Hier ein Bericht über meine Tage bei Frank und seinem Katzenharem in Ottenstein im schönen Weserbergland.
Freitag, 14.August
Immer wenn ich zu Frank fahre, setzte ich mich ab Frankfurt in einen Intercity, der mich direkt in knapp drei Stunden nach Kreiensen bringt.
Ich hatte Glück und hatte einen Zweiersitz für mich alleine. Eng gequetscht neben einer fremden Person sitzen finde ich sehr unangenehm. Trotz Lesematerials war mir langweilig. Zunehmend gehen mir diese Reisezeiten auf die Nerven, der Weg ist eben nicht immer das Ziel. Einmal mehr wünschte ich, ich könnte apparieren und gelänge innerhalb weniger Sekunden an mein Ziel.
Passenderweise spukte mich der Zug um 15:14 direkt an der Stelle aus, an der Frank am Bahnhof auf mich wartete.
Es ist schon eine Tradition, dass wir unmittelbar nach meiner Ankunft mit dem Auto nach Salzhemmendorf in die Ith-Therme fahren.
Das Wetter war frisch genug, um dort im 34°C warmen Wasser keinen Hitzeschlag zu bekommen. Bahnen schwimmen kann man dort nicht, aber sich einfach in der Sole treiben lassen und die Schwerelosigkeit genießen. Es gibt auch ein Außenbecken, in dem man mit dem Kontrast zwischen warmen Wasser und kalter Luft experimentieren kann.
Zweimal nahm ich an der Wassergymnastik teil, die hier im Eintrittspreis enthalten ist. Zum Abschluss suhlten wir uns in einem Whirlpool.
Nach der Entspannung im Mutterelement fuhren wir nach Ottenstein in Franks Hexenhäuschen, ein rustikales Fachwerkhaus mit seinem ganz eigenen Charme und Paradies für, äh wieviel sind es denn jetzt, Katzen. Nach und nach bekam ich alle Damen zu sehen: Luna, Engelchen, Kuschel, Pauline, Phoebe von Tilan-Dru, Vandana, Mohrle. Dazu weilen manchmal noch Schwiegerkater zu besuch und einige Katzenkinder vom Nachbarn. Bei einigen Katzen handelt es sich um Verwandtschaft von meinem Albus Dumbledore.
Kuschel ist seine Oma, Phoebe seine Mama und Vandana seine (Halb)Schwester. Die zierliche Vandana hat ein Fiepsie geboren, das zweite war eine Totgeburt und mehr waren in der kleinen Vandana nicht drin. Das Fiepsies heißt Vanessa und hat weißes, fluffiges Fell mit einem grau getigerten Schweiflein. Immer wenn Vandana kreischt, bettet Frank das Fiepsie zu ihrer Zufriedenheit um.
Nach der Fiepsie-Besichtigung schlug ich mein Lager auf einem Futonbett in einem eigenen Raum auf und nestelte mir eine Oase aus Samt und Satin zusammen.
Mit knurrenden Mägen spazierten wir begleitet von Luna zur Ottensteiner Burg. Viel ist nicht mehr übrig von der Burg, auch keine Ruine, aber ein Haus, das als Restaurant genutzt wird. Wir nahmen im Burghof Platz. Ich bestellte wieder den leckeren Hirtensalat mit Schafskäse dazu geröstetes Fladenbrot und ein paar von Frank stibitzte Pommes. Weniger lecker war die zufühlens sinkende Temperatur. Ich träumte von einer Kuscheldecke und wir gingen schließlich in das Haus hinein. Viel besser.
Ich suchte mir für die obligatorische Bettlektüre ein paar Hefte von Frank (Raum und Zeit, Magazin 2000) und ein Buch über Bruno Gröning zusammen.
Für nächtliche Wanderungen reichte mir Frank eine überdimensionierte Taschenlampe. So vorbereitet konnte ich Hypnos entspannt erwarten.
Samstag, 15.August 2009
Nach einem ausgiebigen Frühstück mit frischen Brötchen, Käse und vegetarischen Brotaufstrichen, alles Bio, machten Frank und ich uns auf den Weg nach Hannover.
Ich hatte uns zu einer Meditation bei meiner früheren Meditationslehrerin angemeldet. Als ich noch in Hannover wohnte, bin ich zwei Jahre lang alle zwei Wochen Mittwochs in die Meditationsgruppe gegangen. Claudia O. gehört zu den Lichtarbeitern, ist medial begabt und channelt. Die heutige Meditation war außerhalb einer festen Gruppe und hatte weibliche Geistheiten nebst drei Maorikrieger zum Thema.
Damals hatte ich die Meditationsgruppe verlassen, es passte für mich nicht mehr, die Zeit war einfach vorbei. Doch in all der Zeit war mir immer klar, dass ich noch einmal zu Claudia gehen muss, um dieses Kapitel meines Lebens abschließen zu können. Ich empfing daher Claudias Newsletter und nun endlich hat es terminlich geklappt.
Erst auf dem Weg nach Hannover merkte ich, dass wir zu spät dran waren. Ich hatte Mitschuld an der Verspätung, denn ich sprang auf dem Weg noch bei KIK herein, um eine Vliesdecke für kühle Abende zu kaufen.
Mon Dieu, eine Katastrophe, wo ich Pünktlichkeit doch so schätze, wie peinlich, wenn wir mitten in die Meditation rein platzen und mit unserem Geklingele stören.
Frank hingegen blieb die Ruhe in Person. Am Ende waren wie ca. 15 Minuten zu spät und tatsächlich hatten die anderen Damen schon angefangen. Ich unterhielt mich kurz mit Claudia und versuchte mich an die neuen Räume zu gewöhnen. Claudia war nämlich mit ihrer Praxis vor zwei Jahren umgezogen, kurz nachdem ich die Gruppe verlassen hatte.
Der Meditationsraum war erheblich kleiner als der frühere und, das schlimmste, alle saßen auf Stühlen. Habe ich schon mal erwähnt, wie ungern ich auf Stühlen sitze? Ich weiß nie wohin mit meinen kurzen Beinen, die unbequem herab reichen. Mit Fußschemel erführe ich eine Linderung, aber wo werden zu Stühlen schon Fußschemel gereicht? Sonst saßen wir immer auf dem Boden und ich legte mich hin.
Eine rechte Gruppenenergie wollte auch nicht aufkommen, oder ich fand mich nicht in die Gruppe ein. Mit Rückenschmerzen und Bauchschmerzen kämpfend hatte ich kaum Konzentration für die Meditation übrig. In der anschließenden Gesprächsrunde, in der man von seinen Erlebnissen während der Versenkung berichten konnte, sagten die meistens nichts, sehr ungewöhnlich. In der Pause nahm ich mein Opium, aber dadurch wurde es nicht besser.
Ich war froh als es um 13:30 zu Ende war. Claudia hatte eine halbe Stunde früher aufgehört, vielleicht hatte sie gemerkt, dass die Gruppe unkonzentriert war. Frank sagte, er habe sich in der Gruppe unwohl gefühlt, weil er als einziger Mann eine Abneigung gegen Männer verspürt habe.
HANNOVER. Juhu, ich war in Hannover, alles war so vertraut als wir durch die Stadt fuhren, da kamen Heimatgefühle auf. Frank fuhr mit mir bei der Loccumer Straße 7b vorbei. Mein altes Sanktuarium ist wieder vermietet, grummel, das gönne ich den neuen Mieter nicht. Baskal oder so ähnlich stand am Klingelschild.
Seufz- und schon musste ich mich wieder verabschieden und wir fuhren zurück ins Weser Bergland. In Bodenwerder besuchten wir direkt an der Weserpromenade ein italienisches Restaurant. Eigentlich wollten wir Eis essen, aber mir war nach etwas Herzhaftem, also verschwanden Salate in unseren Mägen.
Nach einer kurzen Pause in Franks Hexenhaus fuhren gegen 17:00 nach Lichtenhagen, einem Nachbarort von Ottenstein.
Hier hatte Dr. Sawalies, ein Psychologe aus Düsseldorf, ein Fachwerkhaus gekauft, welches restauriert und als Seminarhaus genutzt werden soll. Auf dem dazu gehörigen Gelände hat er unterstützt von seinem Bruder einen Steinkreis im Stil einer germanischen Thingstätte errichten lassen. Als ich mir die Website dazu durch las, hatte ich Schwierigkeiten das Seminarhaus eines Schulpsychologen mit einem Thing in Verbindung zu bringen, however, kann ich an diesem Thema natürlich vorbei gehen und ich freue mich, dass hier der Kultur unserer Vorfahren gedacht wird.
Auf dem Programm der Einweihungsveranstaltung standen für Samstag diverse Vorträge, ein Schamane und, last but not least, ein Buffet.
Das Gelände war hübsch zu recht gemacht mit Wimpeln und Tüchern an den Bäumen, ausgezeichnete Aussicht, der Steinkreis klein aber oho, das Fachwerkhaus noch verfallen und unrenoviert, angereichert mit uralten, im Verfall begriffenen Möbeln, voller energetischem Dreck, gruselig geradezu, der erste Stock nur über eine steile, wackelige Stiege zu erreichen, die ich wie Franks Stiege nur rückwärts herunter gehen kann.
Aber wir saßen ja draußen auf Bänken und Tischen im einem lauen Sommerabend.
Mit Verspätung hielt der Psychologe seine Eröffnungsrede. Er sei von einem Historiker angeschrieben worden, der ihm Vorhaltungen bezüglich der Thingstätte gemacht hätte, sei doch wohl bekannt, dass die Nazis auch Things errichtet hätten und das ganze Reich mit diesen Stätten hatten überziehen wollen. Wer also ein Thing aufbaute, begäbe sich in das Fahrwasser der Nazis. Verwundert stellte der Historiker fest, dass man auf Herrn ……. Homepage sonst gar keine Hinweise auf eine rechtsradikale Gesinnung fände.
ARGH! ICH KANN ES NICHT MEHR HÖREN -NAZIIIIIIIIIS!
Diese Nazi-Neurose wird im Laufe der Zeit immer schlimmer statt besser. Der Nazi-Neurotiker ist überzeugt, dass Nationalsozialismus ansteckend ist. Alles was jemals von Nazis berührt, eingeatmet, ausgesprochen oder gestreift wurde ist ewiglich mit dem Nazi-Virus kontaminiert und muss in die Quarantäne des Vergessens gesteckt werden, so lange es nicht der Aufrechterhaltung des Naziverbrechen-Schuldkomplexes dient.
Weil die Nazis sich eines verzerrten Germanenbildes bedienten, ist jetzt alles Germanische nationalsozialistisch. Die basisdemokratische Einrichtung des Things, das zur Rechtsprechung und Kommunikation innerhalb eines oder mehrere Stämme diente, ist allezeit zu einem Ort des nazistischen Ungeistes geworden, ganz gleich ob es Tausende Jahre vor oder 70 Jahre nach den Nazis errichtet wird.
Der Psychologe nahm es gelassen, schwul und mit einem Schwarzafrikaner verehelicht, fühlt er sich zurecht über jeden Nazi-Verdacht erhaben und lud den Historiker ein, heute einen Vortrag über seine Nazi-Things zu halten. Glücklicherweise blieb uns das erspart, warum auch immer, der Historiker war verhindert.
Da lauschte ich lieber dem ungewohnt spannenden Vortrag einer Dame über die altgermanischen Thingstätten. Sehr interessant und trotz der patriarchalen Struktur hatten auch die Frauen was zu sagen, vielleicht kaufe ich mir das Buch dazu.
Schließlich lud der Schamane die Besucher in den Steinkreis ein, um ein Vorritual zu beginnen.
In seiner Ansprache wies er darauf hin, das Christentum sei mit Gewalt den Germanen aufgezwungen worden, JA, sehr sympathisch. Das Vorritual bestand hauptsächlich aus Räuchern und Singen. Zu meinem Entsetzen wurde ein Lied über den Erzengel Michael gesungen. Hä? Ich fühlte mich im falschen Film, wo waren die Runen, wo waren die Asen und Vanen? Ich fühlte mich verarscht und sang nicht mit.
Dennoch entschied ich mich für eine Teilnahme am Hauptritual Sonntagmorgen um 5:00!
Nach dem leckeren Buffet machten wir uns auf den Heimweg. Ich war müde und sank auf mein Schlaflager.
Sonntag, 16.August 2009
Kurz bevor mein Handywecker um 04:25 flötete, erwachte ich und rollte aus dem Bett. In kühler Finsternis fuhren Frank und Ich nach Lichtenhagen. Der Schamane war schon im Steinkreis zu Gange. Ich setzte mich auf einen der Felsbrocken und mumelte mich in meiner Decke ein. Was der Schamane da werkelte mit Wasser, Feuer und Räucherung war für mich nicht zu ergründen. Im Grunde schauten wir alle zu, bis er Anfing Aufgaben zu verteilen, wobei ich leer ausging, was wahrscheinlich daran lag, das ich meine Hände für das Festzurren der Decke brauchte und so keine Hand frei hatte.
Wir mussten keinen geschlossenen Kreis bilden, es entstand kein spürbares Energiefeld, es war eher Freestyle. Höhepunkt war, als wir den Steinkreis verließen und auf dem Gelände nach unten gingen, wo eine Art Eingang zur Unterwelt errichtet worden war. Frank hatte die Ehre das geweihte Wasser zu tragen. Dazu wurde Kampfer und Weihrauch verräuchert und Honig verschmiert. Das Erzengel-Michael-Lied vom Vortag wurde wieder gesungen. Am Ende kehrten wir zum Steinkreis zurück und jeder durfte sich etwas wünschen, in dem er/sie mit den Fingern eine braune Pampe aus einem Topf kratzte und ins Feuer warf.
Zum Abschluss wurde die Pampe zum essen herum gereicht. Sie entpuppte sich als zimtiger Milchreis, süß und lecker.
Als wir den Steinkreis verließen war längst die Sonne aufgegangen, es war sieben Uhr.
Die Einweihung einer germanischen Thingstätte habe ich mir sehr anders vorgestellt. Nun denn, abgelegt unter der Rubrik: interessante Erfahrung.
Ich legte mich wieder ins Bett und war erst gegen 10:00 wieder ansprechbar. Wir fuhren zum Sonnengarten, ein Bioladen mit Cafe, in dem es ein leckeres Frühstücksbuffet gab. Die Sonne funkelte wieder so heiß vom Himmel, dass wir nach einer Weile in den Schatten gehen mussten.
Eigentlich hatte ich mir für Sonntag einen Ausflug nach Goslar mit Besuch der Kaiserpfalz und eines Bergwerkes ausgesucht. Aber als ich nach dem Frühstück immer noch müde war und die Temperatur immer höher kletterte, legte ich mich lieber nochmal hin und kam erst nachmittags wieder hoch.
Wir entschlossen uns für einen Schwimmbadbesuch in einem Naturschwimmbad, will heißen, das Becken war wie ein künstlicher See angelegt und kam ohne Chlor aus. Das Wasser war ziemlich kalt, deshalb war der Einstieg nicht so einfach, aber einmal drin war es herrlich erfrischend. Anschließend legten wir uns zum Trocken auf unser Deckenlager und stöberten in den mitgebrachten Zeitschriften. Frank holte uns Kaffee und Eis.
Das Abendessen nahmen wir in Bodenwerder bei einem Griechen an der Weserpromenade ein. Ich futterte Salat und Riesenbohnen in Tomatensoße. Zum Abschluss des Tages machten wir noch einen Spaziergang an der Weser entlang und setzten uns in Franks wilden Garten.
Montagmittag brachte mich Frank nach Kreiensen und ich tuckerte zurück in heimatliche Gefilde.
Es waren schöne, ereignisreiche Tage mit Frank und ich bin froh und stolz, ihn als Freund zu haben!
Der Beitrag wurde am Freitag 4. September 2009 um 20:26 veröffentlicht und wurde unter Oberwelt-Abenteuer abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. Kommentare sind derzeit geschlossen, aber Du kannst einen Trackback auf deiner Seite einrichten.