Freitag, 13.Juni 2008
Beim Ticketkauf investierte ich ein paar Euro mehr und wählte eine Platz in der ersten Klasse, um Reisestreß und Überreizung zu reduzieren und nicht als Nervenbündel bei Frank anzukommen.
Bequemerweise konnte ich direkt von Frankfurt mit einem Intercity nach Kreiensen hinter Göttingen fahren, wo mich Frank abholte. In einer ca. 50minütigen Autofahrt ging es zu seinem Fachwerk-Hexenhäuschen in dem hübschen Dorf Ottenstein. Hier warf ich einen Blick auf die knapp drei Wochen alten Fiepsies, Katzenkinder von Phoebe von Tilan-Dru. Eines davon, den schwarz-weißen Aslan, hatte ich mir auf Grund von Bildern bereits als meinen Schützling ausgesucht. Es war bestürzend zu sehen, wie sehr er in seiner Entwicklung seinen beiden Wurfgeschwistern hinterher hinkte und wie schlecht es ihm ging. Doch noch hofften wir, dass er es schaffen würde, sich zu erholen. Wie ich bereits im Blog geschriebe habe, ist der kleine Aslan eine Woche später am 19.Juni verstorben und ich werde heute Abend wieder eine Kerze auf meinem Hausaltar anzünden.
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Aslan war von Geburt an der kleinste und schwächste seines Wurfes. Mit der Zeit blieb er immer weiter hinter seine Geschwistern zurück. Auch auf den Bildern steht er immer im Hintergrund oder abseits.
Zwischendurch waren wir im Sonnengarten, einem Öko-Kaffee, und futterten Nusstorte. Der Inhaber des Sonnenhofs macht bei Franks Aktion zur Schaffung einer gentechnikfreien Zone Ottenstein mit und hatte eine Unterschriftenliste bereit liegen, in der ich mich verewigte, weil ich absolut gegen Gentecknik jenseits mikrobiologischer Forschungslabore bin, weil damit alle Horror-Utopien der Science Fiction Filme gerade dabei sind, wahr zu werden und man vor diesem Terror nur noch in den Tod flüchten kann.
Für alle Fälle hatte ich meinen Badeanzug mitgenommen und machte Frank den Vorschlag, ein Thermalbad zu besuchen. Wir entschieden uns nach Franks Empfehlung für das beschauliche Ith-Solebad in Bad Salzhemmendorf.
Ich mag solche ruhigen Alte-Leute-Bäder ohne lärmende Plagen und gemütlich heißem Wasser. Ich muss es zugeben, seit der Krebserkrankung, vielleicht auf Grund des damit verbundenen Hormonverlustes, friere ich viel leichter als vorher und normal beheizte Hallenbäder mit 29 Grad Wassertemperatur ist mir fast zu kalt. Dagegen ließ es sich in den Sole-Becken mit 32, 34 und sogar 36 Grad sehr gut aushalten. Mon dieu wie dekadent, früher bin ich in die 13 Grad kalte Ostsee gehüpft.
However, das Suhlen im aufgewärmten Solewasser war ein sinnlicher Genuß und als zur Wassergymnastik aufgerufen wurde, war ich mit dabei, das ist die einzige sportliche Betätigung die mir Spaß macht, so lange sie nicht zum Terminzwang wird.
Auf dem Rückweg kehrten wir bei einem Italiener zum Abendessen ein. Ich futterte Salat und Spaghettie. Das Essen war lecker, weniger lecker war die Lärmbelästigung durch einen laut gestellten Fernseher mit Fußballübertragung. Frank bat um Minderung der Lautstärke. Diesem Wunsch wurde zunächst entsprochen, aber irgendwann haben es die Italiener offenbar nicht mehr ausgehalten und drehten wieder auf. Zum Glück ist dieses kollektive Wahnerleben bald wieder vorbei. Ich werde nie begreifen, wieso ein paar über grellgrünes Gras torkelnde Gestalten solche überschwappenden Emotionen auslösen.
Der Abend war schon fortgeschritten, als wir zu Frankens Heimstätte zurückkehrten. Ich schlug mein Schlaflager auf einem Futonbett auf und musste feststellen, dass ich bei dem kühlen Schauerwetter besser eine Decke mehr eingepackt hätte. Nicht das Frank keine Decken gehabt hätte, aber was mein Bettzeug betrifft bin ich Monk ;-)
Samstag, 14.Juni 2008
Ich schlief ganz gut und war dennoch etwas müde als ich mich zu dem ausgiebigen Frühstück mit Biobrötchen und Bio-Käse und ebensolche veganen Brotaufstriche niederließ – super lecker.
So gestärkt begannen wir unsere Ausflugstour. Leider war es nasskalt und verregnet aber wenigstens machte der Regen bis auf eine Ausnahme gerade eine Pause, wenn wir etwas besichtigten.
Erstes Ziel war das Schmetterlingshaus in Uslar, wo wir schon an der Kasse von einem frisch geschlüpften Riesenschmetterling begrüßt wurden. Die Anlage erinnerte mich an das inzwischen nicht mehr existente Regenwaldhaus in Hannover. Im tropischen Klima konnte ich mich gut aufwärmen. Anfangs sahen wir fast keinen Schmetterling, aber je länger wir verweilten, desto mehr zarte Flattertierchen tauchten plötzlich auf, der Blick muss eben erst den richtigen Fokus bekommen. Wir ließen uns auf eine Bank nieder und verfielen beide in eine Halbschlaf-Meditation.
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Zweiter Anlaufspunkt war eine Miniaturausstellung von Mühlen und berühmten Schlössern und Burgen. Es dauerte nicht lange und wir mussten uns wegen eines Wolkenbruchs unterstellen und fuhren dann weiter zu unserem eigentlichen Ziel, die Sababurg, auch bekannt als Dornröschen-Schloss, in Nordhessen gelegen.
Diesen Ausflug hatten wir bereits letztes Jahr geplant als ich Frank im November besucht hatte und mir in einem Restaurant ein Buch über Sehenswürdigkeiten in die Hände fiel.
Ich mag das Märchen Dornröschen wegen seiner Symbolik, schließlich bin ich die dreizehnte Fee ;-) Da fällt mir ein, dass ich vor einigen Jahren ein Essay über Dornröschen geschrieben und nie veröffentlicht habe. Es wird Zeit diesen Text in die Welt zu bringen.
Leider gab es gar nicht viel zu besichtigen, denn im Schloss ist ein Hotel untergebracht. So gab es nur einen kleinen aber hübschen Rosengarten und die Ruine einer Halle mit Kamin.
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Am Fuße der Saba-Burg hatte der Reinhardswaldmaler sein Refugium errichtet. Er verkaufte neben eignen Gemälden mit Landschafts- und Bauerngehöft-Motiven, kleinen Kruschelkram, den ich mir gut verkneifen konnte, bis ich dann auf einen polierten Stock aus gewunden gewachsenen Holz stieß. Dieser Hexenstab hatte nur auf mich gewartet und Frank entschloss sich spontan, mir den Stab nachträglich zum Geburtstag schenken. DANKESCHÖN
Der Reinwaldsmaler identifizierte mich an hand meiner Erscheinung als eine von den spirituellen Leuten und ich fragte ihn, aus welcher Baumart das Holz geschnitten sei: Haselnuss und er umrankte die Stengel mit Efeu, damit sie ihre Windungen erhielten. Haselnuss, der alte Hexenbaum, das passt sehr gut. Zufrieden stapfte ich davon.
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Auf diesem Bild kommt der Stab ganz gut zur Geltung. Er steht mir doch gut!
Viel lebendiger ging es da im benachbarten Tierpark zu. Der Park war riesig groß und deshalb für mich nur auschnittsweise zu bewältigen. Das Konzept, den Tieren sehr viel Platz zu gewähren, ist natürlich sehr löblich und dafür verzichte gerne auf die Begegnung mit ihnen.
Wir kehrten zunächst in dem pargeigenen Restaurant ein. Leider hatten auch viele andere diese Idee. Es wimmelte von kreischenden Kinder und die Geräuschkulisse schnitt mir so scharf ins Trommelfell, dass ich mir Ohropax in die Ohren stopfen musste.
Ich bestellte eine heiße Schokolade, Gütesiegel ungenießbar und verwässert. Hätte ich mir doch auch den leckeren Apfelkuchen bestellt, mit dem sich Frank verwöhnte.
Anschließend stiegen wir einen Berg zu einer Greifvogel-Flugshow hinauf. Ich liebe diese Flugshows und besuche sie, wo immer sich mir die Möglichkeit bietet. Höhepunkte waren der Weißkopfseeadler, der über unsere Köpfe hinabdonnerte und die Schneeeule, die von Kindern gestreichelt werden durfte, ich bin auch ein Kind.
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Weiter ging es in den Streichelzoo, der allerdings nur aus Ziegen bestand, die mit Futter aus dem bereit gehängten Automat gefüttert werden durften. Das macht Spaß, dachte ich. Offenbar waren die Ziegen ausgehungert, denn nicht nur dass sie mich umrundeten, nein sie sprangen an mir hoch – nicht eine, nicht zwei, nicht drei, nein ganz viele auf einmal stellten ihre Vorderhufen auf mir ab. Besonders aggressiv waren die Böcke, die alles für sich haben wollten, während ich gerecht verteilen wollte. Auf dem Foto ist mir der Unmut über den Interessenkonflikts ins Gesicht geschrieben.
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Mein neues Kleid und meine Tasche waren spritzedreckig, aber wozu gibt es Waschmaschinen.
Schließlich fuhren wir zum Höhepunkt des Tages: der alte Zauberwald, in dem sich der Mensch nicht einmischte, alte Bäume nicht wegstahl und sie stattdessen dem natürlichen Prozess der Verrottung überließ.
Ein solcher Wald hat natürlich eine andere Aura als die ordentlich aufgeräumten Forste, die man uns sonst als Wälder präsentieren will. Der Unterschied war sofort zu spüren, hier gedeihen die Naturgeister noch prächtig und ringeln sich um die Äste. Dummerweise stampfte ausgerechnet ein Liebespärchen hinter uns her, nerv und kam uns beim fotographieren in die Quere. Nicht mal im feucht verregneten Zauberwald hat man Ruhe vor der Menschheit.
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Trotzdem machte Frank ein paar schöne Bilder von mir und den Bäumen. Ich kletterte auf den Wurzeln herum, bei meiner Gewichtsklasse und mit einem bodenlangen Kleid kein einfaches Unterfangen. In die Eiche hinein, so wie es das Liebespaar vorgeturnt hatte, schaffte ich es jedoch nicht.
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Nach einer kleinen Runde endete unser Ausflug und wir fuhren zurück nach Ottenstein.
Bei meinem Eintrag zu Ehren Aslans hatte ich schon erwähnt, dass wir Samstagabend Aslan zu einem Tierarzt brachten, weil er immer weniger wurde und jämmerlich vor sich hinfiepste. Ich hatte während der Fahrt Mutterkatze Phoebe und Aslan im Katzenkorb auf dem Schoß. Phoebe machte Radau und mir Angst und Bange, dass sie ihren kleinen Sohn zerquetschen könnte. Doch irgendwann fanden beide die richtige, ungefährliche Stellung.
Viel konnte der Tierarzt nicht machen. Er gab Frank eine Salbe mit, wahrscheinlich eine antibiotische Paste, aber das sollte nichts mehr helfen, HEUL. Leider kommt es oft vor, dass nicht alle Fiepsies überleben.
Völlig ausgehungert kehrten wir zum Essen in die Burg Ottenstein ein. Ich bestellte einen riesigen Salatteller mit Fetakäse, der ausgezeichnet schmeckte und mich zusammen mit Fladenbrot und ein paar Pommes von Frank sehr gut sättigte.
Katze Luna begleitete Frank übrigens zur Burg und wartete draußen auf ihn, bis er wieder herauskam, wie süß.
Sonntag, 15.Juni 2008
Es gab wieder ein ausgiebiges Biofrühstück umringt von den Katzen. Ich verabschiedete mich von Aslan, Balu und Vandana und packte meine Sache.
Frank kutschierte mich wieder nach Kreiensen zum Bahnhof und eh mich versah, war die Wochenend-Reise schon wieder zu Ende und ich kehrte in mein Sanktuarium zurück, wo mich Q – de Lancie schon sehnsüchtig erwartete.
Der Beitrag wurde am Sonntag 29. Juni 2008 um 14:09 veröffentlicht und wurde unter Oberwelt-Abenteuer abgelegt. Du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. Kommentare sind derzeit geschlossen, aber Du kannst einen Trackback auf deiner Seite einrichten.
Schöne Fotos!
Der Adler und Hedwig sind klasse. Und was für ein riesiger Baum – in den wäre ich allerdings auch nicht gestiegen. Wer weiss, was darin für ein Krabbelgetier umherwuselt. :???:
@Raven:
Oh da spricht wieder Monk , an das Krabbelgetier hatte ich gar nicht gedacht, aber jetzt wo Du es sagst, grusel.
An Vögeln wie Adlern und Hedwigs und natürlich Raben kann ich mich gar nicht satt sehen. Komisch, Raben sind bei diesen Shows nie dabei, obwohl sie doch so klug sind und sich zähmen lassen. Vielleicht liegt es daran, dass Raben nicht zum Aufgabengebiet der Falkner gehören. Sehr schade.