Bevor ich mich einmal mehr dem Planeten der Bekloppten und Bescheuerten zuwenden muss, möge dieser Eintrag von einer Glücksblume namens Bubo berichten, die mir das Universum am Samstag, 15.09.2007, überreichte.
Es begab sich an diesem Tage, dass ich mit meinem Bruder, meiner Schwägerin und deren Freunden einen Ausflug auf den Mittelalter-Markt in Bad Münster am Stein unternahm.
Um neun Uhr wurde ich abgeholt. Ich trug mein leuchtend grünes Samtkleid und hatte mir zwei Zöpfchen in meine Perücke geflochten.
Zunächst fuhren wir nach Frankfurt-Goldstein zu den Freunden meines Burders, wo wir alle zusammen lecker frühstückten. Danach ging es weiter in das besagte Bad Münster am Stein hinter Bad Kreuznach. Meine Begleiter hatten den Mittelalter-Markt schon öfter besucht. Die meisten trugen wie ich Gewandung und kannten sich aus. Wir stellten die Autos an strategisch günstiger Lage ab und marschierten zum Eingang des Marktes, der sich durch die gesamte Altstadt zog. Zehn Silberlinge Wegzoll mussten wir für Markt und Turnier berappen.
Sehr schön an diesem Markt ist, dass auch viele Besucher in Gewandung herumlaufen, so dass die Illusion eines Zeitsprunges ins Mittelalter fast perfekt ist.
Wir klapperten die Stände ab, den einen zog es hierhin, den anderen dorthin und dann machte mich Miri auf den Mann mit der Eule aufmerksam. Nicht nur eine Eule, nein ein Bubo bubo, ein UHU.
Eine Menschentraube hatte sich bereits um den Mann gebildet, der den Uhu auf dem Arm spazieren trug. Miris Begeisterung wurde nur noch von meiner eigenen übertroffen. Miri ist bildhübsch und elfenzart, deshalb übernahm ich es, uns eine Schneise durch die Menschen zu schlagen. Na ja schlagen war gar nicht nötig, denn die meisten hielten einen respektvollen Abstand und bewunderten den Uhu nur aus der Ferne. Ich konnte mich natürlich nicht in respektvoller Ferne halten, denn es war schon immer mein Wunschtraum, einmal einen Uhu zu streicheln und nun war endlich ein Exemplar dieser – meiner Krafttiere zum Greifen nah. Des Uhus Herrchen erkannte schnell, dass es mir ernst war und bot mir an, seinen Freund für zwei Silberlinge auf den Arm nehmen zu dürfen. Im ersten Moment hielt ich es für einen Scherz, aber als ich zwei Euro zückte, reichte er mir tatsächlich einen Falknerhandschuh.
Anziehen des Handschuhs
[inspic=26,,,0]
Er sitzt tatsächlich auf meinem Arm
[inspic=29,,,0]
Das Glück dieser Erde
[inspic=27,,,0]
Bubo und Persephone
[inspic=28,,,0]
Ich weine jetzt noch vor Glück, wenn ich die Bilder betrachte. Uhus gehören zu meiner Krafttier-Menagerie und sind Boten der Unterwelt. Endlich so nah mit einem Uhu auf Haut-Feder-Kontakt gegangen zu sein bedeutet mir unendlich viel.
So eine große Eule wiegt einige Kilo und so wurde mir schnell der Arm lahm und Bubo hoppelte zurück auf sein Herrchen.
Ein unvergessliches Erlebnis.
Die zweite Glücksblume des Tages ließ nicht lange auf sich warten, denn unweit von meiner Begegnung mit Bubo bot ein junge Dame ihre Dienste als Nackenmasseuse an. Für fünf Euro durfte man sich zehn Minuten bei ihr entspannen. Diesem Angebot konnte ich nicht widerstehen und ihre kundigen Hände förderten allerlei Verspannungen bei mir zu Tage. Die fünf Euro waren bestens investiert. Glücklicherweise hatte die Dame eine Haarklammer dabei, um meine Perückenhaare hochzustecken. Sogar ein Öl durfte ich mir aussuchen, ich wählte das mit dem blumigen Duft.
Mein Bruder meint, ich sähe auf dem Bild aus wie Schneewitchen ;-)
[inspic=30,,,0]
Nach einem kleinen Mittagessen mit Federweiser in einer Scheunentaverne, pilgerten wir auf den Turnierplatz am Fuße einer atemberaubenden Naturkulisse, die dem Ort Bad Münster den Beinamen am Stein eingebracht hatte: eine Wiese vor einem hochaufragenden, riesigen Felsen.
Die Zuschauerbänke standen in der prallen Sonne, so dass ich mich schnell auf einen Schattenplatz im Gras verzog und die ganze Vorführung für mich nur ein Hörspiel war. Irgendein Vieh muss mir aus dem Gras unter den Rock gekrabbelt sein und hat mich in den Bauch gestochen, na so was! Die Wunde Stelle ist heute noch zu sehen.
Um 18:30 waren wir wieder zu Hause. Ich fiel todmüde sofort ins Bett und bin gleich eingeschlafen.
Der Beitrag wurde am Sonntag 23. September 2007 um 11:34 veröffentlicht und wurde unter Aus der Unterwelt abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. Kommentare sind derzeit geschlossen, aber Du kannst einen Trackback auf deiner Seite einrichten.
Ooooh, der Uhu ist aber süß! Den hätte ich auch gerne auf dem Arm gehabt und gestreichelt, ich beneide Dich. So große Vögel sind faszinierend, das wissen wir ja noch von unserem letzten Urlaub aus dem Vogelpark am Timmendorfer Strand.
Das sind sehr schöne Fotos, Du siehst wirklich glücklich und sehr hübsch aus darauf! :grin:
Jaaaa, ich bin immer noch happy über meine Begegnung mit dem süßen Uhu. Die Krankheit bekommt mir :mrgreen:, vor allem die Freiheit vom schrecklichen Callcenter und das nach meinem eigenen Rhythmus leben können und nicht mehr überreizt zu sein. Das Leben kann viel einfacher sein, wenn der ständige Kampf um die materielle Existenz entfällt, aber das weißt Du ja leider selbst am besten.
Nächstes Jahr kommst Du einfach mit nach Bad Münster, der Uhu-Mann ist bestimmt wieder da.
It can’t rain all the time…