, sich seltsam zu verhalten. Zwischendurch intonierten die Mönche einen für europäische Ohren seltsamen Singsang und schließlich begann er mit dem Teaching; Erklärungen zu dem Text: Die mittleren Stufen der Meditation von Acharya Kamalashila. Er verwende diesen Text gerne, weil er ihn gut kenne und so weniger homework zu tun habe. “I´m a lazy person”, sagte er schmunzelnd.
Ich bin ein visueller Lerntyp. Für mich zählt nur das geschriebene Wort, bei Erzählungen ohne schriftliche Unterstützung, schweift mein rastloser Geist sofort ab. Deshalb war ich froh, als pünktlich um 11:30 die Mittagspause anfing. Ja, ja, ich habe noch viel Meditation nötig.
Raven und ich besorgten uns je eine Tüte mit diversen Prospekten, dem Programm und eben dem Teaching-Text.
Hunger! Aber es war fast unmöglich, an etwas Essbares heran zu kommen. An allen Ständen auf dem Gelände hatten sich riesige Schlangen gebildet. Vor lauter Not wollte ich mir wenigstens eine Brezel holen, in der Hoffnung, dass es dort schneller ginge. Doch noch bevor ich mich in die Warteschlange einreihen konnte, hieß es, Brezeln ausverkauft.
Wir gingen schließlich ins Stadion zurück, um uns dort an einem Verkaufsschalter anzustellen, hier war es schattig und die Wartereihe kürzer. Vor uns standen zwei Damen, die sich ein Getränk kaufen wollten. Es stellte sich heraus, dass sie keine pay-Karte hatten, weil sie nichts davon wussten. Sie baten mich, meine pay-Karte benutzen zu dürfen und gaben mir Geld dafür, dabei machte ich sogar einen kleinen Gewinn.
Als wir endlich an der Reihe waren, hieß es: ätschebätsch, es gibt kein Essen mehr. Alles, was wir noch ergattern konnten, waren ein Muffin und ein Donat. Einerseits musste ich mein Brötchen wegwerfen, andererseits gibt es nicht genug Essen zu kaufen. Mit leerem Magen studiert es sich nicht gut, siehe Maslows Bedürfnispyramide.
Immerhin, in einer Sache hatten die buddhistischen Veranstalter ihre ethischen Grundsätze durchgesetzt: es gab ausschließlich vegetarische Speisen. Auch der Stadionschalter, der sonst Würstchen verkauft, hatte nur Mahlzeiten ohne totes Tier im Angebot.
Zwischendurch traffen wir Jos, eine Bekannte von Raven und unterhielten uns eine Weile mit ihr. In ihrem Blog war Raven damals auf diese Veranstaltung Aufmerksam geworden.
Schließlich wollten wir uns die Stände mit Büchern und asiatischem Allerlei ansehen, die auf dem Gelände so aufgestellt waren, dass sie eine Gasse bildeten. Die Gasse war so verstopft, dass man nicht mehr zu den Ständen reichte und in einem Thrombosepfropfen stecken blieb. Überreizt suchten wir das Weite.
Beide waren wir erschöpft, hatten Schmerzen, litten unter der Hitze und so beschlossen wir, nach dem Ende der Mittagspause um 14:00, nicht ins Stadion zurück zu kehren sondern die dann leeren Stände abzulaufen und dann nach Hause zu fahren.
Der ganze asiatische Kruschelkram interessierte mich wenig, denn als Wotanstochter bin ich der germanisch-keltischen Symbolik zu getan. Aber es gab Bücher zu kaufen und Bücher gehen immer. Raven kaufte sich ein Buch über Karma und ich: “Das tibetische Buch vom Leben und Sterben – ein Schlüssel zum tieferen Verständnis von Leben und Tod” von Sogyal Rinpoche.
Ich freue mich schon darauf, es zu lesen.
Wir gingen nicht nach Hause, sondern schlurften mit letzter Kraft nach Hause und fielen erschöpft in unsere Betten. Nachdem wir uns etwas erholt hatten, besprachen wir unsere Einstellung zum Buddhismus, was uns gefällt und nicht gefällt. Dazu später mehr.
31.Juli 2009, Freitag
Diesmal nahmen wir keine Nahrungsmittel mehr mit. Ich kaufte am Stadionschalter ein Wasser für Raven und einen Kaffee für mich. Die Summe entsprach genau meinem Restbetrag auf der pay-Karte.
Als wir den Innenraum des Stadions um 9:20 betraten, hatte der Daila Lama schon angefangen. Es sei bekannt, dass er manchmal früher beginne, so stand es sogar in der FAQ der Veranstalterseite. Ich glaube, er machte so eine Art Morgenritual. Auf jeden Fall kam ein wenig Energie bei mir an.
Die Sitze erschienen mir noch unbequemer als am Vortag, vor allem aber machte mir das Eingepferchtsein zwischen den Menschenmengen zu schaffen. Aus diesem Grund buche ich sonst immer Plätze am Rand, aber offenbar waren keine mehr frei gewesen und ich hatte inmitten der Reihe buchen müssen. Es bereitet mir Unbehagen, wenn ich meinen Fluchtweg von Menschen versperrt sehe. Die Reihen waren so eng, dass kein Gang mehr übrig blieb, wer raus wollte, musste alle Leute aufscheuchen. Das tat ich dann auch nach einer Stunde.
Mir war etwas schlecht und es grummelte in meinem Bauch. Welche Befreiung war es, nicht mehr eingeschlossen zu sein. Ich blieb eine Weile außerhalb der Reihen stehen, lauschte dem Daila Lama, setzte mich draus auf den gemütlichen Betonboden und kam wieder herein, als er seine Ermächtigung, für Laien als Segen zu verstehen, sprach.
Raven und ich hatten uns vorgenommen, wieder auf das Nachmittag-Teaching zu verzichten. Wir sind leider beide schwach und von Krankheit gezeichnet, so dass wir nicht die Ausdauer eines gesunden Menschen haben und uns nicht zu Letzt wegen unserer Hochsensitivität bei Großveranstaltungen schnell überfordert fühlen.
Es war ein Ereignis, den Daila Lama einmal live zu erleben, aber kein Funke sprang über, eine spirituelle Inspiration habe ich nicht mit genommen, das ist bei einer Großveranstaltung wohl schwer möglich. Unter den zahlreichen öffentlichen Personen, die es auf der Welt gibt, ist er ein Sympathieträger. Er ist das lächelnde Gesicht des Buddhismus und inspiriert interessierte Menschen konfessionsübergreifend. In der vorherrschenden materiellen Weltsicht ist er eine gewichtige Stimme der Spiritualität.
Ich habe einen Artikel gefunden, der die Veranstaltung als Kommerzialisierung des Daila Lama kritisiert. Die Veranstalter wollten damit Geld verdienen, heißt es, und zum Beweis werden die hohen Eintrittspreise ins Feld geführt. Autor der Kritik ist Klaus Hofmeister von der hr-Kirchenredaktion. Soll das Event etwa schlecht gemacht werden, weil die Kirche die Konkurrenz des Buddhismus fürchtet?
Ich finde die Eintrittspreise keineswegs überteuert. Für meine Zweitageskarte habe ich 45€ bezahlt. Eintageskarten gibt es für 29€. Das ist bei den heute üblichen Eintrittspreisen nicht ungewöhnlich hoch. Möchte jemand alle vier Tage plus Abendprogramm mit Vorträgen erleben, muss er natürlich tiefer in die Tasche greifen, da werden dann ca. 200€ fällig. Dem Gegenüber stehen immense Kosten. Das Waldstadion ist bestimmt kein billiger Veranstaltungsort und die Referenten der Abendvorträge und Diskussionspartner wollen auch bezahlt werden oder müssen zumindest herbei geschafft werden. Viele Menschen haben in ehrenamtlicher Arbeit dieses Event erst möglich gemacht.
Laut Veranstalter gibt es sogar ein minus von 200.000 Euro, weshalb zu Spenden aufgerufen wurde. Und sollte es am Ende einen Überschuß geben, wird der sowieso einem guten Zweck gespendet, was der Kirchenredakteur mit einem *angeblich* kommentiert, so als zweifele er an der Aufrichtigkeit der Veranstalter, zu denen die Deutsche Buddhistische Union, Pagode Phat Hue und das Tibethaus Deutschland gehören.
Ich glaube nicht, dass dies alles eine Lüge ist, um damit Geld zu scheffeln. Außer den Eintrittspreisen, die ja immer relativ zu den Kosten gesehen werden müssen, hat Herr Hofmeister kein Argument ins Feld geführt, welches seine Behauptung unterstützt.
Wenn ein Kirchenredakteur es nötig hat, solchen Unsinn zu verbreiten, bestätigt das nur meine schlechte Meinung über die Kirche, die sich besser an ihre eigene Nasen fassen sollte. Wallfahrtsorte wie Lourdes leben schließlich vom christlichen Tourismus und verkaufen allerlei Kitsch im Namen der Jungfrau Maria.
Die Schattenseite des Daila Lama
Bei der Recherche zu diesem Eintrag stieß ich auf einen Artikel bei hr-online, in dem es heißt, der Dalai Lama sei seit zwanzig Jahren mit Roland Koch, CDU-Ministerpräsident von Hessen, befreundet. Roland Koch ist ein Unsympath, mein absoluter Hass-Politiker, ein gieriger Kapitalist, der uneinsichtig die Zerstörung meiner Heimat durch den größenwahnsinnigen Ausbau des Frankfurter Flughafens voran treibt, der Bürgerwillen missachtet, unsere Wälder ermordet, Luft und Boden vergiftet – alles für den Fortschritt des Materialismus. Von der buddhistischen Lehre ist der Kirchenchrist diametral entfernt.
Aber es kommt noch schlimmer: Der Dalai Lama liebt George W. Bush. Bei einem Treffen sei ihm Bush der Erzkapitalist, Ölmagnat, Kriegstreiber und öffentlicher Lügner sofort sympathisch gewesen.
Überhaupt schmücken sich Politiker gerne mit dem populären Tibetmönch, wenn ihnen ihre Wirtschaftsinteressen an China nicht gerade wichtiger sind. Beliebig lässt sich der Dalai Lama von allen vereinnahmen, lächelt milde in die Kamera und erhöht für den Augenblick das Prestige des Politikers. Der Dalai Lama als Wahlhelfer. Übrigens gehörte auch Shoko Asahara, Guru der terroristischen Aum-Sekte, die 1995 einen Giftgasanschlag auf die U-Bahn von Tokio verübte zum Freundeskreis des Exiltibeters.
Während er im Westen von seiner Fangemeinde umjubelt wird, regiert er seine Exiltibeter wie ein absolutistischer Potentat. Mir fiel das Magazin *STERN* in die Hände mit einer kritischen Titelstory über den Dalai Lama.
Hier wird von der ersten unabhängigen Zeitung Mang-Tso (Demokratie) im nordindischen Exil berichtet. Die Redakteure mussten wegen ihrer kritischen Berichterstattung Morddrohungen hinnehmen, aber sie ließen sich nicht einschüchtern. Als sie nach dem Giftgasanschlag in Tokio über die Verbindung des Dalai Lama zu Shoko Asahara berichtete, setzten die religiösen Autoritäten die Zeitung so unter Druck, dass sie dicht machen musste.
Während der Ermächtigung am 31.Juli in Frankfurt erklärte der Dalai Lama, dass niemand, der den tibetischen Schutzheiligen Dorje Shugden verehre sein Schüler sein dürfe. Er lehne Dorje Shugden ab, weil er eine böse Aura habe. Ich dachte mir, warum erwähnt das überhaupt, die meisten Zuschauer dürften kaum jemals von diesem Dorje gehört haben und wer ihn unbedingt verehren wolle, sucht sich eben einen anderen Lehrer.
Wie ich durch den STERN-Artikel erfuhr ist die Dorje-Shugden-Angelegenheit für die Tibeter ein elementares Problem. Das wäre etwa so, als wenn man mir verwehre, weiterhin Wotan zu verheren. Der Schutzheilige genießt bei den Tibetern hohe Verehrung und man muss nicht ein persönlicher Schüler des Dalai Lama sein, um unter das Verbot zu fallen. Im Grunde sollen alle Tibeter, zumindest aber die Exiltibeter Dorje Shugden nicht mehr verehren dürfen. Wer es dennoch tut, wird diskriminiert.
Während er im Westen Religionsfreiheit predigt und Toleranz predigt, setzt der Dalai Lama bei seinen Untertanen seine Sicht auf den Glauben durch und verfolgt Andersgläubige mit Repressalien. Während er sich mit Leuten wie Bush und Koch freundschaftlich verbunden fühlt, zeigt er den Shugden-Anhängern gegenüber keine Kommunikationsbereitschaft.
Der Konflikt ist soweit eskaliert, dass die Shugden-Verehrer beim Obersten Gerichtshof von Neu-Dehli Klage gegen den Dalai Lama wegen Verstoß gegen die Religionsfreiheit erhoben haben.
Nach all dem kann ich nur sagen, der Dalai Lama ist viel schlechter als sein Ruf. Toll erleuchtet kann er nicht sein. Ich schätze er ist eher von Mächten aus den dunklen Dimensionen des Universums erfüllt. Er glaubt Gutes zu tun und es ist ja auch vieles Gut, was er sagt, lehrt und tut. Aber in dem Guten, welches er tut, ist er doch nur eine Stütze des Dunklen Systems, der Neuen Weltordnung. Meine Sympathie besitzt er nicht mehr, sehr schade, denn ein wirklich von der Liebe Gottes durchdrungener Spiritueller täte der Welt gut. Ach ja, es gibt ja keinen Gott bei den Buddhisten, aber es gibt Mitgefühl und Liebe zu allen Wesen. Die Shugden-Verehrer haben das Mitgefühl des Dalai Lama nicht.
]]>Ach was waren das früher für herrliche Zeiten im Internet. Es herrschte freier Austausch zwischen allen Usern, was man auf einer Webseite fand konnte man getrost weiter tragen, vervielfältigen, weiter entwickeln. Informationen flossen ungehindert durch das weite Netz, grenzenlos, frei von Zwängen, frei von Tugendwächtern und ohne eifersüchtige Zäune, errichtet um streng gehütetes Gedankengut.
Mit einem Wort, im Internet florierte die Gedankenfreiheit.
Doch etwa ab dem Jahr 2000 wurde das liebevoll von Geeks gepflegte Internet von Muggles unterwandert. In immer größer Horden drangen sie in das Netz ein und brachten ihre Kleinkarierten Schranken und Gesetze mit. Die Musikindustrie jammerte über Milliardenverluste, der Feind hieß und heißt: Tauschbörsen, mp3, youtube etc.
Politiker mokierten sich über die Anonymität des Internets, welche es den Nutzern erlaubte, unidentifizierbar, ihre Meinung hinaus zu blöken. Also wurde schnell die Impressumspflicht für Homepages eingeführt. Drittklassige Winkeladvokaten weideten sich am Geklimper der Euros, in dem sie das Internet mit einer Abmahnwelle überfluteten. Ein kleines Bildchen hier, ein ebay-Angebot dort, ein fehlendes Impressum irgenwo und schon wurde der nichtsahnende Nutzer der Verletzung von Copyright, Wettbewerbsrecht oder sonstigen Mist beschuldigt.
Als wäre das alles nicht schlimm genug, haben nun auch die zurück gebliebenen Politiker kapiert, dass sich im Pluralismus des Webs auch Meinungen tummeln, welche die Political Correctness verspotten. Nein so was aber auch! Das World Wide Web hält sich nicht an die Begrenzungen deutscher Gesetze, da gibt es tatsächlich Dinge, die in Deutschland verboten sind und die deutschen Bürgern sind diesen Verlockungen hilflos ausgesetzt. Da muss Vater Staat seine Bürgerkinder vor schützen, die ohne seine Fürsorge in ihr Verderben schlittern würden. Aber weil Papa Staat ja weiß, wie trotzköpfig seine Kinderlein sind, versucht er seine Verbote ganz vorsichtig einzuführen.
Und so ist es gekommen, dass Übermutter Zensursula von dem Leiden die ersten Stoppschilder im Internet aufgestellt hat. Alle bösen Pädophilen-Seiten werden auf diese Weise unzugänglich gemacht. Und weil jeder weiß, dass es um die Pädophilen-heb-an-den-Schwanz-Seiten nicht schade ist, müssten die Bürgerkinder doch jubeln: Oh Danke heilige Ursula von dem Leiden, dass Du uns unmüdige Bürgerlein vor den bösen Dämonen des Internets bewahrest.
Zu dumm nur, dass manche Bürgerkinder so dickköpfig sind, und Zensursula einfach nicht dankbar sein mögen.
Mit Verabschiedung des Gesetzes für Web-Sperren am 18.Juni, wird der Zensur Tür und Hof geöffnet.
Angeblich richtet sich die Web-Sperre nur gegen Seiten, die Kinderpornographie enthalten. Es sei eine Maßnahme im Kampf gegen Kindesmissbrauch. Wieso das denn? Nur weil Deutschland entsprechende Seiten blockt, heißt es nicht, dass nun weniger Kinderpornos gedreht werden. Dann verändern sich eben die Vertriebswege und man steigt auf DVD um. Das Perfide ist auch, dass die Seiten eben nur unzugänglich gemacht werden, der Inhalt aber weiterhin im WWW verbleibt.
Das Scheinheilige dabei ist, dass Kindesmissbrauch immer noch verjährt. Wer also erst spät den Mut findet, gegen seinen Quäler vorzugehen, sieht sich mit abgelaufener Verjährungsfrist konfrontiert. Eine Petition mit der Bitte an die Politiker, diese Verjährungsfrist aufzuheben, wurde vom Bundestag abgelehnt. Ich hatte diese Petiton mit unterschrieben.
Sogar Missbrauchsopfer wenden sich gegen die Web-Sperren, weil sie darin den Anlauf zu einem umfassenden Zensur-Rundumschlag sehen. Sie möchten sich nicht von der Regierung für diese Eingriffe in die Privatsphäre der Menschen missbrauchen lassen. Wenn man es so sieht, ist es ein Hohn, wenn die Regierung gerade Menschen, die Opfer unerträglicher Grenzüberschreitung wurden, zum Alibi für Eingriffe in die Privatsphäre der Bevölkerung macht.
Hier ein Video mit einem treffenden Song über Zensursula, sehr unterhaltsam:
Es liegt auf der Hand, dass es nicht bei Pädophilen-Seiten bleiben wird.
Schon werden Stimmen laut (CDU-Politiker Thomas Strobl), die Websperre auch auf Seiten für so genannte Killerspiele auszudehnen. Ach ja, die bösen Egoshooter, die Generationen von Amokläufern heranzüchten. Wie blöd sind Politiker eigentlich, wenn sie glauben, mit Verbot von diversen Computerspielen, das Phänomen der Amokläufer beseitigen zu können? Bald geht es zu wie im Film Demolition Man und man bekommt schon beim Ausstoßen eines Schimpfwortes einen Strafzettel.
Auch der Zentralrat der Sinti und Roma bekommt plötzlich Lust auf Zensur und fordert die Ausdehnung der Websperre auf Seiten mit rassistischem Inhalt.
Und so wird es immer weiter gehen. Jedes Grüppchen meldet seine Zensurwünsche an. Immer mehr unliebsame Seiten werden der Zensur zum Opfer fallen. Alles, was nicht politisch korrekt ist und der Moralprüfung der Gutmenschen nicht stand hält, wird mit Stoppschildern gepflastert werden.
Artikel 5 des Grundgesetzes: Eine Zensur findet nicht statt, ist schon lange eine Farce und wird immer mehr zum Satirikum.
Schon jetzt sind es nicht nur kinderpornographische Seiten, die der Zensur zum Opfer fallen.
Ein Beispiel für gelungene Internetzensur ist die Geschichte einer Satire-Website, die das Erscheinungsbild der Homepage des Bundesinnenministeriums nachahmte und dabei böserweise auch den dicken Bundesadler, deutsches Hoheitszeichen, verwendete. Im vorauseilenden Gehorsam löschte der Provider die Seite, nachdem er ein Fax vom Bundesverwaltungsamt mit Bitte um Löschung erhalten hatte. Auf zeit.de findet sich noch ein Screenshot der Satire, die ich im vorauseilenden Ungehorsam meinen Lesern nicht vorenthalten will.
Der Initiator der Satire hat mittlerweile eine neue Seite kreiert, welche extra als Satire gekennzeichnet ist, damit es auch der verbissenste, lachlose Politiker kapiert.
Die Beschreibung eines älteren Zensurversuch seitens des Düsseldorfer Regierungspräsidenten Jürgen Büssow aus dem Jahr 2003 habe ich auf der Seite Internetzensur in Deutschland gefunden.
Hier heißt es über Büssows Pläne:
“Den Medienwächtern vom Rhein, zuständig für die Medienaufsicht in Nordrhein-Westfalen, schwebt ein »reguliertes« Internet vergleichbar mit Rundfunk und Fernsehen vor, in dem alle nach den Vorstellungen der Regulierer »nicht zulässigen« Inhalte ausgeblendet werden. Letztendlich wäre dies das Ende des Internets wie wir es kennen, das Ende vom Traum eines freien Kommunikationsnetzes. “
Neben Kinderpornographie gibt es noch ein anderes Lieblingskind der Politiker: Rechtsextremismus.
Das hysterische Geheule bei diesem Thema steht in keinem Verhältnis zu dem Einfluss, die Rechtsradikale in Deutschland tatsächlich haben. Ich erinnere mich noch an eine Zeit, in der es hieß, die Justiz sei auf dem rechten Auge blind. Damals waren noch ehemalige Nazigrößen in juristischen und politischen Schlüsselpositionen. Die sind mittlerweile ausgestorben und wurden offenbar von Alt-68ern ersetzt. Jetzt ist die Justiz eher auf dem linken Auge blind und verfolgt den Gegner mit rational nicht nachvollziehbarem Hass.
Es gehört heute zum guten Ton gegen rechts zu sein und alles, was auch nur wagt, nicht gegen rechts Stellung zu beziehen, zu verfolgen.
Zurück zur Website Internetzensur in Deutschland.
Hier heißt es weiter:
“Nordrhein-Westfalens Internet-Zugangs-Anbieter (Access-Provider) wurden 2001 von der Düsseldorfer Bezirksregierung »gebeten« die folgenden Webseiten aus den USA zu sperren, also die Durchleitung der Daten zu unterbinden:”
Man mag von diesen Seiten halten, was man will. Es kann nicht angehen, dass irgendwelche daher gelaufenen Politiker mir vorschreiben wollen, welche Seiten ich nicht ansehen darf, weil sie mich sozial-ethisch desorientieren könnten. Wenn ich meinen Voyeurismus auf rotten.com bedienen möchte, dann ist das meine Sache. Ich war schon Jahre nicht mehr auf dieser Seite und bin erst angeregt durch das Zensurgetue mal wieder vorbei gesurft.
Oh ja, rotten.com ist nicht gesperrt. Zensor Büssow hatte die Seite wieder aus seinem Programm genommen, weil sie sich nicht mit seiner Offensive gegen Rechtsextremismus verkaufen ließ.
Anders sieht es aus mit der Homepage von Nazi Lauck. Die ist tatsächlich gesperrt, allerdings nicht mit einem Stoppschild. Man erhält einfach die Browser-Fehlermeldung: “Die Verbindung zum Server wurde zurückgesetzt, während die Seite geladen wurde.” (Firefox) oder “Die Webseite kann nicht angezeigt werden” (Internet Explorer).
Benutzt man aber den alten Proxy-Trick, dann erfreut sich Laucks Internetpräsenz bester Gesundheit.
Dieser Fall beweist: Internetzensur findet längst statt!
Spielverderberin Zensursula von dem Leiden ist nicht die erste, aber, dafür können wir ihr fast dankbar sein, mit ihrem missionarischen Gutmenschen-Auftreten, hat sie die Bevölkerung für das Thema Internetzensur sensibilisiert.
Es geht eben nicht darum, ob ich mit der auf einer Website wie Nazi Lauck vertretenen Meinung konform gehe, ob ich eine Seite gut oder scheußlich finde. Es geht darum, dass ich selbst entscheiden will, was ich mir ansehen möchte oder nicht. Es gehört doch gerade zum Reichtum des Internets, hier Dinge zu finden, die man sonst in Deutschland nicht bekommt. Es ärgert mich zum Beispiel ungemein, dass “Mein Kampf” auf dem Index steht. Ich möchte das Buch gerne mal lesen, um mich zu vergewissern, wie blöd Hitler wirklich war. Man liest schließlich nicht nur Dinge, mit denen man einer Meinung ist, sondern sondiert auch den Gegner.
Die Meinungsfreiheit ist in Deutschland ohnehin eingeschränkt durch Gesetze gegen Volksverhetzung, Tragen verfassungsfeindlicher Symbole, persönliche Beleidigung und so fort. Wehrhafte Demokratie nennt sich das, keine Toleranz gegen Meinungen, die nicht dem Boden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung entsprießen. Schön und Gut.
Was jedoch bei der Internetzensur geschieht ist die Vernichtung des Rechts auf Informationsfreiheit bzw. Rezipientenfreiheit.
Man darf sich Meinungen, die in Deutschland verpönt oder gar strafbar sind, nicht einmal mehr ansehen, sich damit beschäftigen und auseinandersetzen, sei es zu wissenschaftlichen, journalistischen Zwecken oder aus privatem Interesse.
Das ist nichts anderes als das Verbot zu Zeiten des Dritten Reiches, den Feindsender zu hören.
Wie freiheitlich-demokratisch ist Deutschland eigentlich noch?
“Mein Kampf” zum Beispeil ist nur in Auszügen und kommentiert zu bekommen. Ich brauche aber keine demokratisch-ideologischen Oberlehrer, der mir erläutert, wie furchtbar doch alles ist, was Adolf geschrieben hat. Ich bin in der Lage, mir eine eigene Meinung zu bilden und Herr Hitler wird sich durch seinen Text schon selbst als Spinner entlarven.
Gibt man “Mein Kampf” in Google ein, findet man dort den Hinweis:
Aus Rechtsgründen hat Google 2 Ergebnis(se) von dieser Seite entfernt.
Folgt man den link: Informationen über diese Rechtsgründe , gelangt man zu einer Seite mit der Erklärung: A URL that otherwise would have appeared in response to your search,
was not displayed because that URL was reported as illegal by a German
regulatory body.
Man kann davon ausgehen, dass hier eine Seite mit nazistischem Inhalt gemeint ist. Das ist Zensur vom Feinsten. Es ist schon viel schlimmer als ich zu befürchten gewagt hatte. Der Protest gegen die Stoppschilder der Heiligen Ursula von dem Leiden als Türöffner für einen kommenden Zensurwahn kommt viel zu spät, wir sind schon längst drin im Kontroll- und Überwachungsstaat. Das Internet wurde seiner Freiheit beraubt.
Es werden nicht alle Nazi-Seiten geblockt, wahrscheinlich ist man der florierenden, rechten Webkultur noch nicht Herr geworden, aber das ist nur eine Frage der Zeit.
Auf der Homepage Internetzensur in Deutschland wird aus dem Buch Verantwortung im Internet – Selbstregulierung und Jugendschutz von Waltermann und Machill zitiert.
“»Die Internet-Entwicklung gibt ihm [dem Internet-Nutzer] unweigerlich die Kontrolle darüber, welche Informationen und Inhalte ihn wann und wie erreichen. Das neue Medium ist nicht mehr auf Vermittler wie Verlage, Sender, Zeitungen oder die Musikindustrie angewiesen. Im Internet wird eine ‘Massenkommunikation’ von Individuum zu Individuum möglich. Auf diese Entwicklung hin zur Nutzerkontrolle sind wir bisher nicht vorbereitet.
Wir müssen neue Regulierungsmechanismen entwickeln.« “
Aha, der Vorteil des Internets, nicht mehr auf von der Regierung kontrollierten Vermittlern wie Verlage und Sender angewiesen zu sein, ist den Autoren eine Gefahr, gegen die neue Regulierungsmechanismen entwickelt werden müssen.
Unter dem Deckmantel des Jugendschutzes wurde seit je her hemmungslos Zensur betrieben. Nun soll das letzte Bollwerk der Freiheit fallen.
Während der Olympischen Spiele 2008 in Peking regte sich die Weltöffentlichkeit noch darüber auf, dass Journalisten nicht auf alle Webseiten freien Zugang hatten. Zum Beispiel hatte China Seiten über den tibetanischen Freiheitskampf blockiert, weil die der staatlichen Ideologie widersprechen.
Was in Deutschland geschieht ist genau das Gleiche. Auch hier werden Webseiten gesperrt, die nicht der staatlichen Ideologie entsprechen. Das Recht auf Informationsfreiheit schrumpft immer weiter.
Erinnern wir uns an ein Zitat, welches gemeinhin Voltair zugeschrieben wird, und welches mehr denn je aktuell ist:
Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst.
to be continued …
FREIHEIT *** FREIHEIT *** FREIHEIT
Es geschah am Donnerstag, 18.Juni. Mein kleiner Kater Albie kam den ganzen Tag nicht von seinen Streifzügen nach Hause. Die letzte Spur von ihm, war eine erbeutete Maus, die ich auf halbem Weg zwischen meinem Bett und der Terrassentür entdeckte, während ich morgens um 7:00 kurz erwachte. Als ich später aufstand, war die Maus verschwunden. Später fand ich sie in der Gothic-Ecke liegen. Albie musste also zwischenzeitlich hier gewesen sein, dann verlor sich seine Spur.
Albie ist ein Freigänger. Dass er einige Stunden fort bleibt, ist nichts Ungewöhnliches. Aber den ganzen Tag war er noch nie fortgeblieben. Trotz allem blieb ich ruhig und hatte noch ein gutes Gefühl. Dennoch lief ich in der Nachbarschaft herum, in der Hoffnung irgendwo einen Blick auf ihn erhaschen zu können. Auch suchte ich die nahe Bundesstraße nach einer nieder gewalzten Katzenleiche ab. Nichts.
Abends gegen 20:00 erreichte mich die Kunde, eine kleine schwarze Katze sei am Straßenanfang unter einem Auto gesichtet worden. Ich lief von meinem Domizil am Ende der Straße nach vorne. Und tatsächlich, dort fand ich besagte Katze unter einem Wagen kauernd. Sie blickte mich mit Albies Augen an, aber der vermeintliche Albie erkannte mich nicht. Anstatt zu mir zu krabbeln, nahm er vor mir Reißaus. Er lief über die Straße in einen Hof hinein. Das Tor stand auf, also nichts wie hinterher. Weiter sprang die Katze durch den Hinterhof in einen eingezäunten Garten. Das Tor war nicht verschlossen, also weiter hinter her. Doch dann sprang die Katze über eine hohe Mauer. Die Verfolgung war vorbei. Mir war aufgefallen, dass die Katze einen schmalen, fettig glänzenden Schweif hatte. Albus hat jedoch einen buschigen Schweif. Er war es nicht.
Frustriert tapste ich nach Hause zurück, hatte ich doch so sehr gehofft, Albus wieder nach Hause zu bringen.
Die Sorge schnürte sich langsam um meinen Hals. Albus blieb die ganze Nacht verschwunden, ich konnte trotzdem erstaunlich gut schlafen.
Freitagmorgen verlangte mein alter Kater Q-de Lancie nach seinem Frühstück. Während ich in der Küche werkelte, stand plötzlich Albie im Raum. Welche Freude, der verlorene Gefährte hatte heim gefunden. Dass er nur auf drei Beinen lief und die rechte Hinterpfote eingezogen hatte, erschien mir nicht so schlimm. Vielleicht eine Fleischwunde vom Kampf mit einem Rivalen.
Erschöpft legte sich Albus im Schneiderzimmer auf den Sessel. Ich fand nur einen oberflächlichen Kratzer auf dem wunden Bein, trotzdem jaulte mein Kater vor Schmerz, wenn ich es berührte und legte sich so, dass ich das Beinchen nicht mehr belästigen konnte.
Zu beginn der Sprechstunde stelle ich Albus bei meiner Tierärztin vor. Sie warf nur einen kurzen Blick auf das Bein und sagte: “Oh weh”!
Mit dem Bein stimme etwas ganz und gar nicht, Verdacht auf Fraktur. Im schlimmsten Fall müsse Albies Bein mit Nageln versehen werden, die nach außen ragen. Grusel.
Sie schickte mich gleich in die Tierklinik nach Langen.
Der Chef persönlich nahm sich Albie an und besah das Bein. Er tippte auf eine Luxation des Sprunggelenks. Das Sprunggelenk (Karpalgelenk) verbindet bei Zehengängern Ferse und Unterschenkel. Die Haltebänder waren gerissen und das Gelenk gegeneinander verschoben. Sturz, Sprung oder Autounfall können Ursache einer solchen Verletzung sein, aber was wirklich passiert ist, werden wir nie erfahren.
Albie musste zum Röntgen und anschließender Operation über das Wochenende in der Klinik bleiben.
Natürlich wollte ich über das Wochenende telefonische Nachricht über Albies Befinden haben, aber offenbar telefonierten Klinik und ich immer aneinander vorbei und erreichten uns gegenseitig nicht.
Montag, 22.Juni, konnte ich Albus aus der Klinik abholen. Ein sehr dicker Verband zierte sein wundes Bein, das schlimmste aber war die Halskrause, die ihn abhalten sollte, den Verband abzurupfen.
Auf die eurostarke Rechnung hatte mich der Klinikchef schon vorbereitet, nicht aber auf den seltsamen Posten, der dort aufgeführt war: Ovariohysterektomie Hund.
Über die falsche Tierspezies könnte ich ja noch hinweg sehen, aber wie man meinem männlichen Tier Eierstöcke und Gebärmutter entfernt haben will, gab mir Rätsel auf, so dass ich nachfragte. Die Bestürzung war groß. Da hatte sich ein falscher Posten eingeschlichen, sehr zu meiner Freude und zum Bedauern der Klinik. Denn die richtige OP wäre 120€ teurer gewesen. Da ich aber schon bezahlt hatte, ging die falsche Rechnung zum Nachteil der Klinik. Die Behandlung war auch so teuer genug: 658,96 €
Dazu kommen weitere Kosten für Verbandswechsel, Röntgen, Fäden ziehen, Entfernung der Nägel.
Glücklicherweise half meine Mutter aus, sonst hätte ich die Rechnung nicht bezahlen können.
Sechs Wochen muss Albus einen Verband tragen und darf in dieser Zeit nicht nach draußen. Dies ist für den kleinen Abenteurer das allerschlimmste. Drinnen ist ihm langweilig und er lauert auf jede Gelegenheit, bei der er doch entwischen könnte.
Die ersten zwei Wochen musste der Verband alle drei Tage bei der Tierärztin gewechselt werden, jetzt reicht einmal die Woche. Die Wechsel tun Albie sehr weh und er jault vor Schmerzen auf. Das ganze Bein ist kahl rasiert, wie dünn es ist ohne Fell. Die Halskrause muss er nicht mehr tragen, weil er seinen Verband in Ruhe lässt. Schlimmer war es anfangs mit dem Verband, der um einen Venenzugang am Vorderbein gewickelt war. Der war der Grund für die Halskrause. Die Kanüle wurde jedoch bald gezogen. Besonders für eine Katze ist eine Halskrause grausam. Sie kann sich nicht mehr putzen und ihre Orientierung durch die Schnurhaare ist lahm gelegt, so dass sie ständig überall anrempelt.
Freitag, 03.Juli, musste Albus in die Klinik zu Röntgen. Glücklicherweise sieht alles gut aus und Albie ist auf dem Weg der Besserung.
Was für ein tapferer, kleiner Kerl, wie er sich schwer verletzt bis nach Hause geschleppt hat. Vielleicht lag er nach dem Unfall erstmal eine Weile in einem Versteck, bis er überhaupt die Kraft fand, sich auf den Heimweg zu machen. Er hat wirklich einen Tapferkeitsorden verdient.
Dummerweise ist Albie heute, Sonntag 05.Juli nach draußen entwischt. Es war ja nur eine Frage der Zeit, bis das passieren würde. Nun ist er schon den ganzen Tag fort und traut sich nicht mehr herein, weil er weiß, dass er dann wieder eingesperrt wird. Ich habe ihn einige male im Garten liegen sehen, also kein Grund zur Beunruhigung, und schließlich ist er heim gekehrt.
Sein Bein ist noch lange nicht verheilt und schmerzempfindlich. Neulich hatte er sich das Bein in der Stuhllehne verfangen, vor lauter Au gefiepst und sich erschrocken unter das Bett geflüchtet.
Ich bin froh, dass die moderne Tiermedizin all diese Möglichkeiten hat und Albie wieder ganz genesen kann. Früher hätten ihn Invalidität oder gar Tod erwartet.
Zu guter letzt hat mir eine Freundin von Frank, die Tierheilpraktikerin ist, noch einige hömoepathische Mittel genannt, die Albie bei seiner Genesung unterstützen können.