Warning: Creating default object from empty value in /www/htdocs/w0064309/tharanis/wp-content/plugins/role-scoper/taxonomies_rs.php on line 100

Warning: Creating default object from empty value in /www/htdocs/w0064309/tharanis/wp-content/plugins/role-scoper/taxonomies_rs.php on line 100
Persephones Welt » Mammuthus primigenius

Blog

Mammuthus primigenius

20. Mai 2006

Mit reichlicher Verspätung hier endlich mein Bericht von der Mammutausstellung in Braunschweig. Als ich diese Zeilen ursprünglich schreiben wollte, kam mir im April das göttliche Lachen dazwischen. Das Lachen ist mir längst wieder vergangen, aber die Mammuts haben ihren Bericht nach wie vor verdient.
Here we go.

Im Spektrum der Wissenschaft spezial “Mensch Mammut Eiszeit” vernahm ich die Kunde von einer Mammutausstellung in Braunschweig. Wegen meiner bereits beschriebenen Affinität zur Eiszeit war klar, da muss ich hin.

Mammut Ticket

Gegen Erwerb eines Niedersachsen-Tickets Single für 17€ brachte mich am 08.April 2006 ein Regionalzug der Deutschen Bahn binnen 45 Minuten nach Braunschweig.
Dank des von den Braunschweiger Verkehrsbetrieben engmaschig um die Stadt geschlungenen Netzes gondelte ich mit Buslinie 419 innerhalb von 10 Minuten zur Pockelstraße und damit zum Naturhistorischen Museum.
Das Museum war alt, klein und beschaulich, natürlich kein Vergleich zu den Naturhistorischen Museen in London oder Wien, die zu besichtigen ich die Ehre hatte und auch kein Vergleich zum (ehemals) heimischen Senckenberg-Museum.
Gegen 4€ Eintritt schritt ich zunächst die Dauerausstellung ab. An einem Samstagvormittag waren die Menschen mit ihrer Lieblingsbeschäftigung: Shoppen okupiert, so dass nur wenige Besucher meine Wege im Museum kreuzten. Ganz allein wandelte ich durch die düsteren Diarama-Gänge. Hier tummelten sich ausgestopfte Tierkadaver in gekünstelten Minilandschaften. Ich malte mir aus, wie es wohl wäre, in ein solches Diarama hineinzutauchen und alles zum Leben zu erwecken.

Im zweiten Stock begann dann endlich die Mammut-Ausstellung.
Wer heute von einem Mammut spricht meint in der Regel das Wollhaarmammut Mammuthus primigensis, welches gemeinsam mit unseren Vorfahren lebte.
Erstaunlicherweise ist diese Mammutart keineswegs so riesig, wie es in unserer Vorstellung herumtrampelt. Es hat etwa die Größe eines rezenten Indischen Elefanten. Weit imposanter ist dagegen der Vorgänger, das Steppenmammut Mammuthus trogontheri mit einer Schulterhöhe von über 4,50m.
Nichtsdestotrotz ist Mammuthus primigensis natürlich ein beeindruckendes Tier und wegen der im sibirischen Permafrostboden gut erhaltenen Kadaver sehr gut erforscht. Noch heute werden Schmuckstücke aus Mammutelfenbein gefertigt, eines davon ziert meinen Hals.
Haare, Haut, Fleisch, Blut und innere Organe haben uns die paläontologischen Tiefkühltruhen Sibiriens hinterlassen, inklusive sich damals ereignende Tragödien.

Besonders traurig ist das Schicksal des Mammutbabys Dima. In einer Tonaufnahme wurde herzzerreißend geschildert, wie das am Fuß verletzte Mammutbaby Schwierigkeiten hatte, mit der Herde Schritt zu halten, daher kaum zum Trinken bei Mama Mammut kam und entsprechend geschwächt war, als es im Schlamm eines Flusses versank. Tagelang habe Dimas Überlebenskampf gedauert. Seine Mama sei ihm nicht von seiner Seite gewichen, habe gierige Raubtiere von ihm ferngehalten, doch sie konnte ihr Kind nicht retten und musste hilflos seinem Todeskampf zusehen.
Natürlich wissen wir nicht, ob es wirklich so war, aber ich bin sicher, dass bei einer Tragzeit von 22 Monaten und einer relativ langen Säugzeit Mammutmütter ihre Babys tatsächlich niemals im Stich lassen – im Gegensatz zu diversen Menscheneltern. :cry:

Nach dieser tränentreibenden Geschichte ging es nüchterner weiter mit Haarproben, Stammbäumen und den Zeitgenossen der Mammuts wie Höhlenbären, Rentieren, Moschuchsochsen.
Da ging die Mammut-Ausstellung auch schon wieder in die Dauerausstellung mit dem Thema: durch Menschen ausgerottete Tiere über.
Das ist sicher das traurigste Kapitel in der an traurigen Kapiteln reichen Geschichte dieses Planeten. :sad:

Wir alle wissen ja: Pinguine leben nur in der Antarktis, doch einst war die ähnliche ökologische Niesche in der Arktis von einem pinguinähnlichen Vogel, dem Alk besetzt. Die Evolutionsbiologie nennt das konvergente Entwicklung. Der Alk Pinguinus impennis wurde von Seeleuten wegen seines Fleisches gejagt – bäh dieses fleischfressende Pack!
In der Tierenzyklopädie habe ich folgenden grausamen Bericht gefunden:

“Die Riesenalke und ihre Eier schmeckten wie Gänse und deren Eier sehr gut. Dazu lebten sie auch noch in unvorstellbaren großen Mengen, an die für Menschen leicht erreichbaren Küsten. Sie waren schlechte Läufer und deshalb an Land auch leicht zu fangen, was dazu führte, dass die Kapitäne auf ihren langen Fahrten ins Nordmeer gar kein frisches Fleisch mehr mitnahmen, es stand ja reichlich und frisch zur Verfugung. Man stoppte also kurz die Fahrt, ging an Land und fing so viele Riesenalke wie man nötig hatte, schlachtete sie gleich oder nagelte sie mit den Füßen am Deck fest und bewahrte sich so frisches Fleisch für spätere Zeiten auf. War die Stimmung an Bord nur noch schwer erträglich, was ja bei längeren Nordmeerfahrten mit den langsamen Segelschiffen häufiger vorkam, besuchten die Matrosen eben mal eine Insel, wo viele Riesenalke lebten und bauten dort ihre Aggressionen ab. So berichtet 1534 der Kapitän Jaques Cartier, dass seine Männer ein paar Tausend Meergänse nur mal so zum Zeitvertreib erschlagen haben. Weil dies sich oft wiederholte, ging der Bestand schnell zurück und am Ende des 18. Jahrhunderts waren schon alle Riesenalke an den amerikanischen Küsten ausgestorben. Die Inselbewohner im Nordmeer fingen im Herbst die Riesenalke ein, sperrten sie in kleine Ställe und deckten damit im Winter ihren Nahrungsbedarf. Am 1. Juli 1806 starb der letzte Riesenalk auf den Färoerinseln und 1821 ließ der letzte Riesenalk auf den Hebriden sein Leben. Danach gab es nur noch eine Kolonie im Nordmeer.”

Ich sag es ja immer wieder: Misanthropy is the logical conclusion.

Kaum zu glauben, aber das traurige Schicksal des Alks läßt sich nocht toppen – denn noch schlimmer muss es der Riesenseekuh Hydrodamalis gigas ergangen sein.
Sie wurde im 18. Jahrhundert binnen 27(!) Jahren nach ihrer Entdeckung durch den Menschen ausgerottet. Wie brutal das angebliche Ebenbild Gottes dabei vorging schildert folgender Bericht:

“Die Jagd auf Seekühe verlief folgendermaßen: Ein langes Tau, an dem ein großer Eisenhaken befestigt war, wurde an einem Ende von mehr als zwanzig Mann am Ufer gehalten. Fünf Mann ruderten mit einem Boot hinaus, wobei der stärkste Matrose am Bug stand und das andere Tauende mit dem Haken in Bereitschaft hielt. Vorsichtig näherten sie sich einer Herde von Riesenseekühen und hielten auf ein Tier zu. Dann stieß ihm der Harpunier den Haken in den Leib. Die Männer am Ufer zogen mit aller Kraft am Tau. Wild peitschte das verwundete Tier das Wasser, die Männer im Boot schlugen mit Bajonetten, Messern, Speeren, mit allen zur Verfügung stehenden scharfen Eisenwerkzeugen nach Kräften auf das Tier ein. Das Tier wurde folglich immer schwächer, verblutete und gab schließlich Ruhe. Doch fast 30 Mann hatten noch alle Mühe, die tonnenschwere Beute langsam, Zug um Zug, an Land zu holen. Dann stützten sie sich, mit Messern und Säbeln bewaffnet, auf das noch lebende Tier und schnitten große Stücken Fleisch und Fett heraus.”

Bäh ich will hier weg. Es ist doch nicht auszuhalten auf dem Planet der Bescheuerten und Bekloppten. :evil:
Selig sind die Leidvergessenen, die Verdränger, denen nicht täglich die Sinflut der Schmerzen durch das Bewußtsein rauscht.

Nach diesen traurigen Informationen futterte ich im benachbarten Park meinen Proviant und tapste schließlich zu Fuß Richtung Innenstadt zur Welfenburg Dankwarderode.
Nun ja, so eine Burg mitten in der Stadt kann es natürlich nicht mit der sturmumpeitschten Romantik einer aus wildem Feld über Baumwipfeln emporgewachsenen Burg aufnehmen. So war auch leider nur ein Saal mit einer kleinen Mittelaltersammlung zu besichtigen:
Entrückte Marien und ausgemergelte Christusleiber bildeten einen seltsamen Kontrast zu den seidenbestickten Kaseln (Messgewand der Priester) und goldenen Zimborien (Gefäß zur Aufbewahrung der Hostie während der Konsekration. Für Nicht-Katholiken: Konsekration = Umwandlung der Hostie in den Leib Christie).
Anschließend sprang ich noch schnell in den frühgotischen, heute protestantisch bewirtschafteten Dom, dann quengelten meine Füße und Ischias und riefen zur Heimkehr auf.

Auf dem Weg zum Bahnhof mit Trambahn 1 tuckerte ich an einer Baustelle mit großem Schild vorbei: Hier enstehen 150 Shops und 1700 Parkplätze.
Shops und Parkplätze, das seinen die einzigen Errungenschaften der Zivilisation zu sein, die sich durchgesetzt haben.
Wozu braucht Braunschweig noch mehr Schuhläden, Handyshops oder Boutiquen mit übterteuerten Designerklamotten oder sonstigem Zeugs, was man noch nie haben wollte?
Es ist erschreckend wie viel des knappen Lebensraums für Shops und vor allem Parkplätze vergeudet werden.

Und so kehrte ich zurück in meine Wohnung und versuchte vergebens den Schmerz der Welt in einem heißen Sprudelbad abzuwaschen. :roll:

Der Beitrag wurde am Samstag 20. Mai 2006 um 00:58 veröffentlicht und wurde unter Oberwelt-Abenteuer abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. Kommentare sind derzeit geschlossen, aber Du kannst einen Trackback auf deiner Seite einrichten.

Ein Kommentar

« nächster Eintrag   vorheriger Eintrag »

Verschiedenes


Warning: gzinflate(): data error in /www/htdocs/w0064309/tharanis/wp-includes/http.php on line 1787

Twitter

  • Twitter ist zur Zeit nicht erreichbar.

Archiv

Kategorien

Suche

RSS-Feeds

Anmeldung

Statistik

Benutzer: 13
Kommentare: 771
Posts öffentlich: 130
Posts privat: 23
Wörter gesamt: 226096
Wörter Ø pro Post: 1468
Besucher heute: 13
Besucher jetzt online: 1
Autoren: 1