Was die Götter sich wohl dabei dachten, als sie mich melancholisches, todesverliebtes Geschöpf während des wonnigen Höhepunkt des Lebens die Weltenbühne betreten ließen?
So fasziniert sind die Maikinder von der Pracht des blühenden Lebens, dass sie wie ein Schmetterling von einer Blume zur nächsten schwirren, nirgendwo verweilen sie lange, so viel gibt es zu entdecken. Als Tausendsassa (so bezeichnete mich neulich Cassandra) gelten die unter dem Sonnenzeichen der Zwillinge geborenen. So viel ‘Verschiedenes kosten sie aus, schnell sind sie gelangweilt, in die Tiefe gehen sie nicht.
Wer will es ihnen verdenken, ist ihr Geburtsmonat doch so reich an Fülle, an Meeren aus gelben Raps und weißen Dornenblüten, an Düften und schnatternden Tieren. Die Zeit ist liecht, lustig, lebendig und in sich selbst verliebt.
Doch gelingt es dem Zwilling, sich für einen Moment aus der nahen Pracht zu lösen und in die Ferne zu blicken, dann richtet sich seine Schau geradewegs auf den Abgrund des Todes.
November und Skorpion, Grab und Verderben bilden den Gegenpol zur vitalen Leichtigkeit.
Im Mythos ist Persephone wie ein Maienkind. Unschuldig und verspielt hüpft sie über die Blumenwiese und neckt sich mit den Nymphen bis Hades sie in seine finstere Unterwelt hinabraubt.
May goes November.
Tja das beantwortet wohl die Eingangsfrage. Genau DAS haben die Götter sich dabei gedacht.
Wie verbringt nun eine novemberliebende Maigeborene ihren Geburtstag am 21.05.2006?
Wie die meisten Begebenheiten in meinem Leben natürlich als Single-Event.
Seelenschwester Raven weilte auf der Fedcon und holt den Geburtstagsbesuch im Juni nach.
Auch wenn fleischlich niemand anwesend war, so hat meine kleine Seelenfamilie meiner gedacht und das ist das wichtigste.
Huch mir fällt gerade auf, bei all diesen Personen handelt es sich um Novembergeborene. Ich sage ja: May goes November
Natürlich meldete sich auch die leibliche Family mit Karte, Anruf und e-mail zur Gratulation.
Aus dem Wochenblättchen hatte ich erfahren, dass Stoffhändler aus Holland an meinem Geburtstag einen großen Markt am Steintor veranstalteten. In der Hoffnung auf ein Schnäppchen wandelte ich am Nachmittag zwischen den Ständen umher, bis mir endlich Satin entgegenglänzte. Für nur 2E/m erstand ich die typischen Persephone-Farben:
Endlich kam das Hauptereignis des Tages: mein Rendez-vous mit Robert Langdon in der Vollkommenheit der Virtualität.
Ich beneide Mr. Langdon um seinen tollen Job, auch wenn dieser manchmal lebensbedrohlich ist.
Genau wie er bin auch ich in der Welt der Symbole und Mythen zu Hause. Gralsmythos und Tempelritter begleiten mich seit meiner Kindheit. Ich hätte mir sicher, viel mit Robert zu erzählen, mal abgesehen davon, dass er ein Hübscher ist.
Nun ja, das Cinemaxx Kino 1 am Raschplatz war um 17:00 vollbesetzt und bot 150min Kinospaß.
Es heißt, der Film habe vernichtende Kritiken bekommen. Das hat er nicht verdient. Ursache der bösen Kritik ist wahrscheinlich weniger der Film an sich, sondern der Medienhype im Vorfeld des Films, der die Erwartungshaltungen in ekstatische Höhen drillte – und nun wundern sich alle, dass “The Da Vinci Code” auch nur ein Film ist und nicht der Heilige Gral persönlich.
Auch ich wunderte mich, wieso der Film nicht so spannend ist wie das Buch, bis es mir dämmerte: na ich weiß doch genau was passiert, der Film birgt keine Überraschungen mehr.
Das schrecklichste am Film war diese französische Tussie. Im Buch ist Sophie Neveu ja noch zu ertragen, organisiert clever Roberts Flucht und leistet als Kryptologin ihren Beitrag zur Lösung der Rätsel. Im Film ist Princess Sophie ein naives, spindeldürres Dummchen mit nervigen französischem Akzent, die mit großen dunklen Augen dämlich aus der Wäsche schaut. Die Schauspielerin Audrey Tautou ist eine üble Fehlbesetzung.
Wett gemacht wurde diese Besetzungsschlappe durch Sir Ian McKellen als Sir Leigh Teabing. Gegenüber Madmoiselle (Madame kann man dieses Geschöpflein kaum nennen) Tautou hat Ian McKellen mehrere Vorteile: er ist ein Mann, er ist alt und er ist einer meiner Lieblingsschauspieler, göttlich als Gandalf und vor allem als Magneto in X-men.
Und Robert? Normalerweise stehe ich überhaupt nicht auf Tom Hanks, aber ich stehe auf Robert Langdon und als Robert kommt Mr. Hanks attraktiv rüber, mittlerweile ist er alt genug dafür.
Die ganzen inhaltlichen Diskussionen um den da Vinci Code hätten einen eigenen Blogeintrag verdient.
Abends telefonierte ich noch lange mit Raven, die mir ausführlich von der Fedcon berichtete.
Und so floß mein 38. Geburtstag in das Meer der Zeit hinein.
Der Beitrag wurde am Donnerstag 25. Mai 2006 um 21:16 veröffentlicht und wurde unter Aus der Unterwelt abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. Kommentare sind derzeit geschlossen, aber Du kannst einen Trackback auf deiner Seite einrichten.
Hallo,
habe den nachfolgenden Beitrag zu –The Da Vinci Code – gefunden und finde die etwas andere Sichtweise dieses Autors auch recht interessant.
Der Link: http://heuteblog.de/2006/05/26/
Viel Spaß und schönen Abend
Andi
Hallo Andi,
vielen Dank für Deine beiden Kommentare. Schreibst Du auch in dem heuteblog, oder bist Du dort “nur” Leser?
Liebe Tharanis,
ich kann mich noch an Zeiten erinnern, da haben wir zusammen auf Cons Deinen Geburtstag gefeiert.
Sorry dass ich nicht da war, aber die FedCon ist das einzige, was mir von diesem Hobby geblieben ist. Einmal im Jahr ein bißchen im Mittelpunkt stehen und in andere Rollen schlüpfen muss für mein Ego sein. Ich komme ja schon bald zu Dir, und dann lohnt es sich auch mehr.
Die SMS habe ich übrigens geschrieben zwischen ewig dauerndem Abschminken und Pizza-Essen mit den Stuntmen in der Künstlergarderobe nach der Show. Ich war so fertig…
Und nein, es ist nicht Severus’ Zauberstab. Aber ich bin mir trotzdem ziemlich sicher, dass es Dir gefällt. :mrgreen:
Den Film möchte ich auch noch sehen, aber irgendwie finde ich keine Zeit. Und ich war schon seit Januar nicht mehr im Kino – oder sogar noch länger? Ich kann mich nicht mal mehr an mehr an den letzten Kinobesuch erinnern.